Dunkles Licht
wofür?«
»Für die Rettung des Oberhaupts heute Morgen.«
»Ihr wart zu dieser Zeit völlig durcheinander. So etwas ist nicht geschehen.«
»Aber John Hawke ist ein Agent der Krone. Er hat für uns gearbeitet, seitdem wir seine Flucht aus Schweinetrog organisiert haben. Seine Verletzungen beweisen, wie mutig er sich für seine Freunde einsetzt, also haben sie ihm vertraut. Weiterhin hat er immer gegen die Gewalt gepredigt! Er war es, der heute Morgen persönlich in den Palast kam, um uns vor der Mine zu warnen, die unter dem Tempel gelegt worden war. Ihr schuldet ihm Euer Leben, Eure Exzellenz, ebenso wie Eure Kollegen. Ich möchte, dass er sogleich freigelassen wird.«
»Ihr schwört, dass dies die Wahrheit ist?«
»Gewiss«, erwiderte Kipping. Die letzten paar Sätze waren die Wahrheit.
»Wenn seine Heiligkeit sich Eurem Preis verweigern würde, was dann?«
»Dann würde ich dieses Material dem Großen Rat übergeben, und ihre Lordschaften würden sich damit befassen.«
Scheinbar ein Zeitalter lang saß Eastwell da und starrte Kipping an. Kipping erwiderte den Blick, wobei er seinen Zorn darüber zeigte, zu dieser schäbigen Absprache gezwungen worden zu sein. Eastwell wägte zweifellos seinen eigenen größten Vorteil bei der Sache ab. Er könnte Kipping sagen, er solle seine Beweise mitnehmen und damit tun, was ihm beliebte; dann stünden die Chancen hoch, dass Oberhaupt Garrett Uptree fallen und Abel Eastwell gut und gern über die Reste steigen könnte. Oder er könnte sich auf den Kuhhandel einlassen und der Reformheld sein, der persönlich die Fakten vor der Hierarchie ausbreitete und so den Rahm abschöpfte. Natürlich würde er sich auch Feinde machen. Dieser Weg war nicht ohne Gefahren. Er mochte sogar in den Verdacht geraten, Kippings Werkzeug zu sein.
Er kam zu einem Entschluss. Schweigend erhob er sich und ging die Tür öffnen. Er winkte einen Priester heran. »Lass den Gefangenen Hawke, ebenfalls bekannt als Woodbridge, sogleich herbringen!«
Rollo schlief, als sie ihn holen kamen. Sie hatten ihm die Hände hinter dem Rücken angekettet und eine Schelle um den Fußknöchel mit der Mauer verbunden. Sein beschädigtes Ohr pochte unter seinem Verband, er war übersät mit Flöhen aus dem Stroh, auf dem er lag, und dennoch schlief er. Nell bewunderte oft seine Fähigkeit zu schlafen; er pflegte ihr zu sagen, dass es Zeichen eines reinen Gewissens sei, aber in diesem Fall war es wahrscheinlich das Ergebnis emotionaler Erschöpfung. Hinter den Gitterstäben seiner Zelle standen Wächter, die ihn beobachteten, die ihre Gespräche nicht leiser führten, während sie spielten, und bei jedem Wurf der Würfel entweder freudig aufkreischten oder »Buh!« machten. Er hatte einen Sack über dem Kopf, der das Licht fernhielt.
Aber das Geräusch von Schlüsseln im Schloss drang durch, also hatte er vielleicht doch nicht so tief geschlafen wie gewöhnlich. Er wappnete sich für den Tritt. Er kam. Er hätte fester sein können.
»Auf mit dir, Hexer! Du wirst verlangt.«
War dies der Beginn der Befragung? Wenige Tage des Schlafentzugs würden den Verstand eines jeden Mannes verwirren. Wenn die Sadisten nur wüssten, wie effektiv eine solche Behandlung wäre, dann würden sie diese einsetzen statt der Folter. Sein Fußknöchel war nicht in Ketten; eine Hand griff roh unter den Sack, um ihm ein Tuch in den Mund zu stopfen. Er wurde auf die Füße gezogen und hinausbefördert, gelenkt von kraftvollen Händen, die ihn bei den Armen gepackt hielten.
Stufen hinauf. Weitere Stufen hinauf. Der durchdringende Gestank der Kerker wich schwachen Spuren von Weihrauch, zu erkennen sogar durch den Gestank des Sacks. Er wurde zu irgendeinem Mann von Bedeutung gebracht, was ermutigend war. Er fragte sich, wie spät es war. Er konnte nicht lange geschlafen haben.
Der Marsch endete. Eine leise Stimme gab einen Befehl. Ketten, Sack und Knebel verschwanden. Er blinzelte gegen die Helligkeit an, sah Privatsekretär Kipping und einen der Hierarchen – Name unbekannt, aber einer der jüngeren –, die gerade damit beschäftigt waren, Dokumente in eine Ledertasche zu befördern.
Rollo verneigte sich vor Kipping und übersah den anderen. Er gab sich der leisen Hoffnung hin, gerade ausgelöst worden zu sein. Kipping betrachtete ihn besorgt, inspizierte ihn auf einen Schaden. Er brachte ein Lächeln zustande.
»Damit ist unser Geschäft abgeschlossen«, sagte Kipping. »Eure Exzellenz, ich wünsche Euch einen guten
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