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Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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gesehen. Oder so spät am Tag. Hat sich verirrt?«
    »Also ist da ein Wanderfalke. Junge, du hast mir immer noch nichts gesagt, was ich nicht weiß. Du wirst da bleiben, bis du mir was gesagt hast.« Er wandte sich ab, um den Knebel wieder anzubringen.
    Rollo kämpfte gegen die Panik an. Der Schmerz musste aufhören! Er ertrug ihn nicht mehr. »Da war … Spion in Gaudry … hat sich verraten. War … Einziger, der wusste, dass ich … in dieser Karawane nach Clidgey kommen würde.«
    »Scheißdreck.«
    »Und ich werde gerettet, Arschgesicht.«
    Der Direktor musterte ihn einen Moment lang mit zusammengekniffenen Augen. »Ach was, tatsächlich? Holt ihn runter!«
    Sie setzten Rollo auf den Hocker, und Pottenger schnappte sich die Weinflasche. »Dalton, hol die Priester, die unten warten, damit sie alles niederschreiben können, was er sagt. Warne dieWächter hier oben und unten am Tor, sie sollen die Augen aufhalten! Shipley, halte draußen Wache, falls dieses Stück Scheiße etwas versucht.«
    Beide Gefängniswärter gingen und verriegelten die Tür hinter sich. Nachdem der Direktor dem Gefangenen einige Schlucke Wein gegeben hatte, holte er einen Schlüssel aus seinem Gürtel und schloss die Handschellen auf. Er musste sie aus dem geschwollenen Fleisch herausdrücken, und sie nahmen Haut mit. Rollo glaubte, erneut die Besinnung zu verlieren, aber Pottenger schlug ihm einige Male ins Gesicht und kippte ihm noch mehr Wein in den Mund, und er brachte es sogar fertig, etwas davon herunterzuschlucken.
    Falco war verschwunden. Wo war die Rettung? Rollo war mit den Kräften am Ende. Sie mussten bald kommen, oder er wäre zu schwach, um zu helfen. Selbst jetzt bezweifelte er, ohne Hilfe gehen zu können. Und er hatte sie schließlich verraten, denn jetzt waren die Wächter gewarnt. Er hatte alles ruiniert.
    Der Riegel an der Tür klickte. Das Schloss klapperte, als ob jemand, der nicht Bescheid wusste, Probleme hätte, den richtigen Schlüssel zu finden. Der Direktor hörte es gleichfalls und wandte sich stirnrunzelnd zu dem Lärm um.
    Rollo rief die letzten Kraftreserven auf. »Ezechiel!«
    Der Direktor sah ihn direkt an.
    »Träume, Ezechiel. Träume deinen Lieblingstraum!«
    Pottenger richtete sich auf und stand da wie eine Statue, starrte mit einem schwachen Lächeln auf dem hässlichen Gesicht ins Leere. Richtige Beherrschung benötigte eigentlich mehr Aufwand, und sie würde einen Mann wie Pottenger kaum mehr als wenige Augenblicke festhalten. Das verschaffte dem Eindringling jedoch Zeit, die Tür zu öffnen. Zu Rollos Erstaunen platzten zwei Frauen herein.
    Die eine vorweg war groß, älter und bewaffnet mit einem Schwert. Sie erschien vertraut. Die andere war jünger, schlanker und hatte den Stab eines Gefängniswärters sowie eine ausgebeulte Ledertasche dabei. Beide trugen nichtssagende, knöchellangeGewänder, zerlumpt und schmutzig, mit zueinander passenden Schals auf dem Kopf. Er hatte viele von denen um Schweinetrog gesehen, als man ihn hergebracht hatte, Insassen oder Besucher. Bei seinem Anblick zogen sie entsetzt die Luft ein.
    »Kannst du gehen?«, wollte die Ältere wissen. »Oh, Mutter, deine Hände!«
    »Hoch!«, sagte die Jüngere und trat an seine Seite. Sie ergriffen ihn bei den Ellbogen und hoben ihn hoch. Die Schultern schmerzten höllisch, aber er schluckte einen Schrei hinunter und stolperte zwischen ihnen einher, halb selbst gehend, halb getragen werdend.
    An der Tür sagte er: »Wartet!« Er drehte sich zu dem Gefängniswärter um, der bereits die Stirn runzelte, weil er aus seiner Trance erwachte. »Ezechiel Pottenger, ich lege dir den Fluch der Prälatin Gaudry auf!«
    Rollo blieb gerade die Zeit, Pottengers ersten Schrei zu vernehmen, bevor er in den Korridor hinausgedrängt und die Tür geschlossen wurde. Er schwankte, als die jüngere seiner Retterinnen seinen Arm losließ, während sie die Tür absperrte. Dann ergriff sie ihn erneut, und die drei stolperten zu Shipley, der vor einem verglasten Guckloch stand, verloren in seiner eigenen Traumwelt. Die jüngere Frau gab ihm den Knüppel und die Schlüssel zurück.
    Sie sagte: »Du wirst so stehen bleiben, bis dich jemand anderes anspricht. Dann wirst du erwachen. Verstehst du?«
    »Ja, Herrin.«
    Die Retterinnen eilten mit Rollo in dieselbe Richtung wie zuvor. Als sie die Treppe erreichten, warnten sie Lichter und Stimmen, dass Männer bereits auf dem Weg nach oben waren. Da erstarb die Hoffnung. Er saß in der Falle, und die

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