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Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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abzufangen. Die Person hat das begriffen und war einverstanden, einen weiteren Reiseweg für dich zu arrangieren, einen, von dem sonst niemand etwas wüsste.«
    »Und Ihr habt dasselbe Netz für die anderen beiden gesponnen?«
    »Du bist unverschämt, mein Kind, aber unter den gegenwärtigen Umständen lasse ich es dir durchgehen. Die Anweisungen, die du gestern erhalten hast, sind jetzt hinfällig. Weil sie nie umgesetzt werden, können sie dir keine Voraussagen schenken. Ich gebe dir jetzt neue Anweisungen, die ich noch nicht geöffnet habe. Nur du und ein anderer können wissen, was in diesem Paket steckt. Du siehst vielleicht das Ergebnis voraus oder auch nicht, aber Vorauswissen ist kein ausreichender Beweis. Ich weiß, dass ich dich vielleicht in einen schrecklichen Tod schicke, aber du bist mit größter Wahrscheinlichkeit bereits verraten worden. Wir müssen beide unsere Pflicht erfüllen.«
    Er nickte mit trockenem Mund. »Ich verstehe, Herrin.«
    »Dann ist es hier. Ich warne dich – es ist von demjenigen vorbereitet worden, den ich als Spion in Verdacht habe.« Sie hielt ihm einen Umschlag hin, der in der Düsternis kaum zu erkennen war.
    Er nahm ihn entgegen. Er fühlte sich an wie Eis oder Säure oder wie ein Kind, das in der Nacht schrie. Es war wie ein Dolchstoß ins Herz.
    »Vorauswissen?«, fragte die Prälatin
.
    »Ja, Herrin. Ich werde am Kai gefangen genommen.« Obwohl er es wusste, musste er es durchmachen.
    Sie seufzte. »Dann habe ich richtig geraten. Aber ich werde die beiden anderen trotzdem überprüfen, bis ich höre, dass du heil eingetroffen bist. Und ich werde einen Weg finden, bis dahin sämtliche anderen Abreisen zu verzögern.«
    Oder bis er tot war oder so gut wie tot. Angenommen, er wäre tatsächlich ein derart überlegener Schüler, wie er im Ruf stand zu sein,dann hatte sie eine seltsame Weise, ihn im tödlichen Spiel feindlicher Kirchen einzusetzen. Aber wenn sie dadurch, dass sie ihn opferte, die Sicherheit von Dutzenden anderen in der Zukunft gewährleisten konnte, dann war es eindeutig seine Pflicht, mitzutun. Er täte es, und er würde gefangen genommen werden. Gnadenreiche Mutter!
    »Wir werden belastende Beweise in deine Tasche stecken«, sagte sie. »Missachte sämtliche Anweisungen hinsichtlich versteckter Unterkünfte oder Kontakte in Albi. Falls möglich, lies sie nicht einmal! Wenn man dich an Land lässt, begib dich nach Weypool. Jeder, der dir folgt, wird dich gefangen nehmen, bevor du eine Möglichkeit gehabt hättest, in der großen Stadt unterzutauchen. Wenn du der Ansicht bist, dass du der Entdeckung entronnen bist, wird dich dein Falke zu einer versteckten Zuflucht führen. Aber wenn dir dein Vorauswissen sagt, dass du gefangen genommen wirst, dann wird es so sein.«
    Dann kicherte sie, zu seinem Entsetzen
.
    »Ich täte dies nicht, wenn es nicht ein Hintertürchen gäbe, mein Sohn.«

Kapitel 10
    Sie warfen Rollo auf den Fußboden. Wiederum war er völlig durchnässt. Er musste ein zweites Mal ohnmächtig geworden sein. Sie hätten ihn nicht vom Haken geholt, wenn sie nicht befürchtet hätten, er würde ihnen unter der Hand wegsterben. Ein Wächter hielt ihm eine Wasserflasche an den Mund, während ein anderer ihn stützte. Er trug eine Augenbinde, aber er konnte trotzdem so gerade eben Pottenger erkennen, der mit finsterem Gesicht hinter ihm stand.
    »Du bist dumm, mein Junge«, sagte er. »Du wirst reden. Mach das noch etwas länger so, und deine Hände sterben ab.«
    Rollo bedachte ihn mit den übelsten Schimpfwörtern, die er jemals gehört hatte, obwohl der Direktor noch schlimmere kennen musste. Sie brachten ihn zum Lachen.
    »Also stecken immer noch einige Lebensgeister in dir. Gut, gut! Es ist noch früh, aber wir rechnen das mal als Mittagspause.«
    Rollo konnte sich nicht vorstellen, etwas zu essen. Er hatte sich völlig die Lippen aufgebissen, und die Stunden mit dem Knebel hatten dazu geführt, dass ihm der Kiefer schmerzte. Trotzdem schluckte er, als ihm ein Becher mit warmer Brühe an den Mund gehalten wurde, und er schluckte weiter, bis sie verschwunden war.
    »Musst bei Kräften bleiben«, sagte der Direktor und paffte fröhlich an seiner Pfeife. »Möchtest du noch was?«
    Jede Antwort hätte sich ablehnen lassen, also sagte er nichts.
    »Dann ist’s wieder so weit. Hievt ihn hoch, Jungs!«
    »Wir versuchen niemals, jemanden zu retten«, sagte die Prälatin. »Wir sind so wenige, und ihrer sind so viele. Wir haben immer gewusst, dass wir

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