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Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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vielleicht einen herausbekommen, aber nachdem sie die Zahl der Wächter vervierfacht haben, würden wir mehr Leute beim Versuch verlieren, als wir retten könnten.«
    »Verstehe, Herrin.« Das hatte man ihm am ersten Tag dort gesagt.
    »Aber ich schicke dich nicht bloß dem Unheil entgegen, ich schicke dich mitten hinein. Du bist etwas Besonderes, und sie wissen, dass du etwas Besonderes bist. Also werden wir dich retten.«
    »Ist das weise, Herrin?«
    Wiederum überhörte sie seine Unverschämtheit. »Ich warne dich, dass eine Rettung Organisation benötigt und beim ersten Versuch gelingen muss. König Ethans Beamte erstatten uns keinen Bericht, wohin sie dich bringen, also müssen wir dich erst finden und dann deinen Ausbruch planen. Ich kann nicht versprechen, dass du nicht erst gefoltert wirst, bevor wir dich erreichen.«
    Bisher hatte ihm sein Vorauswissen keine Einzelheiten gezeigt, nur dass man ihn gefangen nehmen würde, nichts darüber hinaus. Entweder war die Mutter noch unentschlossen, oder sie wollte es ihm nicht sagen. Oder es gab nichts zum Vorauswissen.
    Eine Weile lang saßen sie schweigend da. Er genoss den Frieden, den er verlieren würde, vielleicht auf immer. Sehr wenige Missionare waren je nach Gaudry zurückgekehrt.
    »Und noch etwas«, flüsterte die Prälatin. »Du trägst meinen Fluch über Ezechiel Pottenger bei dir. Verliere ihn nicht, während du dich in ihren Klauen befindest, oder sie schlagen ihn dir vielleicht aus der Hand. Möge die Mutter dich begleiten, Rollo Woodbridge!«
    Rollo verlor das Bewusstsein und wurde wieder aufgeweckt, verlor das Bewusstsein und wurde wieder aufgeweckt …
    »Ich gebe nicht auf, du Blödmann«, sagte Pottenger. »Wir bleiben hier, bis du redest, den ganzen Tag und die ganze Nacht und den ganzen morgigen Tag. Aber ich lasse dich nicht sterben. So leicht kommst du nicht davon.«
    Wie zuvor bekam Rollo einen Knebel, jedoch keine Augenbinde. Dieser kleine Segen verwirrte ihn, aber sie taten es vielleicht nur deswegen, um sicherzugehen, dass er nach wie vor bei Bewusstsein war.
    Dalton und Shipley hatten wieder Dienst. Er hatte einen ganzen Tag dort oben gehangen. Der Flecken Sonnenlicht hatte die gegenüberliegende Mauer erreicht: rosiges Abendlicht und die Schatten der Gitterstäbe. Es gab aber auch noch einen weiteren Schatten. Rollo starrte ihn blöde an. Möwen, Krähen und Tauben landeten manchmal auf dem Dach und spähten herein. Aber dieser Vogel kauerte auf einem Stab. Andere Art von Füßen. Das hatte etwas zu bedeuten, wenn er noch bei Verstand war. Der Vogel spreizte die Flügel. Sie waren zugespitzt, geschwungen wie eine Sichel.
    Falco! Es war Zeit. Falco war hergekommen, um ihm das zu sagen.
    Pottenger saß mit gespreizten Beinen auf dem Hocker und leerte nach und nach eine Flasche Wein. Die beiden Wärter lehnten gelangweilt an verschiedenen Mauern.
    Es war Zeit zu reden. Das Gefühl von Erleichterung war überwältigend; es holte ihm Tränen in die Augen. Er vollführte das lauteste Geräusch, zu dem er imstande war, und schüttelte den Kopf.
    Pottenger lächelte. Er stand auf, stellte die Flasche auf den Hocker und kam näher. »Bereit zum Aufgeben?«
    »Mmm …«
Heftiges Nicken.
    Der Direktor hob die Hand und löste den Knoten, der Rollos Knebel festhielt. »Unternimm nichts, Hexer, oder ich lasse dir von Dalton die Eier mit seinem Knüppel zerquetschen.« Er zog den schmierigen Lumpen aus Rollos Mund und warf ihn auf den Boden. »Jetzt verrate mir ein Geheimnis!«
    Rollo keuchte und krächzte etwas. Pottenger holte eine Wasserflasche und ließ ihn trinken. »Ich warte.«
    »Hol mich runter.«
    »Du kannst runterkommen, sobald ich weiß, dass du es ernst meinst. Erzähl mir was, das ich nicht weiß.«
    »Ich verfluche dich … wenn du mich … nicht runterlässt.«
    Pottenger stieß ein höhnisches Gelächter aus, obwohl einer der Wächter die Hand zum Abwehrzeichen des Lichts spreizte.
    »Da musst du dir was Besseres einfallen lassen, Söhnchen.«
    »Ihr solltet … mich … in die Hand bekommen.« Rollos gemurmelte Worte kamen über zerfetzte Lippen.
    »Ach, tatsächlich? Erzähl mir was Glaubwürdiges. Erzähl mir, zu welchem geheimen Versteck du unterwegs warst.«
    »Weiß nichts von … geheimen Verstecken. Mein Führer würde mich hinbringen.«
    »Welcher Führer?«
    »Da oben!«
    Pottenger sah zur Dachluke auf und runzelte die Stirn.
    »Da ist ein Wanderfalke, Herr«, sagte Shipley. »Hab nie zuvor einen in der Stadt

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