Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
Vom Netzwerk:
der Tür. Sie glitt etwa fünf Zentimeter unter die Täfelung. Der dadurch entstandene Spalt war gerade eben breit genug, dass er die Finger dazwischenstecken und ein Quadrat von vier Fliesen anheben konnte, unter denen eine Falltür lag. Henry folgte ihm die Leiter hinab, hielt jedoch auf halbem Weg inne, um die Falltür zuzuziehen und die Fliesen wieder an Ort und Stelle zu schieben. Oben war dann von dem verborgenen Keller nichts mehr zu erkennen.
    Häschern, die das Haus durchsuchen sollten, fiele wahrscheinlich nicht auf, dass der Rauch von beiden Kaminen durch einen Schornstein aufstieg und sein Gegenstück auf einem Luftschacht aus einem Keller saß. Ein Kannofen war durch einen Spalt hinterder untersten Bücherreihe der Regale zugänglich, aber sogar der konnte verschlossen werden, falls es je einen Grund gab, sich vor Jägern zu verstecken.
    Die Kapelle war schmal, überspannt von den massiven Holzbalken, die den Fliesenboden trugen, aber überraschend lang. Am Leiterende standen ein Sofa, Sessel, ein Tisch und andere Annehmlichkeiten.
    Auf dem schlichten Altar am anderen Ende lagen an diesem Abend ein Zweig mit Blüten sowie ein Fladen. Agnes kniete bereits dort. Sohn und Gatte traten zu ihr. Henry war sich wohl bewusst, dass er der letzte Verbliebene ihres Nachwuchses war und zudem der Einzige, der nicht mit einem Talent begabt war. Der Mut seines Vaters löste in ihm das Gefühl aus, ein nervöser Trottel zu sein. Aber selbst wenn seine Ängste sich bestätigten und der herumschnüffelnde Priester hergeschickt worden war, um eine Lynchgesellschaft zu organisieren, würde sich der Mob damit zufriedengeben müssen, das Haus in Trümmer zu legen.
    Edgars Urgroßvater hatte die geheime Kapelle errichtet, damit er durchreisende Missionare vor der Kirche oder staatlichen Behörden verstecken konnte. Über die Jahre hinweg waren viele solcher Besucher dort geblieben, aber das Haupthaus war nie durchsucht worden. Auch hatte sich kein Familienmitglied je dort verbergen müssen. Gleich, wer jetzt suchen käme, die Woodbridges wären dort unten nicht zu finden.
    Pater Dampier hatte nie eine härter zu knackende Zuhörerschaft gehabt. Selbst ein paar versuchsweise Rufe des Einverständnisses seiner wohlplatzierten Helfer fanden keinerlei Unterstützung. Das Gift musste tief in dieser Gemeinde fließen, und er hatte Pater Snuggs Unfähigkeit bei Weitem unterschätzt. Er musste nicht bloß ersetzt, sondern auch auf heimliche ketzerische Neigungen hin untersucht werden.
    Gerade als in Pater Dampier die Furcht aufkam, er habe den ersten Fehlschlag seiner Karriere erlebt, rettete ihn das aufkommende Gewitter. Während er sein Donnerwetter von der Kanzellosließ, ließ der Vater sein Donnerwetter vom Himmel los. In der Kirche war es ziemlich düster, aber jeder Blitz schien heller als derjenige zuvor, jedes Dröhnen lauter.
    Jedes Zitat aus den
Erläuterungen
wurde von einem göttlichen: »Hört! Hört!« begrüßt. Das Wohlgefallen des Herrn war unmissverständlich und die Drohung unwiderstehlich. Allmählich nahmen einige wenige der Einheimischen die begeisterten Rufe der Helfer auf, und dann ließ sich natürlich mit atemberaubender Schnelligkeit die ganz Schar mitreißen.
    »Werdet ihr das Gericht des Herrn auf euren Ort herabrufen?«
    »Nein! Nein!«
    »Werdet ihr die Ketzer vertreiben?«
    »Ja!«
    Pater Dampier lief in der Hitze der Schweiß in Strömen herab, als er von der Kanzel stieg und sich an die Spitze seiner Armee stellte. Für Fackeln, Trommeln und Trompeten hatte er gesorgt, aber die größte Unterstützung kam vom Herrn. Dampier führte den Zug aus dem Ort zu den immer lauteren Klängen von »Sein Wille geschehe, Sein Gesetz herrsche«. Hinter und über ihnen blitzte und donnerte es am tiefschwarzen Himmel, aber der Regen hielt sich nach wie vor zurück. In Zeiten wie diesen empfand er immerzu einen großen persönlichen Überschwang, aber er hatte noch nie erfahren, dass ihm der Herr so deutlich Unterstützung geleistet hätte.
    Als er zur Seite trat und die Marschkolonne anschaute, musste er zugeben, dass sie nicht so groß war, wie er gehofft hatte, aber die jungen Männer waren bei ihm geblieben, und er konnte darauf zählen, dass sie ihm weiter folgten. Nicht viele Menschen konnten einem Fackelzug widerstehen, insbesondere einem zu einem heiligen Zweck. Er wusste, dass viele von ihnen in der Hoffnung auf Lynchmorde mitkamen und andere bloß den Geruch von Beute in der Nase hatten, denn der Ketzer

Weitere Kostenlose Bücher