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Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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Fußboden gesessen haben, denn es gab keine weiteren Möbel. Die Tür war immer noch offen, die Mutter sei gepriesen.
    »Das ist Schwester Nell.«
    »Nell«, flüsterte er. »Nell, Edith, ihr habt keine Vorstellung, wie froh ich war, euch beide zu sehen! Der willkommenste Anblick meines Lebens. Was ist passiert?«
    »Zu Anfang war es ziemlich aufregend«, erwiderte Edith, ohne die Stimme zu senken. »Viel Umhergerenne und Geschrei. Was du dem Direktor auch angetan hast, er hat unaufhörlich getobt. Sie konnten nichts Vernünftiges aus ihm herausbekommen. Schließlich haben sie ihn geknebelt und in Ketten abgeführt. Der Wärter am Guckloch hatte natürlich keinerlei Erinnerung an seine träumerische Trance, also beharrte er darauf, die Zellentür sei nie geöffnet worden. Er schwor furchtbare Eide, dass du einfach plötzlich verschwunden seist und Pottenger angefangen habe zu schreien. Der andere Wärter war nach unten gegangen, um die Priester zu holen, also wusste er auch nichts. Beide wurden abgeführt und eingesperrt.«
    »Zum Glück nicht in dieser Zelle«, sagte die andere Frau. Nell war wesentlich jünger als Edith. Sie trug etwas auf der Schulter, das Rollo anfangs für eine Maus gehalten hatte, bis er begriff, dass es eine Fledermaus war.
    »Und hier hat niemand reingeguckt?«
    »Natürlich, aber wir können beide ablenken, daher haben wir uns vor dich gestellt, um dich zu verbergen, und keiner hat uns bemerkt.«
    Edith kicherte nervös. »Die Priester haben deine Zelle unter viel Singsang und stinkenden Düften exorziert.«
    Die Frauen gaben sich alle Mühe, nicht zu zeigen, welche Sorgen ihnen sein Zustand bereitete, also mühte er sich, noch gerader zu sitzen und noch deutlicher zu sprechen. Um seiner Retterinnen willen musste er den Helden spielen, so wenig er sich wie einer vorkam.
    »Muss ziemlich gestunken haben, wenn ihr es in Schweinetrog gerochen habt. Was passiert nun?«
    »Da sich jetzt wieder alles beruhigt hat, müssen wir dich hier rausbekommen«, entgegnete Edith. »Kannst du gehen?«
    Gute Frage. Er versuchte, die Füße auf den Boden zu schwingen, aber ohne Unterstützung durch die Hände war das überraschend schwierig.
    »Können wir dich an den Armen festhalten?«, fragte Nell.
    »Berührt mich überall, nur nicht an Händen und Schultern. Alles andere ist in Ordnung.«
    Sie packten ihn an den Beinen und drehten ihn so, dass er die Füße auf den Boden stellen konnte. Sie stabilisierten ihn dadurch, dass sie seine Arme festhielten, was nicht so gut ging, wie er erhofft hatte, aber nach dem, was er durchgemacht hatte, konnte er den Schmerz aushalten.
    Nell hatte ein Schwert und einen Schwertgurt hervorgeholt.
    »Noch nicht«, sagte er. Er war erschöpft. Pottenger hatte ihn gebrochen, und die Heilung würde Wochen oder Monate erfordern. Ihm war nichts geblieben. Er bezweifelte sogar, dass er aufstehen konnte, ganz zu schweigen von gehen, und beim Anblick von Gefängniswärtern, die auf ihn zukämen, würde er in Tränen ausbrechen. »Was jetzt?«
    »Ich erinnere mich an dein Ablenkungstalent«, erwiderte Edith. »Du hast unmittelbar vor meiner Nase ›Buh!‹ gerufen und mich dadurch halb zu Tode erschreckt. Nell und ich haben genügend davon, um durchzukommen. Wir drei können die Rampe runter und zum Vordereingang hinausmarschieren. Wenn der verschlossen ist, mach Gebrauch von deiner Beherrschung, damit uns jemand öffnet.«
    Oh, Mutter! Das wird nie funktionieren!
Mehr hatten sie nicht zu bieten?
    Er trieb sein verkrüppeltes Gehirn mit der Peitsche zur Arbeit an. »Ihr flüstert nicht?«
    »Das ist der Flügel der Hochverräter. Hier oben ist sonst niemand.«
    Er überdachte ihre Worte, dachte daran, was er von Schweinetrog am Tag seiner Einlieferung gesehen hatte.
    Hochverräter waren nicht der normale Durchlauf an Vergewaltigern, Schuldnern, Wegelagerern und Taschendieben, aus denen die übliche Kundschaft des Gefängnisses bestand. Hochverräter waren Sache des Kronrats und gefährlich in der Hinsicht, dass sie vielleicht Geheimnisse kannten, die keine Verbreitung finden sollten. Schlimmer noch, die Kinder der Mutter verfügten über bizarre und erschreckende Kräfte. Also mussten Hochverräter abseits gehalten werden.
    Das Stockwerk für die Hochverräter war eine späte Hinzufügung. Ursprünglich war das Gefängnis von Schweinetrog bloß vier Stockwerke hoch gewesen. Die Zellen waren von einer Rampe aus zugänglich, die sich spiralförmig entlang der Seiten eines zentralen

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