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Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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Rumpeln eines Donners.
    Das war Grund für leise Besorgnis. Er durfte sich von seiner eigenen Predigt nicht so weit forttragen lassen, dass er die Wetter-entwicklung darüber vergaß. Nichts konnte eine Prozession so rasch zunichtemachen wie ein Wolkenbruch. Andererseits war der Donner ein deutliches Zeichen, dass er über eine seiner Lieblingsstellen predigen sollte, Vers 253: »Er erschafft die Sonne, die des Tags deinen Weg erhellt, und des Nachts sendet er den Blitz.«
    Er wartete ab, bis Schweigen herrschte, und ergriff daraufhin das Wort.

Kapitel 12
    Etwa bei Sonnenuntergang trat Henry Woodbridge aus dem Vordereingang zu seinem Vater, der auf den Stufen stand, eine langstielige Tonpfeife rauchte und sinnend den Himmel betrachtete.
    »Vater?«
    Der Gutsherr drehte sich nicht um, sondern zeigte mit der Pfeife hinauf. »Siehst du diese Wolken da drüben? Wetterleuchten. Ist früh für ein Gewitter in diesem Jahr.«
    »Ja, Vater.«
    Die Andeutung eines Vorwurfs errang ihm ein Lächeln von der Seite. »Besorgt?«
    »Ja.«
    »Auf dem Dach kauert ein Rabe.«
    »Raben können fliegen.«
    »Spuck’s aus, mein Sohn! ›Geteilte Freude ist doppelte Freude, geteiltes Leid ist halbes Leid‹, hat dein Großvater immer gesagt. Er war wirklich ein geschwätziger alter Langweiler.«
    »Rollo ist im Gefängnis, wahrscheinlich in Weypool. Brat ist verschwunden. Maddy ist in Bakenbeck und wird von einem Steinbrucharbeiter rangenommen.«
    Sein Vater seufzte. »Wenn die Mädchen nicht fast ebenso viel Vergnügen daran hätten, rangenommen zu werden, wie die Jungs, sie ranzunehmen, gäb’s nicht so viele von uns. Ich gebe zu, Stroud ist ein unwissender Arbeiter, aber er ist gebaut wie der Traum einer jeden Jungfrau. Die ersten paar Wochen dieser Ehe sollten süß sein. Probleme gibt’s vielleicht dann, wenn die Musik aufhört.« Er sog an der Pfeife. »Deine Mutter wird eine angemessene Hochzeitsfeier für sie arrangieren.«
    »Heute Morgen ist hier ein Fremder herumgeritten, und ich habe ihn am Nachmittag erneut gesehen. Gutes Pferd.«
    »Ist mir aufgefallen. Ein herumschnüffelnder Priester, wenn ich jemals einen zu Gesicht bekommen habe.«
    »Herbeigerufen von Graf Uptree?«
    »Willst du nicht Guy Rowthorn besuchen? Ihm die Nachricht von Maddy überbringen?«
    »Mir wäre lieber, wenn wir alle abreisten.« Jetzt sprudelte es aus Henry heraus: »Vater, Rollo ist in entsetzlicher Gefahr, möglicherweise bereits tot. Aber sie haben alles aus ihm herausgeholt, Wahres und Falsches. Die Wahrheit wäre schon gefährlich genug. Ich fürchte, dass die Mutter Brat und Maddy in Sicherheit gebracht hat.«
    Sein Vater musterte ihn. »Und uns hiergelassen? Das ist nicht das erste Mal, dass du Anzeichen von Vorauswissen gezeigt hast. Wenn die Mutter dir Warnungen schickt, musst du sie befolgen. Geh!«
    »Verdammt, ich bin kein Feigling!«
    »Hab’ dich nie für einen gehalten, mein Sohn. Ich weiß, was dir widerstrebt, in Worte zu fassen, aber ich habe auch Angst. Es ist undenkbar, und dennoch ist es absolut möglich. Tatsächlich ist es die einzige logische Erklärung, die mir für das einfällt, was seine widerliche Lordschaft im Sinn hat – deine Schwester zur Ehe mit einem seiner Bastarde zu zwingen und den Hübschesten auszusuchen, um ihr edles Opfer schmackhafter zu machen. Bist du jetzt also abgeschreckt?«
    »Und Ihr seid es nicht?«
    »Da ist ein Rabe auf dem Dach.«
    »Was teilt Corbin Euch mit?«
    Sein Vater musterte wieder die Wolken. Nach einem Augenblick erwiderte er: »Nichts. Obwohl es nicht das erste Mal ist, dass er sich weigert, zu mir zu kommen.«
    »Vater!«
    Der alte Herr war so hart wie Granit. Er ließ eine schwere Hand auf Henrys Schulter fallen. »Ich habe deine Mutter gefragt, und sie wird ohne mich nicht gehen, und ich bleibe. Ich werde mich nicht abschrecken lassen. Die Woodbridges sind seit dreihundert Jahren hier. Es gibt heute Abend Woodbridges hier, und es wird morgen Woodbridges hier geben.«
    »Dann drei von uns«, sagte Henry.
    »Nein, du solltest gehen.«
    »Drei von uns.«
    Der Junker schickte seine Angestellten etwas früher zu Bett als gewöhnlich. Er warnte sie, dass die Nacht geräuschvoller als sonst werden könnte, also wäre es eine gute Idee, ein wenig zu schlafen, bevor der Sturm eintraf. Vater und Sohn gingen um die Scheunen und anderen Gebäude herum und prüften, ob alles gesichert war.
    Dann traten sie in die Bibliothek. Edgar drückte mit einer Schuhsohle auf eine der Fliesen hinter

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