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Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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Spektabilität.« Er log, aber das war schlau von ihm.
    »Rück deinen Stuhl näher heran. Du weißt, was das ist?« Alfred griff in seinen Beutel mit nützlichen Dingen und holte zwei elfenbeinerne Würfel hervor.
    Brad nahm sie entgegen und sah den alten Mann argwöhnisch an, als würde er sich überlegen, wie senil er war. »Würfel, Euer Spektabilität.«
    »Würfle mir zwei Sechsen!«
    Das überraschte ihn. »Ihr meint, auf Anhieb, Euer Spektabilität?«
    »Ja. Mir egal, wie. Tu’s einfach!«
    Der Junge würfelte und starrte erstaunt auf das, was er gerade getan hatte. Ebenso wie Alfred. Gerade erst zwölf, und er konnte
rütteln?
Sehr wenige erwachsene Adepten konnten das. Alfred selbst vermochte es und begann seine Überprüfung stets damit, weil er dann die Kandidaten zurechtstutzen konnte, indem er sein eigenes Talent demonstrierte. Bevor sie zu ihm kamen, hielten sie sich gewöhnlich für junge Götter. Diesmal war er der Gedemütigte.
    Es konnte Zufall gewesen sein.
    »Jetzt zwei Dreien.«
    Gesagt, getan. Dann eine Eins und eine Vier, was schwieriger war. Wieder richtig! Aus der Besorgnis des Jungen war ein gewaltiges Grinsen geworden. Visionen großer Gewinne beim Würfelspiel?
    »Das reicht, um dich am Pfahl zu verbrennen«, sagte Alfred absichtlich grausam.
    Schock.
    »Es wird ›Rütteln‹ genannt, und es ist ein sehr seltenes Talent.«
    Alfred holte ein schwarzes Tuch hervor. »Lege dir das über die Augen, sodass du nichts siehst.« Er würfelte. »Zeige auf die Würfel und sage mir, was ich geworfen habe!«
    Brad überlegte einen Moment und zeigte dann ziemlich genau in die richtige Richtung. »Der da zeigt eine Fünf und der eine Drei.«
    »Halb richtig. Versuchen wir’s noch einmal.«
    Seine Blindsicht war nicht so gut wie sein Rütteln,
aber er war erst zwölf.
    »Du siehst vermutlich gut im Dunkeln.« Alfred verfügte ebenfalls über Blindsicht und sah das Grinsen unter dem Tuch.
    »Tante nennt mich ›Fledermaus‹.«
    Alfred führte sämtliche Tests mit ihm durch. Er konnte nicht alles, natürlich. Das konnte niemand. Aber Brad war der jüngste Kandidat, den er jemals überprüft hatte, und gut und gern der Beste seit Rollo Woodbridge vor fast zehn Jahren. Es wäre gefährlich, ihm zu sagen, wie selten er war, obwohl er es bereits wissen musste. Er war nicht dumm. Er sah, dass er durch zwei Drittel der Tests hindurchflog, ohne irgendwo anzustoßen.
    Mit dem schwarzen Haar und den leuchtend blauen Augen sah er Rollo Woodbridge sogar ein wenig ähnlich, aber über diesen jungen Mann durfte man heutzutage nicht sprechen. Vor Monaten hatte die Regierung verkündet, dass er gefangen genommen worden war; dann war sie jedoch merkwürdig schweigsam geworden. Gerüchte gingen um, dass er im Gefängnis gestorben war. Vielleicht aber auch nicht, denn Jake Trull, wenn gefragt, lächelte bloß und wechselte das Thema.
    Am Ende lehnte sich Alfred zurück und betrachtete einen verständlicherweise eitlen Jungen.
    »Du bist extrem begabt. Das bedeutet, dass du extrem vorsichtig sein musst! Wenn du damit anfängst, dich vor deinen Freunden zu produzieren oder sogar zufällig ein Wunder wirkst, könnte die Kirchenpolizei davon erfahren. Dann wirst nicht nur du leiden, sondern auch Lady Whatman und alle in Rose Hall.«
    Der Junge nickte ernst.
    Alfred überlegte einen Moment. »Trotz deiner Jugend glaube ich …« Er hielt inne. »Hast du je von Gaudry gehört?«
    Die Reaktion überraschte ihn. Brads Gesicht wurde weiß. Der Hund sprang auf und bellte Alfred wild an.
    »In Gaudry gibt es Spione der Kirche!«, sagte der Junge.
    Diese Möglichkeit war innerhalb der Fakultät besprochen worden, und Lady Whatman hatte die Frage im Gespräch gestellt. Nursie konnte diese Vorstellung dem Jungen in den Kopf gesetzt haben. Was nicht erklärte, weshalb der Hund zustimmte.
    »Ich glaube, hin und wieder sind Spione hineingekommen, Bradwell, aber kein Spion könnte so lange dort überleben. Genauso wenig könnte ein Weiser der Kinder darauf hoffen, der Entdeckung zu entgehen, wenn er Menschen in Weypools Krönungstempel heilte. Du musst nicht dorthin, wenn du nicht möchtest.« Noch war er jung. Vielleicht änderte er in ein oder zwei Jahren seine Meinung.

Kapitel 22
    Als der Sommer in den Herbst überging, erreichte ein Besucher Rose Hall. Genau genommen waren es zwei, aber einer war entweder ein Führer oder aber ein Leibwächter, je nachdem, wer ihn einstufte. Schwester Nells Erfahrung nach konnte sie eigentlich

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