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Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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ebenso wertvoll war wie der sexuelle Teil ihrer Pflichten. Wie konnte er sich entspannen, während er mit einer Gattin sprach, die im Sterben lag? Also sorgte Maddy dafür, dass sie verfügbar war, aufmerksam und diskret.
    Der Steven, den Irene erwähnt hatte, erwies sich als Steven Veal, offiziell Kippings Almosenier, obwohl dieser Titel ein Witz zu sein schien. Er war ein großer, ergrauender Mann, dessen massige Muskeln allmählich erschlafften, dessen Ähnlichkeit mit einem Gepäckträger oder Dockarbeiter noch von einer Narbe auf der Stirn und einem zermatschten Ohr gesteigert wurde, aber er sprach wie ein hoher Herr, und ihm entging nichts. Er hatte anscheinend Autorität über alle, sogar über die Verwalterin und den obersten Stallburschen, und Maddy kam zu dem Schluss, dass er der Geheimdienstchef sein müsse.
    Wenn sie in den Park ritt, schickte er kräftige junge Stallknechte als ihre Eskorte mit; zweifelsohne würden sie sie verteidigen, falls nötig, aber sie würden auch alles berichten, was sie tat. Sie stattete keine Besuche ab, schrieb keine Briefchen. Nach dem hektischen Gesellschaftsleben des letzten halben Jahres war Einsamkeit erholsam – vorausgesetzt, sie währte nicht allzu lang. Sie wusste, dass sie auf Bewährung hier war.
    Eines Abends reichte ihr Kipping einen Stapel hochwertiges, knisterndes Papier. Sämtliche Blätter waren dicht mit komplizierter Prosa beschrieben.
    »Hier«, verkündete er, »haben wir den Sturz der Uptrees. Der Raub des Eigentums deiner Familie war nur eines ihrer Verbrechen, wird jedoch in ihrem Prozess eine große Rolle spielen. Das hier sind Klagebegründungen, die du sehr sorgfältig lesen sollst. Fallen sie zu deiner Zufriedenheit aus, bin ich Zeuge, wenn du sie unterschreibst.«
    »Ich bezweifle, dass ich auch nur eines von acht Worten verstehe.«
    »Ich werde mich glücklich schätzen, dir alles zu erklären, was du wissen willst. Wir haben keine Eile damit, weil es am bestenwäre, wenn wir nicht zu bald gegen sie vorgingen. Die Fahrt wird später glatter verlaufen.« Er lächelte sanft.
    Sie wusste, was er damit sagen wollte: Wenn ein anderer König auf dem Thron säße. Ethan war ein enger Freund von Osborn und ein ergebener Gefolgsmann von Garrett, aber er war alt und kränklich.
    »Heute in zwei Tagen«, verkündete Kipping eine Woche oder zwei später, »bin ich zu einem Empfang in Haus Norcaster eingeladen. Das ist die Residenz von Graf Uptree in Weypool. Es wird eine kleine Sache werden, nicht mehr als ein Dutzend Paare, eher weniger.« Er lächelte. »Aber gespickt mit Sternen, nicht eingerechnet deine funkelnde Anwesenheit.«
    Plötzlich geriet sie in Panik. »Er könnte mich erkennen!«
    Kipping lächelte. »Er soll dich erkennen! Er soll sich an seinem Kaviar verschlucken und seine Weste über und über mit Rotwein bespritzen. Er und sein Bruder haben dich um dein Erbe betrogen, also bist du eine Bedrohung für sie. Im Augenblick könnte er leugnen, dich zu kennen. Erkennt er dich wieder, bestätigt das seine Schuld – Schritt eins auf unserem Pfad zur Rache. Es werden Zeugen anwesend sein, die er nicht beschwichtigen kann, zum Beispiel der Kronprinz. Aber abgesehen davon wird es Gespräche geben, ein leichtes Abendessen und weitere Gespräche. Tanz erwarte ich nicht.«
    Etwa einhundert mögliche Gewänder schwirrten Maddy durch den Kopf. »Wie soll ich mich kleiden?«
    »Du brauchst keine Zurückhaltung zu üben. Ich möchte, dass du es den alten Schabracken zeigst!« Er kicherte. »Aber du wirst nicht die einzige junge Frau sein. Der Herzog von Thaneshire wird seine entzückende junge Großnichte mitbringen. Sie ist seine echte Großnichte, aber das ändert nicht das Geringste am Klatsch. Kronprinz Emil bringt gewöhnlich seine Cousine mit, Prinzessin Emily. Sie ist nicht sehr viel älter als du.«
    Obwohl sie ein Gesicht wie ein Pferd hatte. Maddy hatte das königliche Paar mehrmals aus der Ferne gesehen und war nichtweiter beeindruckt gewesen. Emil hatte ein krankhaftes Grinsen und eine dümmliche Lache. Emily wäre die vierte Anwärterin auf den Thron, wenn der Lehrer nicht weibliche Monarchen verboten hätte. Sie wäre unter den alten Gesetzen die mutmaßliche Erbin gewesen.
    »Und Lord Uptree soll mich erkennen?«
    »Auf jeden Fall. Seine Lordschaft heckt einen Plan gegen einen der wichtigsten Minister der Krone aus. Er würde eine jugendliche Indiskretion ans Licht zerren und sie über alle Maßen aufblähen, was sowohl der Regierung

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