Dunkles Spiel der Leidenschaft
kurz und abgehackt. Ein Schlag, eine Pause.
Corinne spürte, wie sich Dayan in ihrem Bewusstsein
regte. Ein leises Zischen, ein verzweifeltes Stöhnen. Corinne! Seine samtige Stimme wisperte ihren
Namen. Sie schloss die Augen in der Gewissheit, dass er zu ihr kommen würde.
Das Tier hatte keine Gewalt mehr über ihn, wenn sie ihn brauchte. Nichts würde
ihn davon abhalten können, zu ihr zu kommen. Sie fühlte die Stärke seiner
Entschlossenheit und wusste, dass er darum rang, die Oberhand zu gewinnen und
das Tier in seinem Inneren einzusperren. Corinne überließ ihn seinem Kampf.
Ihre Lungen quälten sich, und jeder Atemzug war eine Anstrengung-
Sie spürte, dass Desari an ihrer Seite war, ihre Hand
hielt und einen leisen Gesang anstimmte. Ebenso spürte sie, wie die heilenden
Kräfte der drei Frauen warm und belebend durch ihren Körper strömten. Desari
war ruhig und gefasst wie immer, aber Corinne nahm dennoch eine innere Unruhe
wahr. Es hatte nichts zu bedeuten; nichts war jetzt noch wichtig. Dayan war
unterwegs zu ihr und würde irgendwie alles wieder in Ordnung bringen, das
wusste sie. Sie sehnte sich nach dem Klang seiner Stimme.
Corinne entglitt in eine Traumwelt. Sie hörte seine
Musik, die wundervollen poetischen Worte, die aus seiner Seele kamen, wenn er
sein Verlangen nach Liebe ausdrückte. Sein Verlangen nach Corinne. Nur nach
ihr. Jetzt endlich glaubte sie ihm. Er vermochte Dinge, die andere nicht
konnten, und er würde nach dem schrecklichen, dunklen Ringen um seine Seele zu
ihr zurückkommen. Sie hatte Vertrauen zu ihm. »Vollständiges Vertrauen.« Sie
murmelte die Worte, aber selbst für das scharfe Gehör, das sie in letzter Zeit
entwickelt hatte, war ihre Stimme zu schwach. Dayan. Sein Name war ihre Kraft und ihr Anker, der sie in der Wirklichkeit
festhielt.
Corinne. Seine Stimme berührte wie ein Hauch ihr Bewusstsein
und erfüllte ihr Herz und ihre Lungen, sodass sie einen Moment lang leichter
atmen konnten. Ihre langen Wimpern flatterten, als sie versuchte, den Frauen
mitzuteilen, dass sie noch am Leben war. Doch ihre Augenlider waren viel
schwerer, als sie es in Erinnerung hatte. Irgendwann schien es ihr zu mühsam,
sie zu heben, und sie begnügte sich mit einem Lächeln.
Ich wusste, dass du kommen
würdest. Beeil dich, Dayan. Ich kann nicht sagen, warum ich so müde bin. Corinne war sich sicher, die Sätze im Geist deutlich
ausgesprochen zu haben, aber die Worte klangen verwischt und schienen wie feine
Sandkörner zusammenzulaufen. Ihre freie Hand bewegte sich langsam über die
dicke Bettdecke und suchte nach dem Muster, das sie jetzt brauchte.
Desari schob die Decke ein Stück höher, bis ein
bestimmtes Symbol direkt unter Corinnes tastenden Händen war. Ihre unruhigen
Finger hielten sofort inne und legten sich auf das Muster.
Dayan schoss durch die Lüfte; er bewegte sich schnell
wie nie zuvor in seinem Leben. Corinne wurde zusehends schwächer. Er konnte
fühlen, wie sie ihm entglitt und sich in eine Richtung bewegte, die er ihr
nicht erlauben konnte. Dunkler Dampf teilte sich vor ihm, als er durch die
Wolken brach, ein blaugrüner Streifen vor dem wogenden Schwarz des nächtlichen
Himmels . Nebel wehte in langen Schleiern über den Boden und fing an, sich um
Häuser und Bäume zu winden.
Darius war an seiner Seite und konzentrierte sich
während des Flugs vollständig auf das Kind, dessen Lebenskraft so zerbrechlich
zu sein schien, dass er ungewöhnlich besorgt war. Gregori versuchte, Corinne
auf der Erde festzuhalten, indem er all seine Kräfte auf ihr immer schwächer
werdendes Herz richtete. Sie hatte verhindert, dass Dayan der Verlockung des
Tötens erlag, und die Energie, die sie dabei verbraucht hatte, war mehr
gewesen, als ihr krankes Herz verkraften konnte. Corinne kämpfte um ihr Leben,
aber sie hatte keine Angst - sie vertraute einfach auf Dayan; er würde ebenso
für sie da sein, wie sie für ihn da gewesen war, das wusste sie.
Dayan konnte in ihrem Bewusstsein keine Verurteilung
finden, keinen Schock über das Wissen, dass es eine dunkle Seite in ihm gab.
Wie immer akzeptierte sie ihn, so wie er war, und ihre Haltung beschämte ihn.
Während er mit dem tobenden Sturm, der seine innere Zerrissenheit
widerspiegelte, über den Nachthimmel jagte, sammelte er sich innerlich, um sich
auf die bevorstehende Zeremonie vorzubereiten. Er hatte keine W ahl. Er musste
sie um ihrer beider willen an sich binden. Er musste ihr sein heilendes Blut
geben. Das Kind war gefährdet,
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