Dunkles Spiel der Leidenschaft
hätte Dayan Corinne das Blut geben können, das sie zum
Überleben brauchte, aber diese Alternative stand ihnen nicht offen, solange
das Kind noch im Mutterleib war.
Gregori beobachtete, wie das heilende Blut in Corinnes
geschwächten Körper floss. Ihre in Mitleidenschaft gezogenen inneren Organe
nahmen es sofort wie kräftigenden Balsam auf. Während Darms' Geist ständig das
Baby überwachte, machte sich Gregori daran, an Corinnes Herz zu arbeiten, indem
er die geschädigte Herzklappe reparierte und dazu das Blut nutzte, das
ungehindert in ihren Körper strömte. Das hier war nicht dasselbe, wie eine
Wunde zu behandeln. Dieser Schaden war durch eine schleichende Krankheit
verursacht worden, die das Herz im Lauf der Zeit immer mehr geschwächt hatte.
Was Corinne half, war Dayans kraftvolles Blut, das jetzt durch ihre Adern
floss, zusammen mit seinem eisernen Willen, seinem Herzen und seiner Seele,
seiner bedingungslosen Liebe.
Darius blieb bei dem Kind, besänftigte es und schenkte
ihm Trost und Zuversicht. Sowie das Blut seines uralten Volkes in den kleinen
Körper floss, begann die Umwandlung. Gehör und Sehvermögen des Kindes würden
schärfer, sein Körper kräftiger. Corinne konnte von dem Blut nur profitieren,
aber das Baby war noch nicht ganz ausgebildet. Die Organe umzuformen, würde
das Kind gefährden.
Als das Baby durch die seltsamen Vorgänge in Unruhe
geriet und Angst bekam, umschloss Darius es mit Wärme und schuf eine
telepathische Verbindung zwischen ihnen. Er erzählte Corinnes Tochter von
seiner Welt, von den Karpatianern in Not, davon, wie kostbar sie für sein Volk
war, wie wichtig es war, dass sie durchhielt und bei ihrer Mutter blieb, die
sie so sehr liebte.
Die kleine Menge Blut, die Corinne zu sich genommen
hatte, zirkulierte jetzt durch den Körper ihrer Tochter. Darius verschmolz mit
dem Baby und spürte das Blut wie einen Feuerball in ihr. Halt!, befahl er scharf.
Dayan hinderte Corinne sofort mit sanfter Hand daran,
weiter zu trinken. Den Blick angstvoll auf ihr Gesicht gerichtet, flüsterte er
ihr einen Befehl zu. Zu Corinnes Erstaunen beugte sich ein großer, blonder
Fremder mit goldenen Augen vor und verschloss die tiefe Wunde in Dayans Brust
mit seiner Zunge. Er legte eine Hand auf Dayans Schulter, eine Geste, die Corinne
sehr viel verriet.
»Bist du Julian, Desaris Gefährte?«, fragte sie ihn
zur allgemeinen Überraschung.
Der Mann verbeugte sich leicht, ohne seine goldenen
Augen von ihr zu wenden. »Ich bin tatsächlich Julian, Gefährte von Desari und
dadurch Bruder von Dayan. Ich freue mich, dich kennen zu lernen, Corinne. Wir
alle haben gehofft und gebetet, dass Dayan dich finden würde.«
»Gibt es dich wirklich? Passiert all das hier
tatsächlich?« Sie sah ihn an, weil er zugänglicher wirkte als die anderen Männer.
Er lächelte sie an und offenbarte dabei sehr weiße,
sehr ebenmäßige Zähne. »Möchtest du, dass es die Wirklichkeit ist?«
Corinne hielt sich krampfhaft an Dayan fest. Er war
ihre Wirklichkeit. In ihrem Körper bewegte sich das Kind so heftig, dass es
beinahe wehtat. Schützend legte sie eine Hand auf ihren Bauch. »Sie mag das
nicht, Dayan. Ich glaube, es ist besser, wenn ich das alles nur träume.«
Gregori und Dayan sahen beide forschend zu Darius. Er
war immer noch vollständig mit dem Baby verbunden und konzentrierte sich einzig
und allein auf diese Aufgabe. Dayan beugte sich dicht zu Corinne vor. »Ich
kenne Darius, ihn und seine Willenskraft. Er wird niemals zulassen, dass wir
dein Kind verlieren.« Zärtlich knabberte er an ihren Fingerknöcheln, um sie
wach zu halten. »Sag mir, wie es dir geht, Liebes. Du hast schon ein bisschen
mehr Farbe.« Er war immer noch mit ihr verbunden und regulierte ihre Herz- und
Lungenfunktion, weil er noch nicht wagte, diese Aufgabe ihrem Körper zu überlassen.
»Wie fühlst du dich?«
Mehr als alles andere fürchtete sie um ihr Baby.
Corinne ließ sich einen Moment Zeit, um gleichmäßig zu atmen und ihre Panik zu
unterdrücken, bevor sie zu stark wurde. Sie fühlte sich besser; es war nicht
mehr so furchtbar anstrengend, einfach nur Luft zu holen. Aber sie war immer
noch erschöpft und müde und wollte am liebsten schlafen. »Dayan ...« Corinne
sagte seinen Namen ganz leise und schaute sich noch einmal um. Sie befand sich
nach wie vor in einer unterirdischen Felsenkammer, in der sich immer noch
mehrere Personen aufhielten. »Bin ich wach? Ich merke anscheinend nicht mehr,
ob ich wach bin oder
Weitere Kostenlose Bücher