Dunkles Spiel der Leidenschaft
war eine wunderschöne
Welt aus Kristall und Dampf, die vom flackernden Licht unzähliger Kerzen
erhellt wurde. Ein zarter, fremdartiger Geruch hing in der Luft, und Corinne
atmete ihn tief ein. Dieser Ort war still und friedlich und irgendwie
unwirklich. Sie wusste, dass sie wieder träumte. Einen solchen Ort konnte es in
Wirklichkeit nicht geben, aber sie war froh, dass sie ihn in ihren Träumen
besuchen durfte.
Sie beobachtete die flackernden Schatten an den Wänden
der Höhle. Dampf stieg auf, bildete faszinierende Formen und wirbelte träge
durch die Luft. Es war schwer, sich auf etwas Bestimmtes zu konzentrieren, und
Corinne ließ ihren Blick langsam durch die weitläufige Kammer wandern. Sie
schien sich in einer Art unterirdischer Stadt zu befinden. Zahlreiche Eingänge
und große, offene Räume waren zu sehen, fast, als hätte die Höhle ein Netzwerk
von Tunneln und Kammern, die weiter nach unten, aber auch über die Stelle
hinaus führten, an der sie lag. Die Kammer, in der sie sich befand, schien sehr
groß zu sein, und links von ihr befand sich ein Becken mit dampfendem Wasser.
Als sie genauer hinsah, stellte sie fest, dass es hier eine Reihe
unterirdischer Höhlen mit hohen, gewölbten Decken und einem Fluss gab, der sich
durch ein Labyrinth von Tunneln zog. Stalaktiten hingen wie gewaltige
Skulpturen von der Decke und boten einen unglaublichen Anblick. Es schien eine
funkelnde Welt aus Edelsteinen und Farben zu sein.
Es dauerte ein wenig, ehe sie merkte, dass sie nicht
allein war. Mehrere Personen befanden sich bei ihr in der großen Kammer. Sie
standen um sie herum und sangen etwas in einer fremden Sprache. Es war eine
wunderschöne Melodie, dunkel und geheimnisvoll, wie ein heiliges Ritual. Die
Männer, deren Mienen ernst und angespannt waren, sahen sehr gut aus, und die
Frauen waren unbeschreiblich schön. Ihr Gesang erfüllte die Höhle mit dem
bezwingenden Rhythmus der Erde selbst, und auch Corinne konnte ihn in ihren
Adern fühlen. Der Rhythmus strömte durch sie hindurch wie ein Fluss, er stieg
und fiel mit dem Zyklus des Lebens.
Das Ritual erschreckte sie nicht, im Gegenteil, es gab
ihr ein Gefühl von Geborgenheit, dort zu liegen und die anderen anzuschauen.
Sie forschte bei jedem von ihnen nach einem Anzeichen, das ihr vertraut vorkam.
Die Männer waren auf eine exotische Art sehr attraktiv. Sie trugen ihr Haar
lang, und ihre Körper waren straff und muskulös. Alle wirkten etwas
beängstigend, aber seltsamerweise hatte Corinne keine Angst. Sie ähnelten
Dayan, als wären sie nahe Verwandte. Sie alle sangen, und ihre Stimmen waren
sehr schön.
Corinne wandte ihre Aufmerksamkeit den Frauen zu. Drei
von ihnen hatten langes, dunkles Haar, das beinahe bis zur Taille herabfiel,
die vierte eine üppige rote Mähne. Alle wirkten anmutig und grazil in ihren
Bewegungen. Corinne sah ihnen wie gebannt zu, während sie sangen, und
bewunderte die Art, wie sie sich bewegten, ihre Stimmen und Gesten, ihre
auffallende Anmut. Die fließenden Bewegungen ihrer Hände und Körper waren
faszinierend.
Nach einer Weile wurde ihr bewusst, dass ihre Hand
gehalten wurde. Vorsichtig, als kostete es sie zu viel Mühe, drehte sie den
Kopf zur Seite. Zu ihrem Erstaunen stand Dayan neben ihr und hielt ihre Hand
fest in seiner. Er sang dieselben fremdartigen Worte wie die anderen in der
Höhle. Selbst für einen Traum war das Ganze sehr seltsam, dabei aber unglaublich
schön. War sie gestorben? Sie spürte, dass sie tief im Erdboden war,
vielleicht nahe dem Mittelpunkt der Erde. Es war warm von dem Dampf, der aus
mehreren Wasserbecken aufstieg, aber die schäumenden Kaskaden, die sich aus
den Felswänden ergossen, waren eiskalt.
Corinne war überzeugt, dass sie nicht gestorben war,
weil ihr Oberkörper dort, wo er im Park auf die Felsen aufgeschlagen war,
schmerzhaft pochte. Ihr ganzer Körper fühlte sich zerschlagen und mitgenommen
an, und sie war schrecklich müde. Jeder Atemzug bereitete ihr Schmerzen, und
sie konnte fühlen, wie ihr Herz in der Brust hämmerte. Sie war eindeutig am
Leben, entschied sie.
Dayan beugte sich vor und hauchte einen Kuss auf ihre
Stirn, wobei sein warmer Atem wie lindernder Balsam auf die Schrammen und
Schürfwunden wirkte. »Das ist meine Familie, mein Volk. Ich möchte nicht, dass
du dich fürchtest, Corinne. Seltsame Dinge mögen hier geschehen, doch einer unserer
größten Heiler wird versuchen, dir neue Kraft zu geben und dein Baby zu retten.
Ich werde jeden Schritt des Weges bei
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