Dunkles Spiel der Leidenschaft
hatten die Ärzte gemeint. Cullens Zustand war
schlecht; die Kugel hatte Lunge und Gewebe getroffen und alles auf ihrem Weg
zerstört. Sie wussten nicht, was ihn noch am Leben erhielt. Und als wäre das
nicht genug, hatte es vorhin in Corinnes Zimmer einen schrecklichen Wirbel
gegeben. Krankenhauspersonal, Sicherheitskräfte und schließlich Polizeibeamte
waren überall ausgeschwärmt. Eine Viertelstunde später, als Lisa damit
gerechnet hatte, von Corinnes Ableben verständigt zu werden, hatte man ihr
gesagt, dass Corinne verschwunden sei, sich praktisch in Luft aufgelöst habe.
Corinne konnte das Krankenhaus unmöglich allein
verlassen haben, darin waren sich alle einig, und niemand war in der Nähe ihres
Zimmers gesehen worden. Als die Überwachungsgeräte Herzversagen gemeldet
hatten, war die Krankenschwester hineingestürzt, nur um festzustellen, dass
ihre Patientin nicht mehr da war. Lisa befürchtete, dass die Männer, die
versucht hatten, sie umzubringen, Corinne irgendwie aus dem Krankenhaus
geschafft hatten.
Alles war ihre Schuld. Sie war zu dem Fototermin gegangen,
obwohl die anderen ihr gesagt hatten, dass sie in Gefahr sei. Corinne war durch
den Park gejagt und hatte sie, Lisa, zu Boden geworfen, um sie zu schützen,
ohne an ihr schwaches Herz und die Konsequenzen für sich selbst und ihr Baby zu
denken. Sie wollten mich umbringen! Lisa
versuchte, diese Tatsache zu verarbeiten. Jemand wollte ihren Tod. Diese Männer
waren bewaffnet gewesen und hätten sie erschossen, wenn Corinne und Cullen
nicht gekommen wären, um sie zu retten.
Lisa hob den Kopf und sah Cullen an. Er wirkte sehr
blass und war dick bandagiert. Lisa hatte gelogen und sich als seine Verlobte
ausgegeben, um bei ihm bleiben zu können. Nachdem Corinnes Verschwinden
bestätigt worden war, hatte man
Lisa allein gelassen und Sicherheitsleute vor der Tür
postiert. Lisa wusste nicht, was sie nun unternehmen sollte. Bisher hatten
sich immer John oder Corinne um die Belange ihres Alltagslebens gekümmert.
Lisa ballte eine Hand zur Faust, steckte sie sich in
den Mund und biss fest zu, um nicht laut zu schreien. Sie war für diese
Katastrophe verantwortlich. Wenn sie auf die anderen gehört hätte, wären
Corinne und das Baby noch in Sicherheit, und Cullen würde nicht im Sterben
liegen.
»Aber er wird nicht sterben«, vernahm Lisa eine Frauenstimme
hinter ihrem Bücken. »Bekomm keinen Schreck - ich bin Syndil, und das ist
Barack.«
Lisa schrak zusammen und fuhr so hastig herum, dass
sie beinahe vom Stuhl gefallen wäre. Sie hatte nichts gehört, und die
Sicherheitsleute hatten niemanden hereingeführt. Trotzdem standen zwei
Personen im Zimmer. Lisas Herz klopfte laut, und sie überlegte, ob sie um Hilfe
rufen sollte. Es dauerte einen Moment, ehe sie die Namen erkannte. Barack und
Syndil von den Dark Troubadours. Dayans Freunde.
»Wie seid ihr hier reingekommen?«, wisperte Lisa, die
überhaupt nichts mehr verstand.
»Cullen ist seit langem unser Freund. Er hat sein
Leben aufs Spiel gesetzt, um uns zu warnen, als wir in Gefahr waren. Wir würden
nie zulassen, dass er stirbt«, erklärte Barack. Er sah ihr direkt in die Augen
und lächelte sie freundlich an. »Du musst Lisa sein, Corinnes Schwägerin. Dayan
hat uns viel von dir erzählt.«
Lisa brach erneut in Tränen aus. »Corinne ist
verschwunden!«
Syndil legte tröstend einen Arm um Lisas Schultern.
»Corinne geht es gut, Lisa. Hier wäre sie gestorben, und das konnte Dayan
nicht zulassen. Gregori, einer unserer größten
Heiler, ist extra aus New Orleans gekommen, um ihr zu
helfen. Wir wollen alle, dass Corinne und ihr Kind am Leben bleiben.« Liebevoll
drückte sie Lisas Schultern, bevor sie an Cullens Bett trat. Ihr
Gesichtsausdruck veränderte sich sofort. »Er ist so blass, Barack. Seine
Verletzung ist sehr ernst.« Mit zarten Fingern berührte sie Cullens Schulter.
»Es ist schlimm, ihn in dieser Verfassung zu sehen.«
»Er wird nicht lange so bleiben«, antwortete Barack
zuversichtlich.
Lisa reckte sich zu ihrer vollen Größe hoch. »Erzählt
mir, was mit Corinne ist. Wo ist sie? Dayan hatte kein Recht, meine Freundin in
ihrem Zustand aus dem Krankenhaus zu holen. Er hatte nicht das Recht dazu.« Zum
ersten Mal in ihrem Leben stellte sich Lisa der Wahrheit, so schmerzlich sie
auch sein mochte.
Barack sah sie an. »Lisa«, sagte er mit leiser, aber
eindringlicher Stimme, »du kennst Dayan. Du weißt, dass er Corinne liebt und
ihr helfen will. Er braucht Corinne. Er hat
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