Dunkles Spiel der Leidenschaft
dir sein.«
Ihre Augen wanderten über sein Gesicht. »Du siehst so
sorgenvoll aus, Dayan.« Ihre Stimme war leise und klang sehr liebevoll.
Tränen brannten in seinen Augen und in seiner Kehle.
Er atmete für sie, regulierte ihren Herzschlag und erhielt sie ebenso
wirkungsvoll am Leben wie zuvor die Maschinen im Krankenhaus. Er beugte sich
tiefer zu ihr, um ihr direkt in die Augen schauen zu können. »Ich will, dass du
lebst, Corinne. Verstehst du mich? Du musst leben. Für mich.«
Sie nickte. Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie
wollte so gern seine Welt sein, die Luft, die er atmete. Sie wollte den Rest
ihres Lebens seiner wundervollen Stimme lauschen und sehen, wie die düstere
Leere in seinen Augen plötzlichem Verlangen nach ihr wich. Aber ihr Körper gab
allmählich auf, und sie wusste, dass sein Vertrauen in die Heiler zu nichts
führen würde. Es war zu spät für sie.
Der Gesang wurde fortgesetzt, und Corinne ließ sich
wieder in eine Art Trance gleiten. Es kam nicht darauf an, ob irgendetwas von
all dem wirklich geschah. Sie konzentrierte sich auf die Schönheit ihrer
Umgebung und die Harmonie der Stimmen, um ihre Angst vor dem Tod in Schach zu
halten. Vor allem aber wollte sie jetzt nicht an ihr Kind denken. Es war ihr
nicht gelungen, ihrer Tochter die Zeit zu geben, die sie zum Wachsen brauchte.
»Liebes.« Wieder drang Dayans Stimme in ihr
Bewusstsein und weckte ihre Aufmerksamkeit.
Corinne sah, wie eine hochgewachsene, schlanke Frau
mit langem schwarzem Haar näher trat. Die Frau lächelte sie beruhigend an.
»Willkommen, Corinne.« Sie berührte Corinnes Hand mit sanften Fingern. »Ich bin
Desari, Gefährtin von Julian und Schwester von Dayan und jetzt auch deine
Schwester.« Ihre Stimme war wie Musik, besänftigend und in sich selbst schon
heilend. »Wir haben einen unserer größten Heiler bei uns.« Sie wandte sich um
und zeigte auf einen Mann mit scharfen silbergrauen Augen.
Corinne beobachtete, wie der Mann an ihre Seite glitt.
Er war muskulöser gebaut als die anderen Männer in der Höhle und hatte langes
blauschwarzes Haar. Reine Macht ging von ihm aus. Das Lächeln, das er ihr jetzt
schenkte, milderte die grausamen Linien um seinen Mund. Er nahm ihre Hand. »Ich
bin Gregori. Wir erwarten Shea, die sehr erfahren in der Pflege unserer Kinder
ist. Bitte erlaube meinem Bruder Darius und mir, unser Bestes zu geben, um die
Ankunft des Kindes aufzuschieben, bis Shea bei uns eintrifft.«
Einen Moment lang starrte Corinne ihn einfach nur an,
wie benommen von der unverhohlenen Macht, die er ausstrahlte. Es widerstrebte
ihr, sich von dem Heiler berühren zu lassen und die Wahrheit zu erfahren. Wie
Dayan schien auch Gregori zu glauben, dass er irgendetwas bewirken konnte, was
den Ärzten nicht gelungen war.
Desari winkte erneut, und ein zweiter Mann trat vor.
Er sah Gregori sehr ähnlich, aber seine Augen waren tiefschwarz und passten zu
seiner dunklen, exotischen Schönheit. »Willkommen in unserer Familie, kleine
Schwester. Wir bitten um deine Erlaubnis, den Versuch unternehmen zu dürfen,
dich zu heilen.«
Dayan zog Corinnes kleine Hand an seinen Mund. »Bitte,
Liebes. Ich weiß, wie seltsam all das für dich ist, doch versuch bitte mir
zuliebe, alles zu tun, worum sie dich bitten. Shea und Jacques sind noch nicht
da, und wir müssen die Geburt hinauszögern, bis Shea bei uns ist. Ohne sie
sind die Chancen, dein Kind zu retten, viel geringer.«
Corinne schaute Dayan an und verlor sich sofort in dem
schwarzen Abgrund seiner Augen. Er sah sehr verwundbar aus, und seine Gefühle
für sie, die tief und aufrichtig waren, standen ihm ins Gesicht geschrieben.
Dayan lehnte sich näher zu ihr. »Du musst es tun, Corinne; ich brauche es von
dir. Bitte vertrau mir, mein Liebling. Tu es für mich.« Er flüsterte ihr die
Worte ins Ohr, leise, aber mit solcher Inbrunst, dass ihr Tränen in die Augen
traten.
Corinne nickte und ließ zu, dass Gregori ihre linke
Hand nahm. Wie konnte sie Dayan etwas abschlagen, wenn er sie so ansah? Ihre
rechte Hand wurde fest von seiner umschlossen. Sie wollte nicht mit ihrem
geschwächten Körper und mit diesen Fremden, die sehr scharfe Augen und viel zu
viel Macht zu haben schienen, allein bleiben.
Gregori schloss die Augen und trat aus seinem Körper
aus und in die Sterbliche hinein, die so zerbrechlich vor ihm lag. Ihr
menschliches Herz war nahezu verbraucht. Allein Dayan lieferte die Kraft, die
Corinne am Leben erhielt. Gregori untersuchte das Kind. Es war ein
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