Dunkles Universum 1 - Aguirre, A: Dunkles Universum 1 - Sirantha Jax 1. Grimspace
Gefahrenzuschlag«, schlägt Vel vor. »Vielleicht finden Sie eine Möglichkeit, sich vom Boden her zu nähern, bevor Sie die Flugverbotszone erreichen.«
»Meine Gier wird mich eines Tages noch den Kopf kosten«, seufzt unser potentieller Retter. »Abgemacht. Ich werde alle nötigen Vorkehrungen treffen.«
»Niemand lässt ein Mitglied der Gilde im Stich, das Hilfe braucht.« Velith klingt um einiges überzeugter, als ich es bin, aber Geld ist als Motivation nicht zu unterschätzen.
»Exakt. Schicken Sie mir Ihre Koordinaten. Bin schon unterwegs.«
Ich warte, bis die Verbindung beendet ist, bevor ich frage: »Sind Sie sicher, dass Sie das bezahlen können? Wurden Ihre Konten nicht eingefroren, als der Konzern Sie für tot erklärt hat?«
Velith packt gerade alles zusammen, was noch zu gebrauchen ist, und hält kurz inne. »Möglich. Aber ich habe mein Vermögen nicht ausschließlich auf Banken des Konglomerats angelegt. Zu meinen Depots auf Venetia Minor und Gehenna habe ich immer noch Zugang. Die Anwälte der Gilde werden sich um alle rechtlichen Probleme mein vorgebliches Ableben betreffend kümmern.«
Klingt praktisch. »Ich fange an, mir zu wünschen, ich wäre Kopfgeldjägerin geworden.«
»Stellen Sie sich vor, welch unglaubliches Vergnügen mir dann versagt geblieben wäre«, erwidert Velith und verschließt die Tasche.
Ich ziehe meinen nicht vorhandenen Hut vor dem Meister des trockenen Humors und hoffe, dass er seine Worte nicht bald bereuen wird.
52
Noch nie in meinem Leben habe ich so lange gewartet.
Schließlich taucht Sheppard auf. Er ist ein schlanker, hochgewachsener Mann, tiefliegende Augen, wettergegerbtes Gesicht. Er wartet in einem Schlepper auf uns, ein riesenhaftes geländegängiges Ungetüm von einem Fahrzeug. Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie er an das Ding gekommen ist, aber es ist mir auch egal. Vel und ich schlittern den Hügel zu Sheppard hinunter, dann quetschen wir uns in das Fahrzeug. Heilige Maria, ist das warm hier drinnen .
Sobald ich sitze, nehme ich meine Kapuze ab und schäle mich aus dem Isolieranzug, und es kümmert mich einen Scheißdreck, dass ich darunter nur meine Schlafklamotten anhabe. Ich habe seit Tagen nicht geduscht, nicht seit dem Hotel in Maha City, was wiederum einiges über meine Verfassung aussagt, wenn die Erinnerung an dieses Drecksloch von ungezieferverseuchter San-Dusche nostalgische Gefühle in mir weckt. Dass sich mein Arm nicht infiziert hat, grenzt an ein Wunder. Wie es Vels Schulter geht, weiß ich nicht, er hat mich nicht danach sehen lassen, hauptsächlich weil er dann die wärmende Hülle aus menschlichem Fleisch hätte fallen lassen müssen.
»Okay«, begrüßt uns Sheppard, während sich das Fahrzeug rumpelnd und mit knirschenden Ketten in Bewegung setzt. »Wir müssen also nach …?«
»Ankaraj. Bitte. Bringen Sie uns so nahe wie nur irgend möglich hin!«
»Dein Junge hier hat sie nicht alle, wie?«, sagt er zu Velith, ohne mich anzusehen.
Junge . Verdammt, ich hab meine neue Frisur ganz vergessen. »Ich meine es ernst!«
Velith blickt auf. Sobald wir im Fahrzeug waren, hat er sich in das Sys-Terminal eingeklinkt, und jetzt jagen seine Finger wie Spinnen auf Speed über die Tastatur und holen alles Mögliche an Daten aus den Archiven, so schnell, dass ich kaum folgen kann. Bei der Geschwindigkeit, mit der seine Augen über die Zeilen springen, wird mir beinahe übel. Schließlich zieht er alle Informationen in einer Datei zusammen.
»Ankaraj«, bestätigt er. »Bringen Sie uns direkt zur Konzernzentrale.«
»Ihr müsst beide den Verstand verloren haben. Die Stadt ist abgeriegelt, die lassen uns nie und nimmer rein.« Aber ein Blick von Vel scheint Sheppards Meinung zu ändern, und ich frage mich, wie er wohl reagieren würde, würde Velith nur für einen Augenblick seine wahre Gestalt unter dem unscheinbaren Äußeren durchschimmern lassen, Mitglied der Gilde oder nicht. »Okay, also nach Ankaraj. Wir sind gar nicht mal so weit entfernt, aber zu Fuß hättet ihr es nie geschafft.«
Wenn ich hinaus auf die schroffe, schwarz und weiß gefleckte Landschaft mit dem deprimierenden grauen Himmel darüber schaue, kann ich ihm nur zustimmen. Wir pflügen uns weiter durch den Schnee, und ich fange schon an, nervös mit dem Bein zu wackeln, als Vel, ohne vom Bildschirm aufzublicken, mir eine Hand aufs Knie legt, um mich zu beruhigen.
»Wir haben sie«, teilt er mir mit und fährt das Sys-Terminal runter.
Noch bevor ich ihn fragen
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