Dunkles Verlangen - BDSM Erotikgeschichten und Kurzromane (German Edition)
Mund freiließ. Sie öffnete Mary die Edelholz getäfelte Tür des Empfangs und schloss sie, nachdem Mary
hineingetrippelt war.
"Ich erwarte noch einige Gäste, also benimm dich entsprechend. Und für heute Abend habe ich mir eine kleine Überraschung ausgedacht, meine Kleine ..."
Mit leisem Lachen ging die Herrin in einen der dunklen Gänge davon. Und Mary war wieder einmal allein mit der heraufziehenden Dämmerung und der Gewissheit, nichts, aber auch gar nichts aus eigenem Entschluss tun zu können. Oder war auch diese Gewissheit nur Einbildung?
Selbst wenn sie das gut gesicherte Haus hätte verlassen können: sie hatte nicht die geringste Ahnung, wo das Anwesen lag und -- wen konnte sie in diesem bizarren Aufzug schon nach dem Weg fragen?
Das rote Licht im Tresen leuchtete auf. Eine Dame, groß und von vollendeter Figur stöckelte herein, nachdem Mary auf den Türöffner gedrückt hatte. Im Gehen schwang sie ihr glänzend rotes Cape nach hinten und warf es Mary zu.
"Kümmern Sie sich bitte darum. Ich werde erwartet."
Noch ehe Mary den Versuch einer Antwort loswurde -- aus dem durch den Knebel ohnehin nicht viel geworden wäre -- war die unbekannte Besucherin ihrem Blick entschwunden.
Das glänzende Rot des Lackleder-Capes flimmerte wie ein grelles Signal. Marys behandschuhte Hände betasteten das Kleidungsstück vorsichtig. Es war lang genug und konnte mit einem breiten Gürtel um die Taille vollständig geschlossen werden. Marys Entschluss wurde immer klarer, greifbarer. Egal was passierte, sie musste hier weg, irgendwie zurück zu ihm, ihrem Herrn. Dieser Wille, gespeist aus Sehnsucht, mobilisierte Kräfte in Mary, deren Vorhandensein sie vorher nicht einmal geahnt hatte.
Ein leichter Druck auf die Tür der Empfangsinsel bestätigte ihre Vermutung: das Schloss war nicht eingerastet. Leise schwang die Tür zur Seite. So schnell es ihre enge Bekleidung erlaubte, zog Mary das Cape erst über den einen, dann über den anderen Arm. Als das kühle Material die Metallkappen ihrer durchbohrten Brüste streifte, ging ein Frösteln über ihre samtene Haut. Der Gürtel zog das Material über der eng geschnürten Taille aufreizend zusammen, die langen blonden Haare ihrer Peruecke fluteten über den glänzend roten Kragen.
Das musste genügen. In der Dämmerung war die lächelnde Latexmaske hoffentlich nicht von anderen Gesichtern zu unterscheiden, die ihr zwangsläufig begegnen mussten. Mary erschrak bei dem Gedanken in dieser Aufmachung "da draußen" zu sein. Aber es half nichts, einen anderen Weg gab es nicht. Ein Druck auf den Türöffner ließ ein vernehmliches Summen durch die Empfangshalle schwingen. Trotz ihrer versiegelten Ohren kam es Mary fürchterlich laut vor --
jeder im Haus musste es hören! Jeder Schritt auf ihren hohen Absätzen klang in Marys Ohren wie ein Peitschenschlag. Nur noch zwei Meter, dann hatte sie die gläserne Eingangstuer erreicht, noch einer ...
Es war nicht besonders kalt. Ein mehr oder weniger üblicher Septemberabend. Doch Mary war seit langer Zeit das erste Mal unter freiem Himmel. Wie lange sie ihn nicht mehr gesehen hatte? Sie konnte sich nicht erinnern. Zwei Monate, ein ganzes Jahr? Vielleicht konnte man in den Bäumen die Vögel zwitschern hören? In Marys Ohren klang nur das pulsierende Rauschen ihres eigenen, gehetzten Herzschlags. Die Park ähnliche Anlage vor dem Gebäude ihrer freiwilligen Gefangenschaft schien endlos, bis endliche eine hohe Mauer, ein großes, schmiedeeisernes
Gittertor hinter den Bäumen sichtbar wurde. Auch das schwere Tor war nur angelehnt, einen Spalt breit offen, sodass Mary schnell hindurch schlüpfen konnte. Merkwürdig war es doch, bei den sonst üblichen Sicherheitsmassnahmen.
Doch Mary ließ sich keine Zeit, jetzt über die drei ungesicherten Türen nachzudenken. Vor ihr lag eine breite Chaussee, auf der niemand zu sehen war. Durch die mächtigen Bäume auf beiden Seiten konnte Mary keine anderen Gebäude erkennen. Wo auch immer sie im Moment war, es gab keine brauchbare Orientierungsmöglichkeit. Auch war es schon fast dunkel. Da wurden in der Ferne plötzlich die Lichtkeulen eines näher kommenden Fahrzeugs sichtbar. Im ersten Moment wusste Mary nicht, ob sie weglaufen oder stehen bleiben sollte. Wie auch immer, der Wagen war
schon so nah, dass er die merkwürdige Gestalt am Straßenrand sehen musste. In der plötzlichen Helligkeit konnte Mary zunächst nichts erkennen. Erst als eine Tür geöffnet wurde und ein Gesicht in der dunklen
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