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Dunkles

Titel: Dunkles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommie Goerz
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Überlebenschance gehabt hätte. Und er berichtete von dem Gespräch in der Schule, doch das war schon obsolet. Das wussten bereits alle.
    »Okay, Jaczek«, unterbrach ihn Behütuns, »das wissen wir ja alle bereits. Danke. Abend?«
    P. A. berichtete vom Labor. Dass es menschliches Blut sei, das sie auf dem Weg gefunden hatten. Werde noch untersucht, ob es von dem Mädel stamme.
    Und Behütuns erzählte von seinem Gespräch mit Kollitz. Sie trugen alle Fakten zusammen. Die Anrufe des Vaters der Kleinen, ihr Besuch bei Salawi, die behauptete Vergewaltigung. P. A. hatte auch noch etwas herausgefunden: Der Vater, ein gelernter Kfz-Mechaniker, sei längere Zeit im Ausland gewesen, erst seit etwa 14 Tagen wieder zurück, lebe getrennt von seiner Familie, gelte bisweilen als jähzornig und wohne zurzeit bei einem Bekannten in Kraftshof, also ganz in der Nähe. Im Moment sei er noch auf der Suche nach einer Wohnung und nach Arbeit. War wohl rausgeflogen aus seinem alten Job.
    Das war für die anderen neu. Erfahren hatte er es von Salawi, der habe ihm erzählt, was er von der Kleinen wusste. Im Einzelnen sei das aber noch zu überprüfen, es sei nur ein erster Bericht. Halt über zwei, drei Ecken.
    Die vier sahen sich an.
    Neben ihnen hielt ein Streifenwagen der Verkehrstruppe, der zum Schichtwechsel eingefahren war. Der Beifahrer ließ die Scheibe runter, sah hinauf in die offene Bulli-Tür und fragte erstaunt: »Was treibt ihr denn da?«
    »Mach erst mal den Motor aus«, gab P. A. zurück, »das stinkt ja hier«, rümpfte die Nase und sah seitlich weg.
    »Ach, was seh ich denn da? Alkohol!«, gab sich der Streifenpolizist amtlich. »Dürfte ich einmal Ihre Papiere sehen?«
    »Wie heißt das Zauberwort?«, frotzelte P. A.
    Der Beamte wurde fordernd: »Papiere!«, und hielt seine offene Hand aus dem Fenster.
    »Jetzt geht's aber los! Setzen Sie erst einmal Ihre Mütze auf«, griff Dick nun ein, »sonst zählt's ja gar nicht.«
    Nun stieg der Streifenpolizist aus, baute sich vor der offenen Schiebetür des Bullis auf und wurde amtlich: »Schluss jetzt mit lustig. Fahrzeugpapiere, Führerschein«, und griff blitzschnell nach einer der Bierflaschen. Der Fahrer im Wagen schaltete das Blaulicht ein. P. A. aber war schneller und hielt die Flaschen zurück.
    »Wie heißt das Zauberwort?«
    Schallendes Gelächter. P. A. gab ihm eine der Flaschen, stieß mit ihm an, und sie tranken. Dann stellten die Streifenbeamten ihren Wagen ab und gingen hinüber zum Aufzug. »Lasst euch nicht noch mal erwischen!«, rief der eine noch, bevor sich die Aufzugtür schloss. Dann waren die vier Peters wieder unter sich.
    »Wie in einem billigen Film«, kommentierte P. A.
    »Oder in einem schlechten Krimi«, schob Jaczek nach und spielte offensichtlich mit seinem ganz eigenen Witz auf die Situation in seiner Wohnung gestern Abend an.
    »Kannst du gar nicht beurteilen«, belferte P. A. zurück. »Liest ja keine Krimis.«
    »Deswegen«, gab Jaczek zurück.
    Dick und Behütuns schauten sich verständnislos an. Es schien eine kleine Spannung zwischen Jaczek und P. A. zu bestehen.
    »Stimmt irgendwas nicht?«, fragte Behütuns.
    P. A. wollte mit Jaczek quer über den kleinen Klapptisch im Bulli abklatschen, aber Jaczek bewegte sich nicht. »Alles in Butter«, sagte P. A. wenig überzeugend. »Jaczek liest keine Krimis. Aus Überzeugung.«
    Jaczek schwieg.
    Behütuns schaltete das Deckenlicht des Bullis ein und begann, Striche auf seinem Block zu ziehen.
    »Hier ist die Luise, da wird also das Auto geklaut. Hier auf dem Feldweg finden wir Blutflecken, höchstwahrscheinlich von der Kleinen. Also ist das Auto, gehen wir einmal davon aus, dass die Schäden daran von einem Aufprall mit der Kleinen sind, über diesen Feldweg da gefahren. Hier«, und er machte nicht weit davon ein Kreuz, »wird das Fahrrad gefunden. Und hier«, und er zeichnete noch ein Stückchen weiter ein Kreuz ein, »brennt schließlich das Auto. Die Leiche aber«, jetzt machte er ganz in der Nähe des ursprünglichen Standortes des Autos ein Kreuz, »wird hier gefunden.«
    P. A. nahm einen Schluck. »Denken wir's mal ohne Personen. Mit dem Mädchen natürlich, aber sonst ohne. Das Mädchen war bei dem Perser und ist auf dem Weg nach Hause. Sie will vor dem Wecken daheim sein, denn sie möchte ja nicht, dass ihr Ausflug entdeckt wird. Zumindest lässt sich das aus dem Drapieren ihres Kissens schließen. Also ist sie auf dem Weg heim.«
    »On my way home«, sang Dick eine Melodie an.
    P. A.

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