Dunkles
sieben bin ich raus, wollte losfahren, da war der Wagen weg.«
»Also keine Zeugen für die Nacht?«
»Ab den Telefonaten, die Sie ja über mein Handy überprüfen können, nicht mehr. Glaube nicht, dass mich in der Pension jemand beobachtet hat. Da wohnen Handwerker auf Montage. Die sehen abends fern und nicht aus dem Fenster. Außerdem trinken die. Da kriegen die nichts mit.«
Auf der Autobahn drüben quietschten Reifen, laut und abrupt. Dann energisches Hupen, das deutlich nach »Arschloch« klang. Dann donnerte der Verkehr wieder wie gehabt.
»Was ist eigentlich mit dem Auto passiert?«, fragte Kollitz. »Sie sind doch von der Mordkommission, wie Sie gesagt haben, was kümmert Sie da ein Diebstahl?«
Behütuns sah ihn an. »So wie es aussieht, wurde damit eine Frau überfahren. Später wurde der Wagen abgefackelt. Gar nicht so weit von hier entfernt.« Behütuns zeigte über das Tabakfeld nach Norden. »Eigentlich fast in Sichtweite, also der Zusammenstoß. Da drüben, in der Nähe vom Wald. Das Auto brannte dann weiter hinten.« Und ein Gedanke schoss ihm durch den Kopf: Wenn dieser Kollitz so ein trainierter Läufer war... nachts vielleicht da über den Feldweg gefahren war... er hätte locker die Strecke vom Brandherd des Autos zurückjoggen können!
»Ich muss Sie bitten, uns Ihre Laufsachen hierzulassen«, sagte Behütuns knapp.
»Also meine ganze Tasche?«, fragte Kollitz ungerührt.
»Ich glaube, die Laufsachen reichen.«
»Mehr ist ja nicht in der Tasche«, erwiderte er lachend. Warum nur musste der Kerl immer so lachen?
Behütuns zog seinen kleinen Notizblock hervor. »In welchem Zimmer haben Sie gewohnt?«
»In der Luise, meinen Sie? Nummer 2A, gleich links neben dem Eingang. Da wohne ich immer, wenn ich hier bin. Halbparterre oder Souterrain, ich weiß nicht, wie das heißt. So halb unter der Erde, halber Keller.«
Behütuns notierte sich das. Sie würden das alles untersuchen.
»Ich habe schon einmal solche Scherereien gehabt«, gab Kollitz zu. »Auch mit so einem Geländewagen, also nicht mit dem gleichen Modell, aber halt mit so einer großen Kiste. Hab mir seither nie wieder einen geliehen.«
»Was war da passiert?«, fragte Behütuns.
»Ach, das ist Jahre her. Das war damals in Chemnitz. Unser Unternehmen hat da ja überall solche Malls gebaut. Eines unserer Möbelhäuser, ein Küchenstudio von uns, einen Möbel-Mitnahmemarkt – aber gleichzeitig auch ein Gebäude für den Media Markt, oft auch für den Schweden, für einen Baumarkt, also für Obi, Hornbach oder Ähnliches, dann eine Tankstelle, einen Bäcker, einen Metzger, einen Friseur und so weiter, alles auf einem Areal. Immer außerhalb der Städte, immer auf der grünen Wiese. Haben wir in Rostock und Dresden, in Halle, Leipzig, Erfurt, überall. Aber was ich erzählen wollte: Da hab ich in Chemnitz übernachtet, und früh war die Kiste weg.«
»Und warum dann Scherereien?«
»Ach wissen Sie, was die mit der Kiste gemacht haben? Sind früh um drei rückwärts in den Media Markt rein, mitten durchs große Fenster. Und dann haben sie den Laden ausgeräumt, einen ganzen LKW voll. Die waren gut organisiert.«
»Und Sie wurden dann verdächtigt?«
»War doch mein Auto. Also mein Leihwagen. Waren auch meine Fingerabdrücke drin. Ich kannte das Gelände, hab es ja fast selber gebaut. Hatte kein Alibi. Und die Kiste stand noch da. Rückwärts rein ins Fenster, diese Fahrzeuge sind ziemlich robust. Trotzdem haben die die Karre damals geschrottet, wollten sie wohl auch nicht wirklich wieder mitnehmen. Drei, vier Minuten muss die Aktion insgesamt gedauert haben, hatte die Polizei errechnet. Dann sind die mit ihrem LKW abgehauen, voll bis unters Dach. Und mich hat die Schmiere – Verzeihung!, die Polizei – beim Joggen dann aufgegabelt, früh um halb sechs. Da hat man es nicht ganz so leicht, wieder rauszukommen aus der Maschinerie. Für die Polizei hat das alles sehr gut zusammengepasst.«
Kollitz lachte wieder sein ganz typisches Lachen.
»Na ja, das würde mir, so wie Sie das schildern, wohl erst einmal kaum anders gehen.«
»Ist ja auch kein Vorwurf, verstehe ich ja. Gott sei Dank ist das Gleiche dann zwei Tage später wieder passiert, so ein Einbruch, nach genau dem gleichen Strickmuster, diesmal auf dem Gelände bei Dresden. Da war ich aber in Halle. Also war ich dann erst mal entlastet.«
»Glück gehabt«, kommentierte Behütuns.
»Seitdem setzen wir große Steinblöcke vor die Media Märkte. Richtig schöne große,
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