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Dunkles

Titel: Dunkles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommie Goerz
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andere? Die Erlanger ziehen's durch. Rund um die Uhr. Im Berufsverkehr mag es ja vielleicht noch Sinn machen, da sind die Straßen zu. Aber ich war letzthin Sonntag früh in Erlangen, früh um halb sechs. Und stehe drei Minuten an einer Ampel. Warum? Weil ein leerer Bus ...«
    »Das macht doch keinen Sinn, oder?«
    »Genau.«
    Kommissar Friedo Behütuns war baff. Über Jaczek und über die Erlanger. Was hatten die im Kopf? Hatten die gar nicht begriffen, wie das Leben lief? Nein. Anscheinend hatten die nur einen Plan, also immerhin was im Kopf. Aber sie machten es falsch. Also hatten sie nichts begriffen, kein Gespür. Einen Bus muss man vielleicht umsonst machen, dazu auch noch eng takten, dass ich, egal wo ich bin, höchstens fünf Minuten warte, vielleicht mal acht, und dann geht es für mich weiter. Und das mal für zwei, drei Jahre durchziehen, vielleicht auch für länger. Realitäten im Kopf ändern sich nicht so schnell. Locken muss man die Menschen, nicht verärgern. Attraktiv muss der Bus sein, nicht ärgerlich. Wer Menschen verärgert, erreicht das Gegenteil.
    »Hier rechts!«
    Die Ampel war rot, ein Bus kam von links. Leer, früh um kurz nach drei. Busvorrangschaltung. Behütuns stieg in die Bremsen, denn der Bus wich nicht aus. Sah der denn nicht das Blaulicht? Nein, der Bus hatte recht, hatte Vorfahrt. Jetzt hatte Behütuns das System begriffen. Es machte die Busfahrer auch noch arrogant, zumindest wirkten sie so. Und das kam von dieser Crème de la technique? Gut, dass wir in Nürnberg eine Straßenbahn haben!
    100 Meter weiter standen sie im Stau.

Inzwischen gingen die Dinge draußen ihren Gang.
Theodor Fontane, Meine Kinderjahre
21. Kapitel
    Vorne sahen sie Blaulichter blinken. Viele. Rauch stieg auf. Die Feuerwehr. Hier stand ein Verkehrspolizist und bremste die Autos ab. Die Straße war gesperrt, nichts ging mehr.
    Behütuns fuhr rechts ran auf Fahrradweg und Gehsteig und auf den Polizisten zu. Der grüßte, war kooperativ. Das Blaulicht.
    »Was ist da los?«, fragte der Kommissar.
    »Ein Trafohaus brennt.«
    »Können wir da durch?«
    »Sie können es versuchen. Wird schwierig werden.«
    Das sah Behütuns, es stand ja alles voller Feuerwehr.
    »Dresdener Straße, wo ist die?«, fragte Behütuns erneut.
    »Kompliziert«, sagte der Polizist und überlegte, »kommt darauf an. Über die Brücke hier rüber und dann am Trafohaus rechts rein. Das geht aber jetzt nicht.«
    »Und anders?«
    »Wenn Sie es schaffen durchzukommen, dann an der Tankstelle vorbei, geradeaus über die Ampel und unten vor der Regnitzbrücke rechts. Das ist die Leipziger. Die dann ganz durch und am Ende wieder rechts, also von hinten in die Dresdener Straße rein.«
    Kommissar Behütuns versuchte sich das vorzustellen. Erste rechts gleich nach der Autobahnbrücke war die Dresdener, das sah er, das war noch vor der Ampel. Da kamen sie aber nicht rein. Also unten die nächste parallel, die Leipziger und dann irgendwie ums Karree.
    »Wo müssen Sie denn genau hin?«, fragte der Polizist, der inzwischen ahnte, dass die zwei mit dem Brand nichts zu tun hatten.
    »Hast du die Nummer?«, fragte Behütuns Jaczek.
    »Nein, das Signal ist weg.«
    »Wissen wir nicht«, informierte Behütuns den Polizisten.
    »Dann kann ich auch nicht helfen.«
    Der muss ja ein Bild haben von uns beiden, dachte sich Behütuns. Kommen hier an mit Blaulicht und wissen nicht wohin.
    »Wir versuchen es mal«, sagte Behütuns, und der Polizist machte den Weg frei. An den stehenden Autos und Bussen und an den Schaulustigen vorbei, die aus den Autos ausgestiegen waren, fuhren Behütuns und Jaczek den Gehsteig entlang auf die Autobahnbrücke. Dann aber war Schluss, die Straße war dicht. Überall kreuz und quer Scheinwerfer, Feuerwehr und Polizei. Ein Feuerwehrmann hielt sie auf.
    »Wir müssen in die Dresdener«, rief ihm Behütuns aus dem Autofenster zu.
    »Keine Chance«, sagte der Feuerwehrmann bestimmt.
    »Und die wäre?«, fragte Behütuns zurück. So langsam hatte er das Gefühl, dass er zu spät kam. Der zeitliche Abstand zu dem Pick-up wurde immer größer. War das Zufall, dass hier das Trafohaus brannte? Oder hatte das etwas mit dem Wagen zu tun?
    »Habt ihr einen Nissan Navara gesehen?«, fragte er den Brandbekämpfer. Der überlegte einen Moment.
    »Sie meinen den großen bulligen?« Offenbar kannte der Mann den Autotyp. »Nein, kann mich nicht entsinnen.«
    »Wie kommen wir hier vorbei?«, fragte Behütuns.
    »Gar nicht«, erwiderte der Feuerwehrmann

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