Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Duo Infernale

Duo Infernale

Titel: Duo Infernale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
gesenkt und schaute auf die nässenden Wunden. Dabei überkam mich der Eindruck, als würden sie sich bewegen. Das konnte nur passieren, wenn etwas in sie hineingeraten war, aber nicht von außen, denn das wäre mir aufgefallen. Wenn es überhaupt stimmte, dann musste dieser Angriff von innen her erfolgt sein.
    Marcia bewegte ihren Kopf scheuernd hin und her. Auch der Mund blieb nicht mehr ruhig, und ich hörte wieder das Schmatzen, sodass mir schon der Vergleich mit einem Ghoul in den Sinn kam. Doch mit ihm hatte ich es hier nicht zu tun. Diese Frau war alles andere als eine Leichenfresserin, auch wenn die Wunden hin und wieder Schleim absonderten.
    »Belastet?«, fragte sie leise, aber höhnisch. »Nein, es hat mich nicht belastet. Ich habe es gehasst. Ja, ich fing an, es zu hassen, denn ich war kein freier Mensch mehr. Ich war eine Gefangene und nicht nur der Hölle, sondern auch meiner Töchter. Ich wollte dieses Leben beenden und habe mit ihnen darüber gesprochen, nachdem viele Jahre vergangen waren und sie auch weiterhin in der Hitliste ganz oben standen.«
    »Sie waren dagegen – oder?«
    »Nicht nur das. Sie haben gewarnt. Sie erklärten mir, dass ich der Hölle gehörte, dass ich eine Hexe wäre, und der Teufel lässt keine Hexe freiwillig laufen.«
    Da sich Jane Collins mit Fragen zurückhielt, blieb ich weiterhin am Ball. »Aber Sie haben den beiden Frauen nicht geglaubt, denke ich mal.«
    »He!« Sie regte sich schon auf. »Was reden Sie denn da? Natürlich habe ich ihnen geglaubt, aber ich hatte meinen Plan bereits beschlossen. Ich wollte keinen Rückzieher mehr machen, auch nach der Warnung der Töchter nicht. Ich arbeitete daran, aus meiner Lage herauszukommen, und ich fand eine Lösung.«
    »Jane Collins?«
    »Ja. Die Hexe!«
    »Das bin ich nicht mehr«, sagte Jane aus dem Hintergrund. »Und du weißt es auch.«
    »Hexe bleibt Hexe!«, flüsterte Marcia. »Da kannst du sagen, was du willst. Aber es kommt immer darauf an, welche Hexe du bist. Ich sah mich ja selbst als Hexe an, doch ich wollte anders sein. Ich wollte in deine Ebene hineingeraten, Jane. Mich vom Teufel lösen, und deshalb habe ich Kontakt mit dir aufgenommen.«
    Bei den letzten Worten schien sie von einem Energiestoß erfasst worden zu sein, denn ihre Stimme hatte viel lauter geklungen als zuvor, doch jetzt, als sie erneut sprach, wurde sie wieder leiser und schien innerlich zusammenzusacken.
    »Es war zu spät«, flüsterte sie rau. »Viel zu spät. Die andere Seite hatte bereits von meinem Plan erfahren und beschenkte mich mit dieser verfluchten Krankheit. Die Kraft der Hölle hatte sich aus meinem Körper zurückgezogen, die Gegenkraft hatte kaum stattgefunden, und so war ich dem schnellen Verfall preisgegeben. Ich zog mich zurück, und ich wurde noch einige Male von meinen Töchtern besucht, die mir erklärten, dass es für mich kein Zurück mehr gab, denn ich hatte als Mensch und als Körper meine verdammte Pflicht und Schuldigkeit für den Teufel getan. Jane war für mich ein letzter Funke Hoffnung. Vielleicht kann sie mir helfen, aber ich musste rasch einsehen, dass daraus nichts wird. Ich wurde immer schwächer. Ich habe Boris bei mir angestellt. Er kümmert sich um alles. Er wird gut bezahlt, er hält sich hier im Land illegal auf, wie er mir sagte, aber das soll andere stören, nicht mich. Ich freue mich auch, dass du gekommen bist, Jane, aber leider ist es zu spät, denn meine verfluchten Töchter haben den Kampf gewonnen...«
    Bei den letzten Worten war die Stimme immer leiser geworden. Ein Zeichen der Erschöpfung, und Marcia hatte auch Mühe gehabt, die Worte zu formen.
    Schließlich sagte sie nichts mehr. Sie schloss einfach nur die Augen, aber sie war nicht tot, denn beide hörten wir noch die leisen Atemzüge.
    Weder Jane noch ich sprachen. Es war in der vergangenen halben Stunde wärmer geworden, und ich merkte, dass sich der Schweiß auf meinem Körper ausgebreitet hatte. Ich hörte auch den eigenen Herzschlag und musste zunächst verdauen, was Marcia alles berichtet hatte.
    Dabei hatte ich keinen Zweifel an der Wahrhaftigkeit ihrer Aussagen. Dazu hatte ich schon viel zu viel erlebt. Es war ein tragisches und zugleich ein böses Schicksal, das hinter ihr lag. Für eine Reue war es zu spät gewesen, aber auch Jahre zuvor hätte sie dem Bann der Hölle nicht entfliehen können. Was der Teufel einmal besaß, das hielt er auch fest, davon musste man einfach ausgehen. Es sei denn, er war einer seiner Diener

Weitere Kostenlose Bücher