Duo Infernale
Hexe.«
Fiona richtete sich auf. Als sie saß, drehte sie sich zu ihrer Schwester hin um. »Und du hast mir nichts davon gesagt?«
»Ich dachte, dass es nicht wichtig ist.«
»Von wegen. Wir haben uns versprochen, uns alles zu sagen. Ich bin dein Schicksal, und du bist meines. Denk mal nach. Alles ist für den anderen wichtig, was man selbst spürt.« Sie strich die langen Haare zurück, die wie eine helle Raubtiermähne auf ihrem Kopf wuchsen. Bei Florence war es ebenfalls der Fall. Nur hatten ihre Haare die Farbe eines Raben.
Florence schaute zur Decke. »Sollte es uns jetzt nicht besser gehen, wo Marcia...«
»Ja, ja, das ist alles richtig. Es ist aber noch das Problem dieser Frau, von der uns Boris berichtet hat. Marcia hat sie geholt. Sie wollte ihr Gewissen reinigen, und das konnte sie nicht aus eigener Kraft schaffen.«
»Kennst du den Namen?«
»Ja, Boris hat ihn mir durchgegeben. Sie heißt Jane Collins.«
»Kenne ich nicht.«
»Aber ich weiß noch mehr«, fuhr Fiona fort. »Diese Collins wollte noch einen guten Freund kommen lassen, der sie unterstützt. Auch das hat Boris berichtet.«
»Wie lautet sein Name?«
»Sinclair, glaube ich...«
Florence saß auf dem Bett und dachte nach. Sie schaute dabei auf die verschiebbare Wand, die den Schlaf- vom Wohnbereich des Wagens trennte. »Ich weiß auch nicht, Schwester, aber lässt dieser Name in dir etwas anklingen?«
»Nein.«
»Bei mir auch nicht.«
Fiona lachte schallend. »Er ist vielleicht irgendein Macho, der denkt, dass er alles regeln kann. Mit dem werden wir fertig. Das Problem ist Jane Collins – oder?«
Fiona drehte den Kopf. Sie wollte Florence anschauen, und wie immer hatte sie dabei das Gefühl, in ihr eigenes Gesicht zu blicken. Nur die Haare hatten eine andere Farbe. Ansonsten waren sie gleich. Auch in den Figuren unterschieden sie sich nicht. Beide waren schlank, jedoch nicht zu schlank und wohl proportioniert. Dass sie mal mit ihren Rücken zusammengewachsen gewesen waren, das war beim ersten Hinschauen nicht zu sehen. Nur wer die Stellen kannte, sah die Narben, auf die beide Frauen sehr stolz waren, denn sie gehörten zu den empfindlichsten Stellen ihrer Körper. Beide bezeichneten sie als sensibel. Wenn sie sich dort gegenseitig berührten, hatten sie den Eindruck, als würden verschiedene Ströme durch ihre Adern schießen und sie aufputschen. Es lag noch nicht lange zurück, da hatten sie es wieder erlebt.
Ich habe helle Augen, Florence dunkle!, dachte Fiona. Der einzige Unterschied, abgesehen von den Haaren. Sie streichelte das Gesicht ihrer Schwester, doch Florence war diesmal nicht bei der Sache und sagte: »Du wolltest mir etwas sagen.«
»Ach ja? Was denn?«
»Über diese Jane Collins reden.«
»Stimmt, Prinzessin, du hast Recht. Sie gefällt mir nicht. Obwohl ich sie nicht persönlich kenne, weiß ich, dass sie gefährlich ist. Sie weiß viel, sonst hätte sich Marcia nicht an sie gewandt. Ich habe das Gefühl, dass sie uns in etwa ähnlich ist. Ich meine, dass sie etwas von uns hat. Von unserer Kraft...«
»Nein!«, flüsterte Florence.
»Doch, schon.«
»Dann würde sie ja zu uns gehören, wenn das stimmt, was du da behauptest.«
Schwungvoll rollte sich Fiona herum. »Das müssen wir noch herausfinden. Glauben kann ich es nicht.« Sie blickte auf ihre nackte Schwester. »Warum hätte sich Marcia an eine Person wenden sollen, die auf unserer Seite steht?«
»Sie kann sich geirrt haben.«
Fiona konnte das Lachen nicht unterdrücken. »Marcia und sich geirrt? Nein, Prinzessin, das glaube ich nicht. Denk darüber nach, ich gehe jetzt duschen.«
»Gut.«
Die kleine Dusche gehörte noch zum Schlafbereich. Als Fiona hinter der geriffelten Wand verschwunden war, schwang auch Florence ihre Beine über die Bettkante hinweg und stand auf. Sie blieb nachdenklich neben dem Bett stehen und streifte mit gelassenen Bewegungen den Hausmantel aus heller Seide über, die so angenehm kühl auf ihrer Haut lag.
Die Dusche würde für die nächsten Minuten besetzt sein. Als Florence das Rauschen des Wassers hörte, betrat sie den größeren Teil des Wohnmobils. Sie holte eine Dose Wasser aus dem Kühlschrank, trank sie halb leer und stellte sie wieder weg.
Dass die Mutter nicht mehr lebte, machte ihr nichts aus. Sie war den falschen Weg gegangen und hatte sowieso nur gelebt, um Nachwuchs zu bekommen, damit die Hölle weitere Vertreter auf der Erde besaß. Aber diese Collins bereitete ihr schon Probleme, denn Fiona gehörte zu
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