Duo Infernale
den Frauen, die sich kaum irrten. Wenn sie etwas spürten oder fühlten, dann hatte das schon seinen Grund.
Jetzt wäre es eigentlich wichtig gewesen, wenn sich Boris gemeldet hätte. Er war in alles eingeweiht worden. Er sollte nach Marcia’s Tod auch das Boot in die Luft sprengen, um Spuren zu verwischen. So weit hätte es eigentlich sein müssen.
Die Nachricht traf nicht ein.
Beide Handys der Schwestern blieben stumm.
Nervös schritt Florence im Wohnmobil auf und ab. Dass dabei ihr Seidenmantel immer wieder aufklaffte, störte sie nicht. Die Fenster waren durch die Rollos abgedunkelt, und es würde wohl kaum jemand um die Frontscheibe des Führerhauses herumstreichen.
Nachdem sie einige Male vor und zurück gegangen war, hielt sie es nicht mehr aus, nahm ihr Handy und rief die gespeicherte Nummer des Mannes mit dem Namen Boris ab.
Es gab keine Reaktion. Der andere Apparat blieb stumm. Es schien überhaupt keinen zu geben, und das wiederum erfüllte Florence mit Bedenken. An ihrem Handy lag es nicht. Nach einem zweiten vergeblichen Versuch ließ sie es bleiben und legte den flachen Apparat wieder auf das Regal.
Dass sich in ihrem Innern eine gewisse Unruhe ausbreitete, war auch am Gesicht zu sehen, in dessen Zügen die Lockerheit verschwunden war und einer gewissen Spannung Platz geschaffen hatte.
Sie war keine Hellseherin oder Wahrsagerin, wie ihre Mutter es gewesen war, aber sie hatte das unbestimmte Gefühl, dass nicht alles so verlaufen war, wie Fiona und sie es sich gewünscht hatten. Die Vollzugsmeldung wäre längst fällig gewesen.
Fiona kehrte aus der Dusche zurück. Eingewickelt in ein Handtuch und sich die blonden Haare mit einem weiteren rubbelnd, kam sie auf Florence zu.
»Was ist, Prinzessin?«
»Wieso? Was soll sein?«
»Du siehst aus wie jemand, der über ein starkes Problem nachdenkt und noch keinen Weg zur Lösung gefunden hat.«
»So ähnlich fühle ich mich auch.«
»Sag schon, was los ist.«
»Boris hat sich noch nicht gemeldet.«
Fiona ließ das Handtuch sinken. »Das ist allerdings keine gute Nachricht.«
»Meine ich auch.«
»Hast du es denn bei ihm versucht?«
»Das habe ich.« Sie lächelte kantig. »Aber es meldete sich niemand. Es ging überhaupt kein Ruf durch. Mir kam es vor, als wäre sein Handy defekt.«
»Oder zerstört.«
»Auch das ist möglich, Schwester.«
Fiona nagte an der Unterlippe. In ihre hellen Augen trat eine Veränderung ein. Plötzlich sahen die Pupillen aus, als wären sie mit einer dünnen Eisschicht bedeckt. »Das ist in der Tat nicht gut.«
»Haben wir diese Collins unterschätzt?«
»Nein, nicht wir. Eher Boris.«
»Du glaubst, dass sie ihn erledigt hat? Für immer und ewig ausgeschaltet?«
»Ich kann es mir zumindest vorstellen«, erwiderte Fiona und ballte die Hände zu Fäusten. »Boris ist einer, der nur tut, was man ihm sagt. Er weiß, dass er Marcia beschützen soll, und das mit seinem eigenen Leben. Er weiß auch, dass er alle Spuren vernichten soll.« Sie senkte die Stimme und verengte die Augen, weil wieder andere Gedanken ihren Kopf durchflossen. »Aber er ist nicht so dumm, sich dabei selbst zu vernichten. Demnach muss die andere Seite stärker gewesen sein. Er hat sie nicht ernst genommen, und wir haben es auch nicht getan.«
»Ein Fehler!«
»Ja.« Fiona lächelte. »Aber nur ein kleiner, den wir korrigieren können.«
»Was wird diese Collins über uns wissen?«, fragte Florence.
»Alles, denke ich.« Fiona setzte sich an den festgeschraubten Tisch. »Sie wird alles wissen, weil Marcia geplaudert hat. Unsere Mutter wird ihr den Grund erklärt haben, warum sie Schutz braucht. Und Jane Collins wird sich ihre Gedanken gemacht haben. Ich schätze sie nicht als dumm ein.« Fiona legte den Kopf zurück und schaute Florence direkt an. »Und weißt du, was sie unternehmen wird, Prinzessin?«
»Klar. Sie kommt her. Hier nach Genf!«
Fiona lachte. Mit der flachen Hand schlug sie auf den Tisch. »Genau das wird sie tun. Dann haben wir sie. Ich glaube auch nicht, dass sie sich verstecken wird. Sie wird unsere Nähe suchen, und was kann uns dann noch passieren, Prinzessin? Nichts, gar nichts. Denn dann haben wir ein Heimspiel und werden sie in die Zange nehmen, darauf kannst du dich verlassen.« Sie lachte, und in ihren Augen Schimmerte schon die wilde Vorfreude. »Wir machen sie fertig. Sie wird etwas erleben, an was sie nicht mal in ihren kühnsten Träumen gedacht hat, das schwöre ich dir.«
»Sehr gut, Fiona. Nur ist sie
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