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Duo Infernale

Duo Infernale

Titel: Duo Infernale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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feiner Sand.
    Ich hatte auf meinem Weg nach oben den Wind nur leise gehört. Nicht mehr als ein Flüstern und Jammern, das um die Ecken säuselte, als wären die Geister dabei, mich zu bedauern.
    Hier oben in der Spitze erwischte mich der Wind voll. Hier war es immer windig, und hier schlug er gegen mich wie ein flattriges Tuch. Erst als ich in den Schatten der Glocke trat, blendete mich die Sonne nicht mehr so stark.
    »Es reicht, Sinclair!«
    Ich bewegte mich nicht mehr. Die Hände lagen wie festgeklebt an meinem Hinterkopf, und es existierten auch keine Gedanken mehr, die sich mit einem Entkommen beschäftigten. Ich stellte mich ganz und gar auf die Situation ein und musste Florence dabei Recht geben. Es gab wohl nur wenige Todeskandidaten, denen ein derartiger Ausblick geboten wurde. Rechts von mir nahm mir die mächtige Glocke die Sicht. Aber wenn ich nach links schielte, dann sah ich aus dieser breiten Fensteröffnung weit über die Dächer hinweg und auf den herrlichen See, aus dem die Fontäne hochschoss, als wollte sie mir die Hand zur Rettung reichen.
    Verdammt, hier zu sterben, das hatte ich mir auch nicht in meinen schlimmsten Gedanken vorgestellt. Nicht auf einem Glockenturm, nicht in einer Kirche, nicht mit diesem herrlichen Ausblick.
    Der Wind hörte nicht auf. Er erwischte mich am Gesicht und am Körper. Er ließ meine Kleidung flattern, aber er sorgte nicht für den bitteren Geschmack im Mund. Der stammte allein von der Galle, und jetzt merkte ich, wie sich meine Angst allmählich steigerte.
    Das Kreuz trug ich in der Tasche. Ich hätte auch ebenso gut einen Schlüssel darin stecken lassen können. Er half mir nichts. Auch wenn ich es aktiviert hätte, wäre damit nicht viel gewonnen, denn ich würde dazu nicht kommen, weil die Worte die Frau hinter mir misstrauisch gemacht hätten.
    »Dreh dich um, Sinclair!«
    »Und dann?«
    »Ich schieße dir nicht gern in den Rücken!«
    »Wie edel!«
    »Das hat nichts mit edel zu tun!«, gab sie mir zu verstehen. »Es geht hier um andere Werte. Ich möchte in deinem Gesicht die Angst sehen. Ich möchte erleben, wie du vor Furcht vergehst und daran denkst, was du alles falsch gemacht hast. Das sind für mich Werte, an denen ich mich ergötzen kann.«
    So schätzte ich sie auch ein. Okay, es blieb mir nichts anderes übrig, als zu gehorchen. Ich drehte mich langsam, der herrliche Blick verschwand, weil er mir vom Mauerwerk genommen wurde, und eine andere Person wurde sichtbar.
    Die dunkelhaarige Florence hielt die Waffe mit beiden Händen fest. Sie sah in ihrem hellen eleganten Hosenanzug nicht wie eine Killerin oder eine Hexe aus, aber wem sieht man schon an, ob er ein Killer ist oder nicht?
    Das Gesicht glich dem ihrer Schwester haargenau. Ich erkannte zumindest keinen Unterschied. Selbst das Puppenhafte war darin wie festgebacken, nur die Augen besaßen unterschiedliche Farben. Eines hatten sie trotzdem gemeinsam.
    Es war die menschenverachtende Kälte, die mich innerlich erzittern ließ. Diese Abgebrühtheit, dieser Beweis, dass für sie ein Menschenleben einfach nicht zählte und es ihr Vergnügen machen würde, mir die Kugel direkt in den Kopf zu schießen.
    Wir standen uns allein gegenüber. Auch die Tür war nicht mehr offen. Und ich sah, wie sich ein Lächeln auf den Lippen der Frau ausbreitete. Ich schätzte die Entfernung zwischen ihr und mir ab. Sie war perfekt für einen tödlichen Schuss. Ich war kein Filmheld, hier wurde nicht Matrix II gedreht, wo sich der Held spielerisch leicht durch die Luft bewegte und seinen Feinden die Waffen aus den Händen trat.
    So profan. So simpel. Mein Leben sollte durch eine Kugel enden. Ich wurde nicht von irgendwelchen Dämonen zerrissen, ich wurde kein Opfer Leichen fressender Ghouls, nein, ich würde eine Kugel in den Kopf bekommen, und das aus der Waffe meiner Freundin Jane Collins.
    Florence sprach noch einen Satz. Und der war völlig passend. »Wer soll dich jetzt noch retten, Sinclair...?«
    ***
    »Jetzt sind wir allein, Jane. Ganz allein und ganz unter uns. Ist das nicht super?«
    Die blonde Fiona erwartete eine Antwort, aber Jane dachte nicht daran, sie ihr zu geben. Ihre Gedanken waren bei John Sinclair, der hinter der geschlossenen Tür zusammen mit Florence verschwunden war. Ihr war, als müsste sie in einen tiefen See der Scham versinken, denn durch sie war John in diese lebensgefährliche Lage geraten. Hätte sie sich anders verhalten, wäre es nicht passiert.
    Es hatte keinen Sinn, sich Vorwürfe zu

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