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Duo Infernale

Duo Infernale

Titel: Duo Infernale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht. Karsten sah aus, als hätte er bereits sein achtes Pils getrunken, der Mund stand offen, die Augen ebenfalls, und er wirkte in dieser Sekunde wie ein Pilzsammler, der nach langer Suche den Pilz seines Lebens gefunden hat und es kaum glauben kann.
    »Weg, verdammt!«
    Erst als Jane mit der Beretta winkte, die sie aufgehoben hatte, reagierten sie verschüchtert und zogen sich so weit zurück, dass sie von der Treppe aus nicht gesehen werden konnten.
    Jane hoffte, dass sie keinen Unsinn machten. Sie drehte sich wieder. Ein Schuss war gefallen, die Kugel hatte keinen weiteren Schaden angerichtet, und Jane wollte nicht daran glauben, dass Fiona aufgegeben hatte. Sie war zwar nicht zu sehen, aber das musste nicht unbedingt etwas bedeuten. Menschen wie sie waren auch in der Lage, mit anderen Waffen zu kämpfen, mit magischen, mit ihren übermenschlichen Kräften, und darauf musste sich Jane einstellen.
    Sie hatte sich nicht geirrt, denn plötzlich erschien die Blonde dort, wo sich die erste Biegung der Wendeltreppe befand. Sie spähte vorsichtig um die Ecke, und sie musste sehen, dass Jane am Ende der Treppe stand und auf sie angelegt hatte.
    Blitzschnell zog sie sich zurück.
    Jane hatte sie trotzdem gesehen. »Was ist, Fiona? Willst du nicht hochkommen?«
    Als Antwort hörte sie ein schallendes Lachen. Erst danach sprach Fiona. »Man sieht sich immer zwei Mal im Leben, Jane. Immer zwei Mal...«
    Ihre Stimme verhallte, und es folgte auch nichts mehr. Zumindest keine Schimpftiraden. Dafür wehten andere Laute hoch. Das typische Geräusch harter Schritte, das sich sehr schnell verflüchtigte, als Fiona ihren Rückweg antrat.
    Das war kein Irrtum. Sie machte sich tatsächlich aus dem Staub und ließ ihre Zwillingsschwester zurück.
    Jane Collins dachte an zwei Dinge zugleich. Erstens an das Ehepaar, das mit dem Schrecken davongekommen war und wie zwei Statisten im Hintergrund stand, und sie dachte auch an John Sinclair, von dem sie nichts mehr gesehen und gehört hatte.
    »Haut ab!«, fuhr sie Monika und Karsten an. »Los, verschwindet...«
    »Aber...«
    »Kein Aber, Karsten. Die Frau ist verschwunden. Sie wird euch nichts mehr tun. Lauft nach unten, dort seid ihr sicherer.«
    Karsten stand noch immer da wie angenagelt. Aber seine Frau reagierte und griff zu. Sie zerrte ihren Mann zur Seite und stieß ihn sogar in den Rücken, damit er auf den Beginn der Treppe zutorkelte. Er sprach irgendwas, was Jane nicht verstand, denn für sie gab es kein anderes Ziel als die Spitze des Kirchturms...
    ***
    Florence hatte Recht. Wer sollte mir jetzt noch helfen? Nicht ich, nicht das Schicksal, und auch kein retten-der Engel, der aus den Höhen des Himmels niederschwebte.
    Ich hatte damit gerechnet, dass sie abdrückte, aber sie wollte diese für mich schrecklich langen Sekunden noch genießen und spürte, wie groß ihre Macht war, die sie über einen Menschen wie mich ausübte.
    »Angst, Sinclair?«
    »Die hat wohl jeder.«
    »Auch du?« Sie amüsierte sich. »Ja, ich sehe es dir an. Plötzlich wird man so verdammt klein, nur weil man in die Mündung einer Waffe schaut. Da ist dann alles andere vergessen. All die Jahre zuvor. All die Erfolge und Siege, von denen du heute auch geträumt hast. Ich weiß noch immer nicht genau, wer du bist, aber ich werde es nach deinem Tod herausfinden, darauf kannst du dich verlassen. Ich sehe dich nicht nur als einen normalen Menschen an. Du bist ein Feind. Von dir strahlt etwas ab, das mir verdammt wenig sympathisch ist. Das ich sogar hasse. Da bin ich sensibel genug.«
    Ich musste sie reden lassen, denn ich wollte sie auf keinen Fall provozieren. Zugleich sah ich in ihren Augen einen gewissen Schimmer, der mir nicht unbekannt war. Ich kannte ihn. Er trat bei Menschen auf, die sich entschlossen hatten, etwas zu unternehmen und einen gewaltigen Schritt zu gehen.
    Das war auch bei Florence so. Sie würde abdrücken. Das Flackern in den Augen, das mir ihre Mordlust signalisierte – und der Schlag!
    Es war wie bestellt. Es war fast wie im Märchen. Es war ein Geräusch, das mir beinahe das Trommelfell sprengte und meine Ohren vom Kopf wegriss.
    Der Anschlag der Glocke!
    Keiner von uns hatte damit gerechnet. Es war mir nicht klar, ob Florence geschrien hatte, jedenfalls drückte sie nicht ab und war durch den Klang der Glocke völlig überrascht und aus dem Konzept gebracht. Sie blieb auf der gleichen Stelle stehen, aber sie hatte den Kopf etwas nach rechts gedreht, weil sie die Glocke anschauen

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