Duo Infernale
passiert. Was ist das genau gewesen? Was hat diesen Sinclair so stark gemacht oder hat dich so gestärkt, dass unser Kontakt abriss?«
»Ich weiß es nicht!«
Jane kam mit dieser Notlüge nicht durch. »Doch!«, wurde ihr gesagt. »Du weißt es. Du weißt es verdammt genau. Du willst es uns nur nicht sagen, weil du noch immer auf ihn hoffst. Das kannst du, aber du wirst vergeblich hoffen. Das Spiel läuft jetzt nach unseren Regeln weiter, denn wir werden dich mit in unsere Schau nehmen, und das wird deinem Freund nicht gefallen. Er wird es auch nicht mehr sehen können, weil wir ihn bis dahin erledigt haben. Los, Schwester!«
Zwei Worte reichten aus.
Jane ahnte, dass etwas passierte. Sie wollte was tun, herumfahren, nach vorn laufen auf Fiona zu, aber Florence war schneller. Sie hatte nur auf den Befehl gewartet.
Der harte Schlag traf Jane’s Rücken. Er war bestimmt nicht mit einem Kantholz geführt worden, sondern mit der Faust oder der Handkante, aber er raubte Jane die Luft.
Sie riss den Mund auf. Sie wurde starr, und mit einem heftigen Griff riss Florence die Detektivin zu sich heran. Jane hätte sich wie ein Raubtier gewehrt, aber der Schlag war einfach zu hart gewesen, und Florence reagierte zu schnell.
Bevor Jane sich versah, war sie ihre Pistole los. Da brauchte Florence nicht zum zweiten Mal hinzugreifen, und die Waffe drückte sie gegen Jane’s Hinterkopf.
»Alles klar?«
Jane hatte Probleme mit dem Luftholen. Und das »Ja« klang auch verdammt gepresst.
»Gut, Jane, dann werden wir uns jetzt auf den Weg machen. Wir drei verschwinden von hier. Wir gehen den gleichen Weg wieder hinab, aber versuche nicht, uns dort zu überrumpeln. Du würdest es nicht schaffen. Außerdem habe ich deine Waffe. Ich schieße zwar nicht gern, aber in diesem Fall bleibt mir dann nichts anderes übrig. Ist das klar?«
»Ich habe verstanden.«
»Gut, dann können wir gehen.«
Auch Fiona hatte nichts dagegen. Sie öffnete die Tür, um in das Treppenhaus mit dem hohen Gebälk und den alten Steinen zu gelangen. Jane wurde nach vom gestoßen, der Druck der Waffenmündung hatte dafür gesorgt. Sie aber hob den Kopf. Es war mehr eine Reflexbewegung, denn ein Gedanke war noch in ihrem Innern aufgezuckt. Sie dachte an die herrliche Umgebung, an den Ausblick, den viele Besucher versäumten, weil sie bis hier oben gar nicht mehr gingen, weil ihnen der Weg zu beschwerlich war.
Noch einmal sah sie die Stadt, den See, das Umland mit seinen weichen Hügelformationen. Alles wurde umschlossen vom strahlenden Glanz der Sonne.
Im glatten Gegensatz dazu stand die offene Tür. Dahinter lauerte die Düsternis. Sie füllte den viereckigen Raum aus, in dem sich einiges verbergen konnte.
Jane wusste auch nicht, warum sie jetzt von diesen Gedanken erwischt wurde und deshalb Furcht bekam, aber es war nun mal so und ließ sich nicht ändern.
Der viereckige Raum war leer. Nur schmale Öffnungen durchbrachen die Wände. Man konnte sie mit Schießscharten vergleichen. Durch sie fiel das Licht wie mit dem Lineal gezeichnet und malte helle Streifen auf den Boden.
Um die schmale Treppe zu erreichen, mussten sie den Raum diagonal durchqueren. Sie gingen über Holz und Stein. Die Wandöffnung lag im Halbdunkel, aber genau dort erschien plötzlich der Umriss eines Besuchers, der es auch geschafft hatte, nach viel Mühen und Anstrengungen, das Ziel zu erreichen.
Jane krampfte sich für einen Moment zusammen und hoffte, dass die andere Seite nichts merkte.
Der Mann, der den Weg geschafft hatte, war John Sinclair!
***
Treppen, Stufen – ich hatte sie hinter mich gebracht, und ich hätte nie gedacht, dass es so anstrengend sein kann, auf einen Turm zu steigen. Aber es hatte geklappt, und jetzt wusste ich auch, warum nur so wenige Menschen den Weg nach hier oben fanden. Es war einfach zu anstrengend. Hinzu kam die Hitze, die draußen lagerte und die Besucher schon angeschlagen gemacht hatte, so dass sie sich die lange Strecke nicht antun wollten, obwohl es im Innern des Turms kühl war.
Ich wusste, dass ich Jane hier finden würde. In jeder Zwischenetage hatte ich mich umgeschaut und sogar das über mir liegende Gebälk abgeleuchtet, um alle Verstecke zu entdecken.
Nichts hatte sich getan. Keine Jane Collins. Andere Besucher hatte ich gesehen, sie waren mir auch entgegengekommen, aber von Jane entdeckte ich nichts.
Also ganz oben.
Dort, wo die mächtige Glocke hing. Eine andere Möglichkeit gab es für mich nicht.
Kaputt war ich zwar nicht,
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