Duocarns - David & Tervenarius
Duocarns wollen dich alle sehen. Ich verstehe das.«
Ich bezweifle, dass Xanmeran, Meodern und Solutosan auch noch kommen werden, dachte David, und lächelte zum Abschied, bis sie die Tür hinter sich geschlossen hatten.
»Die sind alle total nett, Terv«, sagte er zu seinem Schatz, der ihm mit geduldiger Miene das Frühstückstablett abnahm.
»Ja«, Terv trug das Tablett zu seinem Schreibtisch in der Ecke und stellte es dort ab. »Ich glaube, die Vier werden nicht im Haus bleiben. Ich habe das im Gefühl.«
»Wo sollen sie denn sonst hin?«, fragte David erstaunt.
»Ein eigenes Leben aufbauen, David. Chrom hat jetzt ebenfalls kanadische Papiere. Geld dürfte auch kein Problem sein. Er wird irgendwo eine Familie gründen wollen. Das Duocarns-Haus ist dafür nicht geeignet.«
David sah Terv nachdenklich an, ließ den Blick von seinem liebem Gesicht, über seinen dunkelblauen Pulli zu seiner Jeans schweifen, in deren Enge sich sein Geschlecht deutlich ausbeulte. Er schluckte trocken.
Tervenarius bemerkte sein Liebäugeln und grinste vieldeutig.
»Dir scheint es ja wirklich wieder besser zu gehen. Aber wir werden jetzt nicht vögeln, sondern einen kleinen Spaziergang am Strand unternehmen. Du musst laufen, sagt Pat.«
»Wo ist der eigentlich? Den habe ich tagelang nicht zu Gesicht bekommen.«
»Das liegt daran, dass er im Moment stark in die Angelegenheiten der Duocarns eingespannt ist.«
»Und du?«
Tervenarius, der dabei war, Kleidung für David aus dem Schrank zu suchen, hielt inne. David konnte sein Gesicht nicht sehen. Erst als er sich umdrehte, und ihm Jeans, Shirt, Pulli, Unterwäsche und Socken reichte, blickte David in seine verschlossene Miene. »Ich kümmere mich um dich. Das hat für mich im Moment Priorität. Wenn ich gebraucht werde, wird Solutosan mich rufen.«
David fühlte, dass hinter diesem Satz mehr stand, als Terv zu sagen bereit war.
Der Tag war anstrengend gewesen. David war an Tervs Seite bei leicht windigem, herbstlichen Klima ein Stückchen den Strand entlang geschlendert. Nun spürte er die Wochen, die er nur im Bett verbracht hatte. Nach kurzer Zeit fühlten sich seine Knie bereits an, als seien sie aus Gummi. Aber er hielt sich tapfer.
Im Haus zurück, überraschte Aiden ihn mit einer prall gefüllten Tüte aus dem Fastfood-Laden.
»Für Kranke und Schwangere nicht geeignet«, flachste sie. »Und genau deshalb werden wir das jetzt essen. Ich weiß, du willst es auch.«
Als er der bleichen, schwangeren Aiden dann am Küchentisch gegenübersaß und sah, wie sie ebenfalls gierig einen Big Mac verdrückte, wurde ihm klar wieso: Die Schwangerschaft machte ihr heftig zu schaffen. Sie klagte nicht, sondern versuchte fröhlich zu wirken und unterhielt sich mit ihm über unverfängliche Dinge.
An den Kühlschrank gelehnt, in der Hand ein Glas Kefir, folgte Tervenarius der Unterhaltung. Ihm entging nicht, dass David zwei Mal fast die Augen zufielen. »Ich glaube, hier möchte jemand ein kleines Nickerchen machen.«
Aiden lachte. »Nicht nur einer.« Sie hielt sich den Bauch. »Das Essen haut mich auch um.« Sie erhob sich. »Macht’s gut, ihr Zwei. Ich lege mich aufs Ohr.«
Terv streckte ihm die Hand hin. »Komm, Mimiran, es ist Zeit. Du hast dich wacker gehalten. Morgen gehen wir noch einmal. Bald wirst du wieder fit sein.«
David lief an seiner Seite die Treppen hinauf. Seine Füße fühlten sich an wie aus Blei.
Im Zimmer angekommen, ließ sich David auf ihr Bett fallen. Terv half ihm kopfschüttelnd aus den Kleidern. »Ich bin fertig. Völlig platt. Sorry, Terv«, flüsterte er noch, bevor ihn der Schlaf übermannte.
David fuhr den Highway von Seattle nach Vancouver, froh, endlich auf dem Heimweg zu sein. Der schwule Kunde, dem er drei respektable Anwesen vorgeführt hatte, war exzentrisch und anstrengend gewesen. Er rückte den Seidenschal zurecht, denn nun trug er ständig Schals, um die Narbe zu bedecken. Diese war, trotz Patallias ausgezeichneten, medizinischen Künsten, wie eine weiße Schlange auf seiner Kehle geblieben. Fast ein halbes Jahr war seit seiner Verletzung vergangen.
Es begann zu schneien. »Schnee im April«, knurrte David. Der pappnasse Schneeregen klatschte gegen die Scheiben. »Ich frage mich, warum wir uns nicht in die Karibik verpissen.«
Jetzt führe ich auch noch Selbstgespräche, dachte er. Dabei möchte ich lieber mit Terv reden. Tervenarius. Er lächelte und bog vom Highway ab. Das war ein turbulentes erstes Jahr gewesen.
Weitere Kostenlose Bücher