Duocarns - David & Tervenarius
Nachdem seine Verletzung abgeheilt war und er sich komplett erholte hatte, war er wieder voll in seinen Maklerjob eingestiegen. Es war ihm peinlich, auf Kosten der Duocarns zu leben, und er wollte unbedingt ein eigenes Einkommen. Tervs Beteuerungen, dass den Duocarns das nicht das Geringste ausmachen würde, hatte er mit einer Handbewegung beiseite gewischt. Durch den Job war er dauernd auf Achse. Eigentlich zu oft, was dazu führte, dass er ständig mit Terv telefonierte. David hatte sich immer noch nicht dazu entschließen können, seine Wohnung aufzugeben, aber da Pflanzen und Fische bei seinem Freund Martin in guten Händen waren, schob er die Entscheidung darüber immer auf.
Tervenarius hatte seine Pilzforschungen, die er auf Duonalia intensiv betrieben hatte, erneut aufgenommen. Auch er war viel unterwegs, um Proben zu nehmen. David hatte noch nicht verstanden, nach welchen Kriterien sein Schatz Kohlköpfe sezierte oder mit kleinen Messerchen unter Baumrinden schabte.
Hat der Alltag uns eingeholt? Nachdenklich fuhr er seinen Wagen in die Garage neben Tervs schwarzen BMW Coupé M6. Beim Anblick des Autos schlug sein Herz höher. Seine blinde Verliebtheit war gewichen und hatte einer starken, unerschütterlichen Liebe Platz gemacht.
Er nahm seinen Aktenkoffer und lief leichtfüßig die Treppen in den ersten Stock. Es war früher Nachmittag und das Haus schien ausgestorben. Bevor er die Tür zu ihrem gemeinsamen Zimmer öffnen konnte, trat Terv heraus und verstellte ihm lächelnd den Weg. Davids Herzschlag erreichte augenblicklich die höchste Frequenz. Trotzdem stellte er ruhig den Aktenkoffer auf den Boden. Dann fiel er seinem Liebsten in die Arme. Terv schmeckte nach Honig, nein nach Schokolade, oder waren es Karamellbonbons? Ihre Zungen umschlangen sich. Sofort spürte David die Erregung heiß in seinen Schritt schießen. Terv war und blieb umwerfend und er begehrte ihn. Nun schmeckte er wieder Schokolade. Dieses Mal weiße. David löste sich lachend. »Sag mal, kannst du dich heute nicht für ein Aroma entscheiden?« Terv betrachtete ihn zärtlich. »Hast du schon gegessen?«
»Nein.« David machte Anstalten ihn zur Seite zu schieben, um ihr Zimmer zu betreten, aber Terv blockte ihn ab. »Darf ich nicht erst einmal ablegen?«
»Du hast also Hunger?«, forschte sein Schatz erneut nach.
»Ja, Terv. Himmel, was ist denn los?«
Tervenarius öffnete schweigend die Tür und ließ ihn eintreten.
David stand völlig verblüfft auf der Schwelle und betrachtete Tervs Werk. Er hatte einen kleinen Tisch festlich gedeckt. David bemerkte flackernde, elegante Kerzen, einen Teller, Besteck, Servietten, eine Flasche Champagner und ein Glas Kefir. Unter einer Haube schien sich etwas Essbares zu befinden. Zuerst dachte er, dass ihn seine Augen täuschten, aber überall auf dem weißen Tischtuch lagen kleine, dunkle Federchen.
»Federn«, staunte David. »Wie von ...« Ihm fiel die Kinnlade nach unten. »Wie von schwarzen Flügeln. Welchen Tag haben wir heute?«
Terv musterte ihn gespannt und lächelnd. »Heute vor einem Jahr bist du mir auf die Schulter gesprungen.«
»Das hast du dir gemerkt?« David schluckte betreten. Er hatte nicht an ihren Jahrestag gedacht. Nein, er hatte nicht einmal vermutet, dass er Tervenarius irgendetwas bedeuten würde, denn Gedenktage zu feiern war doch etwas sehr Menschliches. Er fühlte Tränen der Rührung in seine Augen schießen.
»Du weinst?« Terv starrte ihn entsetzt an.
»Ja, weil ich es so schön finde.«
»Menschen weinen, wenn sie etwas schön finden? Das stand natürlich nicht im Internet. Ich habe die Idee mit dem Tisch von so einer Hausfrauen-Seite.«
David musste unter Tränen lachen. »Und die Federchen?«
»Der Einfall ist von mir«, verkündete Tervenarius stolz. »Setz dich. Ich habe Sushi besorgt. Du magst doch japanisches Essen, oder?«
David stürzte auf ihn zu und umarmte ihn heftig. »Das ist einfach wunderbar. Danke, Terv. Du machst mir damit eine Riesenfreude.« Er küsste seinen Geliebten leidenschaftlich, der sich nun endgültig für ein Aroma aus Honig und Pfirsichen entschieden hatte. David leckte sich die Lippen. »Ich ziehe mich schnell um und wasche mir die Hände, okay?«
Im Bad blickte er in den Spiegel. Ein strahlender David sah ihm entgegen. Ich bin glücklich. Es ist so viel Glück, dass ich Angst habe, es zu verlieren. Ich wünschte, ich könnte es festhalten – irgendwie konservieren.
Er trat ins Zimmer. Terv hatte am Tisch Platz genommen
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