Duocarns - David & Tervenarius
gemeinsamer Raum. Sinnlos geworden. Wie an Schnüren gezogen stand er auf und lief zum Schrank. Da waren Tervs Sachen. David betastete einen von Tervs Anzügen. Sein Geliebter hatte ja nur eine Jeans getragen, als er losging. Die wahrscheinlich irgendwo zerfetzt im Weltall trieb.
Bei diesem Gedanken schossen ihm erneut die Tränen in die Augen. Er klammerte sich an den Ärmel des Sakkos und weinte haltlos. Es tat so weh. Es war, als fehlte ein Stück von ihm. Es war einfach herausgerissen. Der Rest von ihm fühlte sich an wie eine riesige Wunde, mit der er kaum lebensfähig war.
Es klopfte an der Zimmertür. Er war nicht fähig zu reagieren. Jemand öffnete die Tür einen kleinen Spalt. »David?«
»Ich bin hier«, antwortete er erstickt.
Solutosan stand in der Türöffnung. Bei Davids Anblick entglitt ihm seine steinerne Miene. Mit gramvoll verzerrtem Gesicht kam der große Mann auf ihn zu. Er wirkte mit einem Mal unendlich alt.
»David, es tut mir so schrecklich leid. Er war mein bester Freund. Erst Aiden, nun er ...«
David blickte unter dem Tränenschleier zu ihm auf. Er schüttelte den Kopf. Es war hoffnungslos.
Solutosan ergriff seine Hände, packte fest zu. »Es kann sein, dass er lebt. Du darfst die Hoffnung nicht aufgeben. Verstehst du mich? Verschollen ist nicht gleichbedeutend mit tot. Hörst du, David?«
Es war ihm egal, was der Chef der Duocarns von ihm dachte. Er weinte haltlos, von der Trauer überwältigt.
Solutosan ließ seine Hände los und blickte ihn durchdringend an. »Ich bin gekommen, um dir mitzuteilen, dass das Duocarns-Haus nach wie vor dein Zuhause ist, und dass wir alle für dich da sind. Gleichgültig zu welcher Uhrzeit wird immer jemand hier sein, mit dem du sprechen kannst.« Er brach ab.
»Ja, genau das wollten wir auch sagen«, kam eine Stimme von der Tür. »Und wir wollten dich mitnehmen.« David wandte sich um. Chrom und Psal standen auf der Schwelle, die lieben Bacani-Gesichter ernst.
»Wir haben erfahren, was geschehen ist.« Chrom stockte und schluckte. David sah, wie er seine Betroffenheit und Trauer überwand, als er weitersprach. »Wir brauchen dich in unserem kleinen Zoo, David. Psal und ich glauben, dass ein Ortswechsel gut für dich wäre. Bitte überlege es dir. Pan und Frran würden sich auch freuen.« Psal nickte bekräftigend.
David starrte die beiden an. Damit hatte er nicht gerechnet. Er ging zurück zum Bett und ließ sich auf dessen Kante sinken. Ihm war klar, dass er ein Bild des Jammers bot.
Er hob den Kopf. »Ich danke euch allen. Ich denke darüber nach.«
Solutosan nickte schweigend und ging zur Tür.
»Es ist nicht gut, in so einer Situation allein zu sein. Ruf uns bald an, ja?« Es war Psal, die ihn freundlich betrachtete und dann mit Chrom den Raum verließ. Die Tür schloss sich leise.
David blickte auf die weiße Türfüllung, unfähig zu denken. Es war Morgen, aber er wollte sich dem Tag nicht stellen, wollte nicht nachdenken. Er ließ sich auf die Matratze sinken, packte Tervs Kopfkissen und umschlang es fest mit den Armen. Die Beine angezogen, lag er um das Kissen gebogen, wie ein Kind im Mutterleib. Nur dass er sich in keiner Weise geborgen fühlte, sondern zerrissen und leer.
Die darauffolgenden vierundzwanzig Stunden verbrachte David im Bett. Zwei Mal besuchte Patallia ihn und sich mit besorgtem Gesicht nach seinem Befinden. Wieder sprach David mit ihm das ganze Erlebnis durch, froh, jemanden zu haben, dem er seine Zweifel, seine Trauer, Angst und auch Wut mitteilen konnte. Ja, er war wütend. Wieso hatte Terv ihn einfach so verlassen? Hatte leichtsinnig Ulquiorras Anweisungen missachtet und so sein Leben riskiert, nein, ihr gemeinsames Leben zerstört? Patallia war ein Mann mit klarem Verstand. Er gab zu bedenken, dass Terv ein erfahrener, starker Krieger, und außerdem ein Unsterblicher war, den man sicher nicht mit normalen Maßstäben beurteilen konnte. Die ganze Situation war es wohl nicht. Also blieb David nur zu hoffen. Worauf? Dass Ulquiorra irgendwann käme, jubelnd, weil er Terv gefunden hätte, oder dass schlichtweg ein Wunder geschah.
David schloss das Garagentor hinter sich und stapfte dick angezogen über die am Straßenrand aufgetürmten Schneehaufen an den Strand. Er hatte das Bedürfnis, sich den Kopf frei blasen zu lassen. Mit zusammengebissenen Zähnen stemmte er sich gegen den peitschenden Wind und zog seine Wollmütze tiefer. Die hartgefrorene Schneedecke knirschte unter seinen Stiefeln. Die schwache
Weitere Kostenlose Bücher