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Duocarns - David & Tervenarius

Duocarns - David & Tervenarius

Titel: Duocarns - David & Tervenarius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat McCraw
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Frühlingssonne brachte die Wellen zum Glänzen, entfachte ein Glitzern auf dem von Fußabdrücken und Hundetapsen durchfurchten Schnee, spendete jedoch keinerlei Wärme.
    David nahm seine Umgebung nur nebenbei wahr. Er musste dringend nachdenken. Zunächst über seine Wohnsituation. Im Duocarns-Haus erinnerte ihn alles an Terv. Selbst Tervs BMW in der Garage hatte ihn erneut zum Weinen gebracht, Tränen, die nun im eisigen Wind auf seinen Wangen brannten. Er musste fort, konnte in seine Wohnung in Vancouver zu seinen Fischen und Pflanzen zurückkehren. Um was zu tun? War er im Moment fähig, seiner schwulen Kundschaft heiter und nonchalant teure Villen zu verkaufen? Nein. Er schluckte heftig, um den dicken Kloß in seiner Brust nach unten zu drücken. David blieb stehen und betrachtete die schäumenden, grauen Wellen. Er wollte zu Chrom. Dort war eine Familie. Er mochte Tiere. In dem Tierasyl kamen sie alle zusammen: die Ausgestoßenen, die Hilfebedürftigen. Und Chrom besaß einen direkten Draht zu den Duocarns. Der Bacani würde sofort erfahren, sollte es irgendwelche Neuigkeiten von Tervenarius geben.
    David wandte sich um und trat den Rückweg an. Der Entschluss stand. Er wollte seinen Job hinschmeißen und im Tierheim mitarbeiten. Dort würde er Verständnis bekommen. Er blieb stehen und zog sein Handy aus der Brusttasche. Das diamantenbesetzte iPhone – Tervs Geschenk zum ersten Jahrestag. Bei seinem Anblick stürzten die Tränen erneut aus seinen Augen. Ein Telefon für zwei Millionen Bucks, das er um keinen Preis der Welt verkauft hätte. Jedoch wollte er es nicht weiter benutzen. Ein Fünf-Dollar-Handy würde es in Zukunft auch tun. Sein Leben war nicht mehr viel wert ohne Tervenarius - im Grunde keine fünf Cents.
    Tervenarius hatte Speicherplatz Nummer 1. Nie wieder würde er diese Taste drücken. David schluchzte gequält auf und presste das Telefon an seine Brust. Er stolperte weiter. Reiß dich zusammen, David! Du bist ein Mann. Männer zeigen ihren Schmerz nicht, mahnte seine innere Stimme. »Das ist mir egal!«, schrie er in den Wind, der seine Worte nahm und mühelos wegwehte. »Warum hat er mich verlassen? Was war so wichtig? Wichtiger als ich?« Wenn er sich in diesem Moment hätte zerreißen können, sich zerfetzen und sein Fleisch einfach so am Strand von Seafair verstreuen – er hätte es getan.
    Tränenblind lief er weiter, tippte auf die Nummer fünf der Kurzwahlliste. »Chrom?« Es gelang ihm nur schwer, das Zittern in der Stimme zu unterdrücken. »Ich komme zu euch und bin dir dankbar für dein Angebot.«
     

     
    David war noch nie in der alten Militärbasis gewesen, die den feindlichen Bacanis ehemals als Unterschlupf gedient hatte. Obwohl Chrom ihm eine Wegbeschreibung gegeben hatte, verfuhr er sich erst einmal in dem weitläufigen Waldgebiet.
    Er war mit den Nerven am Ende und starrte auf den Waldweg, der im Nichts verlief. Glücklicherweise war er im Hellen losgefahren, so dass er die Gegend erkennen und rückwärts wieder hinausfahren konnte. Nun war er erneut auf der schmalen asphaltierten Straße gelandet, mitten im Wald, umgeben von hohen Tannen und einem undurchdringbaren Gestrüpp zwischen den geraden, borkig-braunen Stämmen. Er hielt an und betrachtete das Kaninchen, das ohne Hast auf die Fahrbahn hoppelte und in deren Mitte sitzenblieb. »Scheiße!«
    David angelte nach seinem Handy, ein billiges, schwarzes Stück aus einem Supermarkt. Das teure Smartphone hatte er sorgfältig verpackt und in seinem Gepäck im Kofferraum untergebracht. Das neue Telefon besaß nur wenige Nummern von ein paar engen Freunden und natürlich die von Chrom. Wie paralysiert starrte er auf das Gerät. War es richtig, was er hier tat? Er hatte sich immer für einen Stadtmenschen gehalten. Ihm waren die neusten Trends wichtig gewesen, im Kino die besten Filme zu sehen oder mal eben mit einem Freund um die Ecke in die Pizzeria gehen zu können. Nun war er auf dem Weg ins Niemandsland, wo Fuchs und Hase sich Gute Nacht sagten. Er umklammerte das Handy und sah dem Kaninchen zu, das sich mit beiden Pfoten über die Nase strich und dann ins Dickicht hoppelte. Das war niedlich. Die Tiere bei Chrom würden ihn beschäftigen, auf eine unaufdringliche Art. Der Bacani brauchte seine Hilfe beim Aufbau des Projekts. Ich muss mich zusammenreißen, dachte er, auch wenn ich mich fühle wie tot – leer und ausgehöhlt.
    Er drückte eine Kurzwahltaste.
     

     
    Dank Chroms Hilfe hatte David den Weg endlich

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