Duocarns - David & Tervenarius
sich auf das Bett mit der braunen Army-Wolldecke und starrte auf die Betonwand. So verharrte er. Der Kalender auf Davids Billig-Handy zeigte den 17. März 2006.
Er hatte es nicht bedauert bei den Bacanis untergekrochen zu sein, denn die Arbeit dort ließ ihm kaum Zeit nachzudenken, und David fiel abends wie tot ins Bett. Nachdem eine gigantische Bodenplatte in Beton gegossen worden war, kamen die Fertighausteile auf riesigen LKWs polternd und krachend durch den Wald. Chrom und er hatten sogar einige Bäume fällen müssen, da sich die Waldwege als zu schmal für ihr Projekt erwiesen. Ein echtes Abenteuer.
Pan und Frran waren jammernd in dem unterirdischen Trakt zurückgeblieben. David jedoch stand mit Chrom und Psal am Rand der Lichtung und sahen fasziniert zu, während ihr Haus wie von Zauberhand von dem Kran zusammengefügt wurde. Dank der großzügigen Finanzierung durch die Duocarns konnte alles bar und ohne Probleme bezahlt werden.
Nun fehlten die Anschlüsse an den Dieselgenerator und die Solaranlage auf dem Hausdach und die Verbindung zu ihrer eigenen, kleinen Kläranlage. Sie brauchten noch etliche Möbel. Dann konnten sie in das Haus umziehen. Davids Zimmer war im ersten Stock neben dem von Pan und Frran eingeplant und würde wohl auch nicht viel mehr Mobiliar enthalten als sein Raum in der Basis. Aber das war ihm egal.
Hauptsache, die Arbeit ging weiter und er musste nicht nachdenken. Sie hatten bereits fünf Hunde, einen Esel und etliche Hühner bekommen, die dringend ordentliche Ställe und Unterkünfte brauchten.
»So, das wäre erledigt.« Chrom rieb sich zufrieden die Hände und sah den LKWs nach, die rasselnd auf dem ausgefahrenen Waldweg verschwanden. Auch Psal strahlte über das ganze Gesicht. »Was hier auf der Erde alles möglich ist! Das ist der Wahnsinn! Einfach ruck-zuck ein Haus hinstellen.«
Pan streckte den Kopf aus der Tür des Schuppens. »Sind sie weg?« Er wartete die Antwort nicht ab und kam heraus, stand wie angewurzelt und glotze das neue Gebäude an. »Krass! Hat mein Zimmer auch W-Lan? Paps, du weißt, ich brauche einen Internet-Anschluss!«
»Keine Sorge, das ist alles mit eingeplant, Pan.« Er wandte sich an David. »So, David, jetzt geht die Arbeit erst richtig los. Wir müssen die ganze Sache einzäunen. Das wird eine Höllenarbeit. Ich habe glücklicherweise einen Pfostenbohrer beschaffen können. Komm, lass uns mal schauen, wie das Ding funktioniert.«
David nickte und ging an Chroms Seite in den Schuppen, um die Maschine anzusehen. Er sprach kaum noch. Wozu auch? Keiner seiner Mitbewohner zwang ihn dazu. Es störte niemanden, dass er so gut wie nichts aß, unrasiert war und sich nur wusch, wenn er zum Himmel stank. Lediglich Patallia kam einmal pro Woche vorbei. Er untersuchte die Tiere und sprach dann jedes Mal mit ihm.
»David, du rutschst in eine Depression. Versuche etwas zu finden, das dich interessiert und das dir Spaß macht. Fang an, dein Leben neu aufzubauen.«
David hatte sich diese Ratschläge mehr als ein Mal angehört und meist nichts geantwortet. Inzwischen beschränkte sich Patallia darauf nachzufragen, ob es ihm gut ging. Diese Frage beantwortete er dann mit einem Nicken.
Mich kann nichts mehr erschüttern, dachte David und musterte den fassungslos am Küchentisch zusammengesunkenen Chrom.
Der Bacani hob den Kopf, stierte das Handy in seiner Hand an, durch das er kurz zuvor mit Patallia gesprochen hatte. »Solutosan ist ebenfalls verschollen.« Das war der einzige Satz von vielen, der sich in Davids Gehirn festgesetzt hatte. Interessierte ihn das noch? Instinktiv nahm er Chrom das Handy aus der verkrampften Hand.
Chrom blickte ihn an wie einen Fremden. »Er ist fort. Auf die gleiche Weise wie Tervenarius. Solutosan ist diesem Ruf gefolgt und hat Ulquiorra auf dem Transport durch das Tor losgelassen.«
Die Erwähnung von Tervs Namen tat David weh. Nun war auch der Chef der Duocarns verschwunden. Der mächtige Mann.
»Sie sollten aufhören, ihre Leute durch dieses verdammte Tor zu schicken«, antwortete David kalt. Er stand auf, legte Chroms Handy auf den Tisch und ging, um nach der neu in die Station gekommenen, verlausten Katze zu sehen.
Es dämmerte. Erschöpft zog David die Füße in den durchlöcherten Wollsocken aus den Stiefeln und stellte das schlammverkrustete Schuhwerk im Vorraum neben der Küche auf ein Gitter. Sie hatten den ganzen Sommer und den Herbst über geschuftet. Der Winter stand vor der Tür.
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