Duocarns - David & Tervenarius
lauschte gespannt. Terv hatte die Leute gehasst. Er schluckte trocken. Fast ahnte er, wohin die Geschichte steuerte.
»Es war an einem Tag nach der Schule. Ich war von einem Lehrer festgehalten und befragt worden und hatte deshalb das Windschiff verpasst. Ich stand am Hafen, als sich die altbekannte Horde meiner Klassenkameraden näherte, Tacco an der Spitze. Sie beschimpften mich, schlugen mich und zwangen mich, mein Gewand auszuziehen. Dann folgten Witze über mein Geschlechtsteil, und dass ich ja damit niemals etwas zu Stande brächte.« Terv schüttelte angewidert den Kopf. »Ich schämte mich entsetzlich, zumal eine Frau mich so schmutzig, angespuckt und nackt auf dem Boden liegen sah. Es war demütigend und entwürdigend.«
Nun wagte David, seine Hand tröstend auf Tervs Knie zu legen. Der hob den Kopf und sah ihn an, als würde er jetzt erst begreifen, dass er die ganze Zeit zu ihm gesprochen hatte. Jedoch sah er das Verstehen in Davids Gesicht. Ja, David verstand ihn. War er nicht selbst so oft wegen seiner Sexualität gehänselt, verstoßen und diskriminiert worden? Ihm war allerdings das Glück beschert gewesen, Eltern zu haben, die felsenfest hinter ihm gestanden hatten.
»David, du kannst dir kaum vorstellen, was all die Jahre der Demütigung in mir angerichtet haben. Ich rächte mich gnadenlos.« Terv legte seine Hand auf Davids Handrücken.
»Nach diesem Erlebnis war meine Grenze erreicht. Ich schnappte mir Tacco allein. Ich hatte mir bereits das passende Sporensortiment zurechtgelegt: Zuerst verklebte ich ihm den Mund mit weißen Klebesporen, damit er nicht schreien konnte. Ich stieß ihn von den Füßen und prügelte auf ihn ein. Und dann ... und dann ...« Terv brach ab.
»Du hast ihn umgebracht? Was hast du getan?«, fragte David mit leiser Stimme.
»Ich habe ihn vergewaltigt, David.«
David stieß schnaufend die Luft aus.
»Er lag auf dem Bauch auf dem Boden, wollte davonkriechen. Hob das Hinterteil dabei an. Sofort schoss mir durch den Kopf, dass ich ihn spüren lassen würde, wozu mein Schwanz fähig ist.« Terv raufte sich das Haar.
»Warum mache ich das immer wieder? Auch damals mit dir in der Garage. Natürlich bin ich inzwischen viel kontrollierter. Meine Wut ist anders, kälter. Jedoch genau so heftig und unvermittelt. Ich habe Angst davor, David, hatte sogar den Gedanken, mir das Glied abzuschneiden. Aber das würde höchstwahrscheinlich wieder nachwachsen.«
Völlig erschüttert starrte David vor sich hin. Für diese Sache hatte Terv büßen wollen, indem er sich von auranischen Kerlen durchficken ließ. Er schluckte die aufkeimenden Tränen hinunter. Weinen war keine Lösung.
»Und was geschah dann?«
»Ich bin einfach weggegangen. Ins Dorf. Und ich habe mich an allen gerächt. Ich wählte mikrofeine, giftige Sporen einer duonalischen Waldpflanze und bin durch die Straßen des kleinen Ortes gegangen. In jedes Haus ist die Sporenwolke gezogen. Nein, sie sind nicht sofort gestorben. Sie sind allmählich dahingesiecht – ihre Körper sind langsam verfault. Männer, Frauen und Kinder. Die duonalischen Wissenschaftler und Ärzte waren ratlos. Sie gaben der Krankheit den Namen des ausgestorbenen Dorfes 'Tamelis'.«
»Und Tacco?«
»Der hat sich in der Nacht nach dem Missbrauch das Leben genommen.«
Was für eine entsetzliche Geschichte. Völlig schockiert saß David neben dem zusammengesunkenen Terv auf der Bettkante. »Wie lange ist das her?«
»Wie gesagt, ich war halbwüchsig. Ein menschliches Alter vielleicht von vierzehn oder fünfzehn Jahren. Ich habe danach keine Sporen mehr eingesetzt. Bis ich Solutosan traf. Er half mir meine Fähigkeiten zu beherrschen, machte mir klar, dass ich mit ihnen auch Gutes bewerkstelligen kann. Er war immer der Meinung, dass ein Mann sich nur für eine Seite konsequent entscheiden müsse. Und das habe ich getan, als ich durch das Sternentor ging.«
Die Sache war also fast tausend Jahre her. Und diese Last hatte so lange auf seinen Schultern geruht.
»Ich habe auf Sublimar gebüßt, David. Habe die Gewalt der Männer angenommen. Ich hatte das Gefühl, dass jeder Schwanz ein Stück der schweren Schuld aus mir heraustrieb. Ich habe gelitten, du fehltest mir. In den frühen Morgenstunden kamen Trauer und Tränen, wenn die Tortur vorüber war. Als dann Solutosan in der schmalen, stickigen Gasse vor mir stand, wusste ich, dass meine Strafe vorbei war. Ich bin geläutert aus der Sache hervorgegangen.«
»Terv, der Vorfall auf Duonalia ist ewig
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