Duocarns - David & Tervenarius
lange her. Wie kamst du nur auf die Idee, in diesem Moment dafür sühnen zu müssen?«
Tervenarius hob den Kopf und sah ihn an. »Du glaubst, dass Zeit irgendeinen Unterschied macht? Nein, man muss für alles, was man tut, geradestehen. Und für Schlechtigkeiten muss man büßen, früher oder später.«
David riss sich zusammen. Terv warf die alte, duonalische Geschichte und den Gewaltausbruch am Anfang ihrer Beziehung in einen Topf. Das musste er vorrangig klären. »Hör zu. Was uns angeht und den Vorfall in der Garage: Ich habe dir längst verziehen. Ich hatte dich monatelang angebaggert und provoziert. Das, was du tatest, war von mir gewollt. Ich hatte vor, dich aus der Reserve zu locken. Ich musste dich unbedingt haben.«
Bei seinen Worten erschien auf Tervenarius’ Gesicht ein bitteres Lächeln. »Und jetzt hast du mich. Einen Massenmörder. Die Bacanis, die auf mein Konto gehen, habe ich noch nicht mitgezählt.«
Dieser Satz erboste David: »Ihr hattet den Auftrag, die Feinde deines Volkes zu eliminieren. Das war ein völlig korrekter Feldzug. Wie kannst du diese beiden Sachen nur vergleichen? Ich selbst hatte auch schon Mordgelüste. Und das nicht nur ein Mal. Die Narbe hier ...«, er deutete auf seine Stirn, »ist von einem Schwulenhasser, der mit einem zerbrochenen Bierglas grundlos auf mich losgegangen ist. Was denkst du, was ich da empfunden habe? Ich hätte ihn und seine ganze Sippschaft umbringen können.« Er redete sich in Rage. »Ich könnte diesen Leuten, die nicht begreifen, dass man sich Homosexualität nicht aussucht, die uns mit Worten und Taten Gewalt antun und uns keinen Frieden gönnen, mit bloßen Händen die Köpfe aufreißen und Verstand einpflanzen. Du hast im Affekt gehandelt und du hattest die Möglichkeit dazu. Mich ärgert an der Sache nur, dass diese Dorfbewohner einfach nur krepiert sind, ohne zur Einsicht gekommen zu sein, dass nur ihre eigene Intoleranz und Gemeinheit ihren Tod verursacht hat.« David schnaufte.
Tervs nachdenklicher Blick ruhte auf seinem Gesicht. Dann schüttelte er den Kopf. »Du verteidigst mich ja wie eine Mutter ihr Junges. Es ist typisch für dich, das so zu sehen.«
»Nun ja, du hast eine drastische Maßnahme gewählt. Haben sich die Leute nicht gewundert, dass du als Einziger überlebt hast?«
Tervenarius streckte die Beine lang aus und David fühlte, dass er sich allmählich entspannte. »Doch, natürlich. Ich galt als das resistente Wunderkind. Sie brachten mich ins Silentium. Dort widersetzte ich mich allerdings allen Forschungsversuchen. Irgendwann ließen sie mich in Ruhe und ich konnte ungestört anfangen, Mykologie und Mikroorganismen zu studieren. Etliche Zyklen später schlug mir die duonalische Regierung vor, mich den Duocarns anzuschließen.«
David ließ sich erschöpft nach hinten in die Kissen fallen. Er fühlte sich ausgelaugt. Das war in der Tat eine heftige Geschichte. Er hatte ja mit Vielem gerechnet, aber damit nicht.
Versonnen blickte er in den mannsgroßen, runden Spiegel, den Terv über ihrem Bett hatte anbringen lassen. Er sah immer noch dünn und blass aus. Er streckte die Hand aus und spielte mit Tervs silberweißem Haar, das ihm lang den Rücken hinunter floss. Empfand er das, was dieser auf Sublimar getan hatte, als Fremdgehen? Nein. Tervenarius hatte einen Teil seiner Sexualität vor den Auranern verborgen gehalten. Aus Liebe zu ihm. Das war der Wahnsinn. Die ganze Geschichte war irrsinnig. Er beschloss, zur Tagesordnung überzugehen.
»Ich würde vorschlagen, dass ich jetzt einen monströsen Kakao mit tausend Kalorien trinke, und danach legen wir uns ins Bett. Ich werde mich aufbauen, bis ich wieder meine alte Kondition habe. Dann gehen wir nach Duonalia, helfen den Duocarns und ich besuche das Sternentor.«
Tervenarius drehte sich erstaunt zu ihm um und entzog ihm so die Haarsträhne. »Du willst mich noch? Willst an meiner Seite bleiben?«
David musste über sein Gesicht und die aufgerissenen Augen lächeln. »Natürlich. Was hat sich denn geändert? Du bist der Meinung, dass du für deine Taten gebüßt hast. Also ist der Fall auch für mich erledigt. Und solange du deine Wutausbrüche kontrollierst und sie lediglich dazu benutzt, mich gelegentlich liebevoll übers Knie zu legen, ist das für mich völlig in Ordnung.« Mit diesen Worten streckte er die Arme nach seinem Schatz aus, der sofort mit glänzenden Augen zu ihm kam.
Das diamantenbesetzte Smartphone auf Davids Nachttisch zeigte den 18. Januar
Weitere Kostenlose Bücher