Duocarns - Schlingen der Liebe: 2
nickte. »Klar, ich bin auch im Anfängerkurs!« Stolz sah der Kleine an seinem weißen, aus einer weiten Hose und Jacke bestehenden, Karateanzug herunter. »Suchst du Maureen? Die ist noch nicht da!«
»Nein, ich will bei dem Kurs mitmachen.«
»Du?!« Der Junge lachte ungläubig und zeigte seine riesige Zahnlücke.
Er packte Xans große rote Hand und zog ihn in den Trainingsraum, den Xan ja schon sehr gut kannte. »Hey Leute«, brüllte er. »Ich hab hier noch einen Anfänger für unseren Kurs!« Die raufende und balgende Horde Kinder hielt inne – dann lachten alle laut.
»Hey, hey«, beschwichtigte Xanmeran sie. »Jeder hat mal angefangen!« Die Kids hörten auf zu lachen. Das stimmte wohl.
Es war offensichtlich selten, dass sich ein Erwachsener dem Kinderkurs anschloss. Xanmeran setzte sich auf eine der schmalen Banken, die die Halle säumten.
Der Rothaarige blieb mit seiner Fragerei am Ball. Er hüpfte auf die Bank und betrachtete Xans massive Halsmuskulatur unter seinem engen Shirt. »Bist du ein Bodybuilder?«
Xan nickte. »Aber Stärke allein hat mich bisher noch nicht weiter gebracht. Mit Karate kann man mich fertigmachen.«
»Boah!« Der Kleine staunte. »Echt?« Er sah wohl plötzlich ungeahnte Möglichkeiten in seinem Sport. Die anderen Kids kamen neugierig näher.
»Den kann man mit Karate flach legen«, prahlte der Rothaarige mit seinem Wissen. Allgemeines Erstaunen spiegelte sich in den kugelrunden Kinderaugen. Der nächste Junge hüpfte auf seine Bank, dann noch einer. Alle wollten ihn betrachten. Einer hatte sogar den Mut seinen Halsmuskel anzufassen. Xan knurrte. Das fanden die Kinder herrlich.
Als Maureen in ihrem Karateanzug die Halle betrat, betrachtete sie mit großen, verwunderten Augen die sich ihr bietende Szene. Der ganze Anfängerkurs turnte auf ihm herum, während er ruhig und gelassen auf der Bank saß.
»Was machst du hier?«, fuhr Maureen ihn an. Sie hatte ihr hartes Urteil über ihn offenbar noch nicht revidiert.
»Du hattest versprochen mir Karate beizubringen – schon vergessen?« Er blickte sie von unten an und lächelte spitzbübisch.
»Au ja! Au ja!« schrien die Kids, eine ungeheuer aufregende Unterrichtsstunde erwartend.
»Nichts da!«, brüllte Maureen. »Aufstellen, wie immer!« Die Kinder gehorchten.
Xan stand ebenfalls auf und stellte sich an das Ende der Reihe. »Zieh dir wenigstens einen Anzug an!«, knurrte Maureen.
Er nickte und verschwand. Er würde sich nicht abschütteln lassen. Jetzt war er bockig. Glücklicherweise fand er in einer großen Kiste einen Anzug in seiner Größe. Er zog ihn an und kehrte in die Halle zurück.
Da er mit den Kleinen keine Übungen machen konnte, saß er die meiste Zeit im Schneidersitz auf der Matte und prägte sich ein, was Maureen den Kids erzählte. Die Übungen würde er mit Meo zu Hause machen. Er betrachtete Maureen, deren hübsches Gesicht vor Konzentration glühte. Gelegentlich richtete sie ihre braunen Augen auf ihn, aber ignorierte ihn ansonsten. Die Stunde war vorüber. Alle, auch Xanmeran, verbeugten sich. Maureen ließ ihn einfach stehen und ging sich umziehen. Sie hatte ihn also auf »ignore« gesetzt. Das wird ihr nichts nützen, dachte er trotzig.
Die Wochen vergingen und Xan erschien immer pünktlich ein Mal pro Woche zum Kinderkurs. Die Jungs hatten sich inzwischen an ihn gewöhnt.
Maureen stand in der Hallenmitte und versuchte einen Schulterwurf zu erklären. Die Kids kapierten es einfach nicht. Maureen verzweifelte langsam. Zum ersten Mal richtete sie das Wort an Xan. »Hast du das verstanden?« Xanmeran nickte. »Dann komm her und zeige es.« Sie winkte ungeduldig mit der Hand. »Aber langsam, damit sie es sehen können.«
Sie baute sich vor ihm auf und verbeugte sich. Er tat es ihr gleich. Die Kinder waren augenblicklich still und hielten die Luft an. Er trat näher an sie heran, packte sie und warf sie, wie von ihr gefordert, über die Schulter auf die Matte. Maureen sprang hoch. »Du hast die Schulter zu weit gedreht! Noch einmal!« Er umkreiste sie kurz, nahm sie wieder federnd und warf sie auf den Rücken. »Genau so!«
Die Kinder jubelten. Ihre Lehrerin auf dem Rücken zu sehen, war doch mal etwas ganz Neues.
Xan verbeugte sich mit regungslosem Gesicht und setzte sich wieder auf seinen Platz. Er war zu viel Profi, um sich anmerken zu lassen, wie ihn diese Übung mit ihr gefreut hatte. Maureen setzte den Unterricht unbeeindruckt fort.
Der Herbst
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