Duocarns - Schlingen der Liebe: 2
hatte inzwischen Einzug in Vancouver gehalten. Die Bäume flammten in allen Farben und die fahle Sonne verabschiedete sich früh.
Maureen betrat das Dojo. Sie hatte sich daran gewöhnt, Xan an diesem Tag vorzufinden. Sie warf einen kurzen Blick in die Halle und stutzte. Xanmeran, in seinem weißen Karateanzug, putzte die Fenster der Halle, während der kleine Steven ihm den Eimer hinterher trug. Maureen fiel die Kinnlade herunter. Sie war sprachlos.
Er sah ihren Blick und grinste. »Bin da nicht sonderlich gut drin«, meinte er, »aber langsam wird die Schmutzschicht zu dick.« Er schwenkte einen fast schwarzen Lappen.
Es zuckte um Maureens Mundwinkel, dann musste sie laut lachen. Ob er doch kein Mörder war, und es stimmte, was Patallia vom Geheimdienst ihr gesagt hatte? Vielleicht sollte sie doch einmal mit ihm über die Sache sprechen.
Am Ende des Unterrichts rief sie ihn zu sich. »Ich glaube, wir haben Redebedarf.«
Xanmeran nickte. »Jederzeit. – Beim Abendessen?«
Maureen ging im Geist die ihr bekannten Restaurants durch. Sie zögerte. »Picknick am Strand? Oder zu kalt?« Nein, das war eine gute Lösung. »Okay, treffen wir uns an der alten Stelle am Strand in Seafair um acht.«
Er nickte wieder und ging sich umziehen.
Sie war pünktlich. Xan hatte einen Wall aus Sand geschaufelt, um den starken Wind zu brechen und das Feuer zu schützen. Er sah ihr entgegen. Maureen hatte sich in einem Parka gut vermummt und stapfte in Gummistiefeln auf ihn zu. Sie entdeckte das auf einer Decke angeordnete Essen.
»Himmel! Hast du das Restaurant leer gekauft?«
»Ich wusste nicht, was du magst«, bekannte er.
Maureen kniete sich auf die Decke und schaute in jede der Warmhaltetüten und roch daran. »Alles!«, meinte sie und lächelte.
»Gut!« Er setzte sich im Schneidersitz auf die Decke. Sein rotes Gesicht mit den scharf geschnittenen Wangenknochen leuchtete im Feuerschein wie das eines Teufels. Er schlug die Augen nieder, was den Eindruck entschärfte.
»Du willst sicher mit mir über das Erlebnis mit Ron sprechen.« Maureen schluckte und griff nach einer Tüte. Sie nahm sich ein Paar Ess-Stäbchen, die sie auseinander brach.
»Ich höre.« Sie begann zu essen.
»Ich war an dem Tag euer Leibwächter und musste so agieren. Ron hatte in der linken Tasche eine Smith & Wesson. Ich musste ihn daran hindern, sie zu ziehen.«
»Und deshalb hast du eine Peitsche benutzt?«
Er nickte. »Damit konnte ich ihn festhalten. Patallia hat ihn untersucht – er ist definitiv an einem Herzinfarkt gestorben.«
»Ich dachte, er wäre Anwalt«, warf sie ein.
»Nein, Patallia ist Mediziner. Er war wegen seines Aussehens für den Job am besten geeignet. – Mir hätte man den Anwalt ja wohl kaum abgekauft.« Xanmeran grinste schief. Er fuhr fort. »Patallia hat festgestellt, dass der Kerl von der roten Droge selbst etliches intus hatte.«
Maureen schaute ihn bestürzt an. »Ach du meine Güte! Ich habe bei Smu gesehen, wie das Zeug wirkt!«
»Patallia nimmt an, dass sein Herz die Belastung nicht ausgehalten hat. Tatsache ist, dass ich ihn nicht umgebracht habe.«
»Ich habe das geglaubt«, stieß sie hervor. »Es tut mir leid!«
Xanmeran nahm seinen Becher und schob den Strohhalm zwischen die Zähne. »Möchtest du nichts essen?« Er schüttelte den Kopf.
Maureen betrachtete die ganzen Tüten »Puh!« Sie war eigentlich schon satt. »Was hast du denn in deinem Becher?«
»Kefir.«
»Hast du noch mehr davon?«
Xan riss die Augen auf. »Jetzt sag nicht, du magst den?«
»Na klar, strahlte sie, »Kefir und Joghurt sind meine Haupt-Nahrungsmittel!«
Xanmeran klappte den Mund wieder zu. »Cool!« Er reichte ihr seinen Pappbecher. »Ich habe für dich Cola und Wein gekauft. Sorry, ich lag wohl völlig daneben.« Er legte sich auf die Decke und stürzte den blanken Schädel in seine rote Hand. »Danke noch mal, dass du mir trotz deines Verdachts Unterricht gegeben hast. Ich habe schon einiges mit meinem Freund geübt. Es hat uns wirklich etwas gebracht.«
Sie sah ihn nachdenklich an, nahm nach einem kurzen Zögern den Strohhalm ebenfalls in den Mund und trank einen Schluck Kefir. Er hatte das, was sie ihm beigebracht hatte, zu Hause umgesetzt.
»Ich würde das gern sehen.«
»Jetzt?« Er überlegte. »Ich weiß nicht, ob mein Sparringspartner im Moment fit dafür ist, aber ich kann ihn fragen.« Er hielt einen Moment inne. »Das geht klar«, sagte er zu Maureen. Sie runzelte die Stirn.
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