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Durch den Sommerregen

Durch den Sommerregen

Titel: Durch den Sommerregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Hinz
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aber er vermutet wahrscheinlich andere Gründe.
    „Schon besser“, sagt er, als ich meine Mundwinkel nach oben zwinge und öffnet vorsichtig die erste Ecke vom Geschenkpapier. Offenbar erkennt er das Buch schon, nachdem er nur ein Viertel freigelegt hat.
    „Das ist genial, Helena. Aber viel zu viel. Danke!“ Mit leuchtenden Augen verpasst er mir einen saftigen Kuss. „Ich habe schon oft davor gestanden und wollte es kaufen, aber der Preis hat mich immer abgeschreckt. Das hättest du echt nicht tun sollen.“
    Ich bin erleichtert, dass ich seinen Geschmack getroffen habe.
    „Wenn es dir gefällt, dann ist es nicht zu viel. Und jetzt muss ich mit dir reingehen, oder?“
    „Du musst überhaupt nichts. Ich würde mich nur wirklich sehr freuen, wenn du den Rest meiner Familie kennenlernst.“

    Gabriels Cousinen Josephine und Noelle sind nett, aber doch distanziert. Das kann ich ihnen nicht vorwerfen, da ich selbst nicht gerade die Person bin, die schnell auf Fremde zugeht. Dazu kommt noch, dass sie, und auch ihre Ehemänner, nur gebrochen Deutsch sprechen. Für mich persönlich ist das nicht weiter schlimm, denn zum ersten Mal kann ich Gabriel richtig Französisch sprechen hören. Zwar verstehe ich kein Wort, doch es weckt in mir das Verlangen, ihn auf der Stelle anzuspringen.
    Die Kinder von Noelle und Josephine flitzen über den Hof, spielen in einem aufgestellten Planschbecken und haben die Zeit ihres Lebens, während ihre Eltern sie lächelnd beobachten.
    Die Männer stehen vereint am Grill und Gabriels Mutter schleppt fleißig Salate nach draußen.
    „Kann ich dir wirklich nicht helfen?“, frage ich, obwohl sie mich vorhin schon energisch abgewimmelt hat.
    „Auf keinen Fall. Gabriel verzeiht mir das nicht, wenn ich dich jetzt schon einspanne.“
    Ich bin ein hilfsbereiter Mensch und kenne es nicht anders, sich bei Gelegenheit immer für Hilfe anzubieten, aber Dana ist ziemlich einschüchternd, wenn sie es darauf anlegt.
    Bevor ich mir verloren vorkommen kann, treten Emma und Sam mit der kleinen Mila im Schlepptau zu mir. Markus und Nadine schaffen es leider nicht, weil die Zwillinge krank sind und sie die Kinder nicht guten Gewissens einem Babysitter übergeben konnten.
    „Hey Lena.“ Nachdem Emma alle begrüßt hat, setzt sie sich neben mich und lächelt mich an. Mila macht mit Sam noch die Runde. Sie ist ein richtiger Sonnenschein und das macht sie zu einem Blickfang. Ich bin mir sicher, dass sie auch weint, aber bisher habe ich sie nur lachen gesehen.
    „Hey Emma. Ihr habt ja die Kleine mitgebracht. Hatte deine Mutter doch keine Zeit?“
    „Doch, doch. Sam bringt sie gleich rüber. Sie hatte noch einen Termin, der länger gedauert hat. Aber meine erste freie Nacht seit gefühlten Jahren ist noch nicht verloren.“
    „So schlimm?“, frage ich mit einem verständnisvollen Lächeln. Ein Leben mit Kindern kann ich kaum nachvollziehen. Ich selbst bin ein Einzelkind und auch sonst gibt es bei uns keine kleineren Kinder in der Familie.
    „Es geht. Ehrlich gesagt habe ich es mir schlimmer vorgestellt, aber es schlaucht schon. Vor allem weil ich jetzt auch langsam wieder anfange, zu arbeiten. Nach einem halben Jahr Pause muss ich dringend etwas tun.“
    Emmas Job ist mittlerweile ein offenes Geheimnis. Nachdem sie sich jahrelang hinter dem Pseudonym Gemma Lennart versteckt hat, ist sie nun mehr an die Öffentlichkeit gegangen. Mit ihren erotischen Romanen ist sie sehr erfolgreich, doch das entsprechende Selbstbewusstsein, auch öffentlich dazu zu stehen, hat wahrscheinlich mit Sam zu tun.
    „Mila ist aber auch ein Wonneproppen. Ich hab selten ein so durch und durch zufriedenes Kind gesehen.“
    „Oh, das ist nicht immer der Fall. Sie kann auch anders. Besonders wenn sie schlafen soll.“
    „Das kann ich mir vorstellen. Ist wohl bei allen Kindern so. Kann ich dir was zu trinken mitbringen?“, frage ich, als ich vom Tisch aufstehe, um in Gabriels Küche Nachschub zu besorgen.
    „Ein Rotwein wäre göttlich.“
    Ich kann es nicht vermeiden, für einen Moment zu ihrer Tochter zu sehen, was Emma auch gleich auffällt.
    „Oh, keine Sorge. Ich pumpe seit Tagen Muttermilch ab, nur für diesen einen Abend. Das wird mein erster Wein seit Beginn der Schwangerschaft und vermutlich werde ich nach einem halben Glas schon betrunken sein.“

    Auf dem Weg in Gabriels Wohnung fängt er mich ab.
    „Alles gut, mon chouchou ?“, fragt er und schließt mich in die Arme.
    „Natürlich. Ich unterhalte mich mit Emma und

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