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Durch den Sommerregen

Durch den Sommerregen

Titel: Durch den Sommerregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Hinz
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deine Mutter droht mir Schläge an, wenn ich ihr helfen will.“
    Gabriel lacht. „So ist sie. Wenn es um ihre Küche geht, dann pfuscht ihr niemand dazwischen.“
    „Deswegen wollte ich wenigstens noch ein paar Getränke aus deiner Wohnung holen. Da, wo mich keiner haut“, sage ich mit einem Schmollmund, den Gabriel mir gleich wegküsst. Er hat gar keine Berührungsängste, selbst wenn andere Leute dabei sind. Es ist schmeichelnd, aber es irritiert mich auch. Ich kenne das nicht. Der Mann, mit dem ich viele Jahre meines Lebens verbracht habe, hat mich in der Öffentlichkeit kaum berührt. Manchmal hat es sich angefühlt, als würde er mich wie eine Fremde behandeln.

13.
    Sam hat Mila schon vor zwei Stunden zu ihrer Oma gebracht und Dana hat die restlichen Kinder eingesammelt und sie bei sich schlafen gelegt. Jetzt sitzen wir nur noch mit Emma, Sam und Gabriels Cousinen mit ihren Ehemännern, deren Namen ich mir nicht merken kann, um eine Feuerschale und wärmen unsere Hände. Der Hof um uns herum wird in das rote Licht der untergehenden Sonne getaucht und schafft eine besondere Atmosphäre.
    Immer wieder muss Gabriel für seine Familie übersetzen, während wir uns unterhalten, doch es scheint ihnen nichts auszumachen. Josephine und Noelle sind wesentlich warmherziger, als ich sie im ersten Moment empfunden habe, auch wenn es schwierig ist, eine direkte Unterhaltung in Gang zu bringen.
    „Kannst du mir zeigen, wo das Bad ist?“, stupst Emma mich von der Seite an, doch Sam fährt sofort dazwischen.
    „Ich mach das“, sagt er und zieht sie von dem klapprigen Gartenstuhl hoch.
    Gabriel nimmt meine Hand und küsst mich in die Handfläche auf die noch sichtbar geröteten Narben.
    „Kann ich dir etwas holen? Noch einen Wein oder ein Glas von dem Whiskey?“, fragt er nach einer Weile.
    „Nein, ist schon okay. Ich gehe selbst und mache mir einen Tee, wenn das in Ordnung ist. Trotz des Feuers wird mir kalt.“ Außerdem möchte ich nicht mit seinen Cousinen alleine gelassen werden, denn dann ist eine peinliche Stille vorprogrammiert.
    „Bist du sicher, dass ich das nicht für dich machen soll?“
    „Nein, bleib du sitzen. Es ist dein Geburtstag und ich schaffe es gerade noch, den Wasserkocher zu bedienen.“
    „Hol dir einen Pullover von mir aus dem Schlafzimmer. Da müsste noch einer auf dem Bett liegen, den ich heute Morgen nur kurz übergezogen habe.“

    Bisher war ich noch nicht in diesem Raum, da ein gemeinsames Betreten seines Schlafzimmers schnell zu mehr geführt hätte. Der Raum ist simpel, ohne nennenswerte Dekoration. Doch das ist bei den tiefen Decken und freigelegten Holzbalken in allen Ecken auch gar nicht nötig. Trotzdem ist es ein warmes Zimmer. Ein großer Futon bildet das Zentrum des Raums, der ansonsten unmöbliert ist. Durch das bodentiefe Fenster kann man direkt in den Garten sehen. Eine Tür führt in einen fensterlosen, kleinen Raum, den er als Kleiderschrank nutzt.
    Vorsichtig greife ich mir den Pullover vom Bett, auf dem sich Hund niedergelassen hat. Mit einem Maunzen steigt er widerwillig von dem Kleidungsstück.
    „Ja, mein Süßer. Ich verstehe dich zu gut. Ich würde auch nichts einfach aufgeben, wenn es nach deinem Herrchen riecht.“
    Hinter mir erklingt ein leises, tiefes Lachen.
    Gabriel.
    Sofort stellt sich jedes einzelne Härchen an meinem Körper auf. Ich stehe vor seinem Bett in seinem Schlafzimmer und mein inneres Auge spielt einige Szenarien durch, die mir schon seit Wochen durch den Kopf gehen.
    „Du lässt deinen Besuch alleine?“, frage ich und streife mir seinen Pullover über.
    „Hab ich nicht. Sie sind ins Bett gegangen.“
    Er kommt auf mich zu und hakt seine Zeigefinger in meine Gürtelschlaufen ein.
    „Bei deiner Mutter? Warum lässt du sie nicht hier schlafen? Soviel Platz hat Dana doch sicher auch nicht.“
    Mit einem Ruck zieht Gabriel mich an sich.
    „Weil ich heute Nacht gerne in dir sein möchte und ich nicht plane, dabei leise zu sein“, sagt er ganz nah an meinen Lippen. Doch bevor ich ihn küssen kann, schiebt er mich einfach von sich und nimmt stattdessen meine Hand.
    Jetzt gerade hätte ich große Lust, ihn zu treten.
    „Komm mit!“ Fast schon achtlos zerrt er mich hinter sich her.
    „Wohin? Was ist los?“, frage ich.
    Mitten im Wohnzimmer bremst er abrupt, was dazu führt, dass ich hart an seinem Rücken aufschlage.
    „Aua! Wo willst du hin?“
    Er schüttelt den Kopf und hält den Zeigefinger an seine Lippen.
    „Leise“, flüstert er

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