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Durch die Hintertür

Durch die Hintertür

Titel: Durch die Hintertür Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lear
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mit, die von mir erwartet wurde.
    »Daran gibt es leider keinen Zweifel. Der Mann ist … nun, wie soll ich es ausdrücken? Geistig labil.«
    »Unsinn. Ich habe im Leben noch keinen stabileren Menschen gesehen.« Jedenfalls stabiler als du, Leonard Eagle, dachte ich.
    »Die äußere Erscheinung kann trügen, Mr. Mitchell«, sagte Leonard und verengte die Augen zu Schlitzen. »Sind wir denn alle das, was wir zu sein scheinen? Nehmen wir doch Ihren Freund Mr. Morgan zum Beispiel …«
    Morgan hatte schon zu viel Portwein intus, um dem Gespräch groß zu folgen, aber jetzt sah er mit rotem Gesicht auf und grunzte, als er seinen Namen hörte.
    »Wenn man ihn sich so anschaut, würde man Harry Morgan für wenig mehr als einen zünftigen Studenten halten, eine Stütze des Ruderclubs und ein anständiger Schütze. Wer würde sich träumen lassen, dass er ein so … sensibler und intelligenter junger Mann ist?«
    Anspielungen? Steckte mehr dahinter? Was hatte Leonard gesehen? In gewisser Weise sollte das wohl eine Warnung an mich sein.
    »Aber ausgerechnet Meeks? Sir James, Sie kennen den Mann doch sicher lange genug, um zu sehen, dass …«
    Leonard fiel mir ins Wort. »Ich muss leider sagen, dass wir schon lange etwas Derartiges von Meeks erwartet haben. Ich habe James dazu gedrängt, ihn fortzujagen, aber nein, davon wollte er nichts wissen, er ist seinem Personal gegenüber ja zu Loyalität verpflichtet. Und nun sehen wir, wozu das geführt hat.«
    »Und wozu hat es geführt, wenn ich fragen darf?«
    »Oh, um Gottes willen …«, sagte Sir James und wandte sich vom Tisch ab. Warum brachte er seinen Bruder nicht zum Schweigen? Warum schlug er nicht vor, dass wir uns »den Damen anschließen«, eine todsichere Methode, um jedes peinliche Gespräch zu beenden? Stattdessen schwieg er und litt, derweil Leonard munter weitermachte.
    »Dieser arme, unglückliche junge Mann, Mr. … Wie war noch gleich sein Name, Jim?«
    »Walworth«, sagte Sir James mit einem Seufzen. »Reg Walworth.«
    »Natürlich, Reginald Walworth. Der arme, unglückliche Mr. Walworth kam als Meeks’ Gast nach Drekeham Hall. In der Theorie eine entzückend demokratische Idee, Jim, doch in der Praxis führt sie nur zu Anarchie, Mord und Totschlag, wie wir gesehen haben. Mein Bruder behandelt seine Dienstboten immer wie seinesgleichen. Vielleicht hat er nun seine Lektion gelernt.«
    »Wenn Walworth ein Freund von Meeks war«, warf ich ein, »warum sollte er ihn dann umbringen?«
    »Oh, Mr. Mitchell, Sie haben noch viel zu lernen über das Leben in den Dienstbotenquartieren eines englischen Landhauses. Es genügt zu sagen, dass Meeks recht … wie kann ich es ausdrücken, um es Mr. Morgan verständlich zu machen? Meeks hatte recht gemeine Vorlieben. Der unglückliche Mr. Walworth war der letzte einer Reihe junger Männer mit, offen gesagt, Verbrechervisagen, die Meeks hier auf Drekeham Hall empfing. Es ist ein Wunder, dass es noch keinen Skandal gegeben hat. Und jetzt, fürchte ich, ist Meeks das Opfer seiner Neigungen geworden. Er ging zu weit. Zu weit. Es ist sehr gefährlich, wenn wir eine gewisse Grenze überschreiten.«
    »Was wird mit ihm passieren?«
    »Er wird in Norwich wegen Mordes vor Gericht kommen und ohne Zweifel am Galgen enden.«
    »Das ist entsetzlich. Der Mann ist unschuldig.«
    »Sie scheinen sich da sehr sicher zu sein, Mr. Mitchell. Worauf fußt Ihre Überzeugung?«
    Ich hatte nicht vor, das zu offenbaren, was ich auf der Wache gesehen hatte; ich hob mir mein Pulver lieber für Zeiten auf, in denen ich es wirklich brauchte. Also wich ich aus. »Ich glaube, ich kann Menschen recht gut beurteilen …«
    »Ohne Ihnen nahetreten zu wollen, Mr. Mitchell, glaube ich doch, dass Ihre Sicht auf die Welt etwas … beschränkt ist. Ich bin überzeugt, dass Ihre geradlinige Perspektive in Amerika gänzlich richtig ist. Gut ist gut, schlecht ist schlecht, und so weiter. Hierzulande jedoch gibt es derart viele Zwischenstufen. So vieles, das man in Betracht ziehen muss. So viele … Interessenkonflikte.«
    In anderen Worten: Steck deine Nase nicht in Sachen, die dich nichts angehen. Leonard hatte gesagt, was er sagen wollte. Er schob seinen Stuhl zurück und schlug vor, dass wir uns den Damen anschließen. Ich musste den schläfrigen Morgan mit einem Seitenhieb wecken und hoffte, dass es im Salon ausreichend starken Kaffee gab, um ihn wach zu halten.
    Leonard hatte mich wissen lassen, dass meine Ermittlungen nicht unbemerkt geblieben waren; jetzt war

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