Durch die Hintertür
können. Es gab Partys. Rex billigte es nicht, wenn ich diese Leute mit aufs Zimmer brachte – er interessierte sich mehr fürs Rudern und fürs Studieren. Aber nach einer Weile fand er ebenfalls Geschmack daran, an Jazz-Platten und Cocktails und … Gesprächen.«
»Also wurden Sie und Rex gute Freunde.«
»Das stimmt.«
»Harry Morgan und ich sind gute Freunde.«
»Das habe ich gleich gesehen.«
»Sehr gute Freunde.«
»Genau. Ganz wie Rex und ich es waren.« Er betonte die Vergangenheitsform.
»Und dann passierte etwas?«
»Die Universitätsleitung hatte unser Haus schon länger im Auge. Ich weiß nicht, wer uns verpfiff. Die Partys waren nichts Außergewöhnliches und bei Weitem nicht so zügellos wie viele andere. Wir zerbrachen nichts. Aber irgendwer wusste, was geschah, wenn die Partys vorbei waren. Irgendwer störte sich an meiner Freundschaft mit Rex Eagle. Und so hing man mir irgendeine lächerliche Geschichte an und verwies mich der Universität, ehe ich etwas zu meiner Verteidigung vorbringen konnte.«
»Was tat Rex?«
»Oh, Rex verhielt sich völlig korrekt. Er sagte die richtigen Dinge, zeigte Verständnis, versprach mir eine Stelle bei seinem Vater – er hielt ja auch Wort. Er wusste aber nicht, dass das schlimmer sein würde als eine Haftstrafe. Im Gefängnis wird man wenigstens … Nein, das ist ein würdeloser Gedanke. Er tat sein Bestes. Und ich war dankbar für die Stellung; es gibt nicht viele Chancen für einen jungen Mann mit einem solchen Makel im Lebenslauf. Sie wissen, wie diese Dozenten sind – sie lächeln und wünschen einem viel Glück, und dann stellen sie sicher, dass alle Welt erfährt, was für ein verdorbener Mensch man doch ist. Ich hatte gehofft, als Anwalt zu arbeiten oder Akademiker zu werden, aber diese Türen waren mir auf einmal verschlossen. Und hier bin ich nun.«
»Aber Sie und Rex haben doch sicher …«
»Rex ist gütig und freundlich, mehr aber auch nicht. Was früher zwischen uns war, gehört der Vergangenheit an, das hat er mir sehr deutlich gemacht. Eine jugendliche Indiskretion. Er hat ja nun auch sein Liebchen.«
»Diana Hunt.«
»Genau. Whopper Hunt. Und die spült den Eagles ein riesiges Vermögen in die Taschen, das sie sehr gut gebrauchen können.«
»Das habe ich schon mitbekommen.«
»Und Rex ist natürlich ganz furchtbar in sie verliebt.« Seine Stimme troff vor Sarkasmus.
»So verliebt«, fügte ich hinzu, »dass er wegen einer Geschäftssache nach London eilte, obwohl er wusste, dass sie aus Frankreich angereist kam, um ihn zu sehen.«
»Ach, das wissen Sie? Das ist jedenfalls ziemlich typisch. Rex liebt Diana, Diana liebt Rex – das wird uns so gesagt, und wir stellen keine Fragen. Aber ich kenne Rex, ich kenne ihn besser als er sich selbst. Ich kann mich gut an diese Monate in Cambridge erinnern, auch wenn er nichts mehr davon wissen will. Er könnte nie mit Diana Hunt glücklich werden.«
»Oder mit einer anderen Frau?«
»Das glaube ich zumindest.«
»Es gibt durchaus junge Männer, die mit beidem glücklich sein können.« Ich dachte dabei natürlich an Morgan.
»Die Sorte kennen wir, wie? Aber ich glaube nicht, dass das auch auf Rex zutrifft. Er sagte mir Dinge, als wir zusammen waren – Dinge, die ihm aus tiefstem Herzen kamen. Oh, nicht über mich. Ich schmeichle mir nicht, dass er in mich verliebt gewesen sei. Er war verliebt in das, was wir zusammen tun konnten, in das, was ich ihm beibrachte. Aber nicht in mich. Und ich war auch nicht wirklich in ihn verliebt. Er war wunderschön, ein vollkommener, junger, blonder Apoll, ein Krieger auf dem Spielfeld, ein guter Student, der beliebteste junge Mann seines Jahrgangs. Reich, wohlerzogen, Sohn eines berühmten Vaters. Alle beteten ihn an, und ich war der, der ihn bekam. Also bildete ich mir ein, dass ich bis über beide Ohren verliebt sei. Aber das war ich nicht. Rex ist schön, aber er ist nicht zuverlässig. Er ist ein Feigling. Er hat mich ebenso verleugnet wie sich selbst. Nein, die romantischen Trugbilder sind schon lange geplatzt.«
»Und was hat all das mit dem zu tun, was gestern geschehen ist?«
»Ich weiß nicht genau wie, aber es hat damit zu tun. Irgendwas hat sich da seit langer Zeit zusammengebraut. Das hier ist der Ausbruch.«
»Sie müssen schon genauer werden, Vince, wenn ich Ihnen irgendwie helfen soll.«
»Wenn jemand wüsste, dass ich mit Ihnen rede, würde man mich feuern. Man würde mich vermutlich ins Gefängnis stecken. Sir James hat großen
Weitere Kostenlose Bücher