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Durch die Hintertür

Durch die Hintertür

Titel: Durch die Hintertür Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lear
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er den Namen des Polizisten wüsste, schüttelte er den Kopf. Also fragte ich ihn, wo man ihm die Handschellen angelegt hatte. Sieh mal, was er geschrieben hat.«
    K-I-C-H-E.
    »In der Küche? Aber Leonard sagte doch, sie hätten ihn während einer Orgie ans Bett gebunden.«
    »Genau. Noch so eine Geschichte von Leonard, die keinen Sinn ergibt. Dann fragte ich ihn, wann das geschah, und er schrieb G-E-S-T. Damit meint er wohl gestern.«
    »Also wurde Simon gestern Nachmittag, als Leonard angeblich seine Orgie feierte, von Polizisten in der Küche gefesselt … um ihn aus dem Weg zu haben?«
    »Davon bin ich überzeugt. Dann brachte ich ihn zum Erröten. Ich fragte ihn, ob jemand ihm etwas angetan habe. Ich dachte, er würde zu weinen anfangen, so sehr schämte er sich.«
    »Was schrieb er?«
    »Gar nichts. Er zeigte nur auf seinen Hintern.«
    »Mein Gott, du meinst doch nicht, dass sie ihn …«
    »Nein. Ich fragte ihn, was sie gemacht hätten, und er ließ die Hose runter und zeigte es mir. Ich muss schon sagen, er hat einen sehr hübschen Hintern, ganz glatt und fest.«
    »Erspare mir die Details, Morgan. Was hast du gesehen?«
    »Striemen. Er wurde ausgepeitscht.«
    »Wieso? Aus welchem Grund?«
    »Das habe ich ihn auch gefragt. Und das hat er geschrieben.«
    In wirren Buchstaben die Worte: S-A-G N-E-I-N.
    »Sag nein? Was meint er damit? Dass er nichts sagen, niemandem etwas verraten soll?«
    »Nein«, sagte Morgan. »Ich glaube, er meint damit, dass er zu dem, was die Polizei von ihm wollte, Nein gesagt hat. Aber ich kann mir ebenso wenig sicher sein wie du.«
    »Angesichts dessen, was ich gestern auf der Wache gesehen habe, ist er ein ziemlich mutiger Junge.«
    »Dann schrieb er noch G-L-O-C-K-E und P-O-L-Z-I-S-T W-E-G. Er blieb also alleine, mit runtergelassenen Hosen und dem Hintern voller schmerzhafter Striemen, bis jemand kam und ihn befreite. Er tat mir so leid.«
    »Was hast du dann getan?«
    »Ich nahm ihn mit ins Badezimmer und reinigte seinen Hintern mit Desinfektionsmittel – das hat wahrscheinlich höllisch gebrannt, aber wenigstens gibt es dann keine Narben. Dann habe ich ein wenig Salbe drauf geschmiert, das edle Zeug, mit dem du dir immer die Hände einreibst.«
    »Ach, wirklich.«
    »Hmmm … Er wollte sich nicht gerade hinstellen, als ich fertig war, und versuchte, mit den Händen etwas zu verbergen. Ich tröstete ihn, so gut ich konnte, und irgendwann beruhigte er sich und zog sich an. Beim Gehen umarmte er mich ganz fest. Ich steckte ihm ein paar Schillinge zu.«
    »Du meinst, du hast also nicht …?«
    »Nein, habe ich nicht! Ich nutze doch nicht die Notlage eines jungen Mannes auf diese Weise aus. Schäm dich, Mitch.«
    »Ich wollte es nur wissen.«
    »Wenn du also zur Abwechslung mal an was anderes denken und dich auf die wirklich wichtigen Dinge konzentrieren könntest, dann sieht es ganz so aus, als hätten wir einen potenziellen Zeugen, der aus dem Weg geschafft worden ist – ein weiterer Minuspunkt für die Familie.«
    »Und für die Polizei.«
    »Genau.«
    »Aber sie waren nachlässig. Nur weil Simon taubstumm ist, glaubten sie, dass er nichts verraten würde. Sie misshandelten ihn und ließen ihn gehen. Sehr dumm.«
    »Und sehr grausam«, warf Morgan ein, der offensichtlich mehr in Simon vernarrt war, als er zugeben wollte. Ich würde ihn im Auge behalten müssen.
    »Ich habe das Gefühl, dass wir kurz vor einem Dénouement stehen«, sagte ich.
    »Einem was?«
    »Die Ereignisse steuern auf einen Höhepunkt zu.«
    »Nicht schon wieder.«
    »Wir müssen ein kleines Abenteuer wagen, Morgan. Folge mir.«
    »Wohin?«
    »Ins Bett.«
    »Das habe ich gehofft!«
    »Aber diesmal nicht zum Ficken.«
    »Och, schade. Ich hab schon den ganzen Tag Lust.«
    »Geduld, junger Mann. Geduld wird belohnt.«
    »Mit deinem Arsch, hoffe ich.«
    Ich sagte ihm nicht, dass mein Arsch ein wenig Erholung brauchte.
    Wir gingen die Treppe hinauf und versuchten, ungezwungen zu wirken, als wie aus dem Nichts Mrs. Ramage auftauchte und uns den Weg versperrte.
    »Sind die beiden Herren nicht an der frischen Luft?«
    »Offensichtlich nicht, Mrs. Ramage«, sagte ich.
    »Und das an einem so herrlichen Tag wie heute. Die Jagdgesellschaft kommt bald vorbei. Das sollten Sie sich wirklich ansehen. Die Jagd von Drekeham ist die beste in der ganzen Grafschaft.«
    »Das hörte ich.«
    »Reitet Sir James nicht mit, Mrs. R?«, fragte Morgan, der wesentlich besser mit solchen erzwungenen, sinnlosen Unterhaltungen zurechtkam als

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