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Durch die Hintertür

Durch die Hintertür

Titel: Durch die Hintertür Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lear
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schließlich vor, Boy Morgan an diesem Wochenende hoffnungslos süchtig nach Schwänzen zu machen.
    »Wie genau meinen Sie das?«
    Leonard musterte mich von oben bis unten – ich kannte diesen Blick aus den Hintergassen von Beacon Hill. Er hielt inne, ergriff wieder meinen Ellbogen und führte mich durch die Terrassentür ins Freie. »Ich weiß nicht«, sagte er unbekümmert auf dem Weg über den Rasen, immer weiter fort vom Haus. »Es kommt mir vor, als sei er … nun, Sie wissen schon.«
    »Mir kommt er wie ein durch und durch anständiger Kerl vor.« Mit meinem Bostoner Akzent klang diese nichtssagende, typisch englische Redeweise noch kläglicher als ohnehin.
    »Natürlich, durch und durch.« Leonard zog die Worte in die Länge. »Man kann ihn wohl als solide bezeichnen.«
    Was hatte er gesehen? Doch sicher gar nichts …
    »Und doch …«
    »Ja?«
    Wir verließen den Pfad und schlenderten über den Rasen in Richtung Wald. Leonard hakte sich bei mir unter.
    »Und doch frage ich mich, ob er nicht ein wenig …«
    »Hm?« Ich wollte ihm nicht einmal einen Moment lang die Genugtuung geben, dass ich seine Anspielungen verstand.
    »Ich weiß nicht. Einfach ein wenig … träge. Belinda ist ein sehr lebhaftes Mädchen.«
    »Sie scheinen sehr ineinander verliebt zu sein.« Zum Teufel, das stimmte sogar.
    »Oh ja, verliebt ist sie in ihn. Und wie könnte sie das nicht sein? Er ist absolut charmant und … eine Augenweide.« Leonard warf mir einen Seitenblick zu, um meine Reaktion zu sehen.
    »Gewiss, er ist ein gut aussehender Mann.«
    »Jaaaa …«
    »Und er ist ein guter Kerl.«
    »Ist er das?«
    Es war an der Zeit, diese Andeutungen zu beenden. Ich blieb stehen, löste meinen Arm aus seinem Griff und drehte mich zu meinem unerwünschten Begleiter um. Er lächelte – ein leises, geistesabwesendes Lächeln, das er wahrscheinlich für das Lächeln einer Sphinx hielt.
    »Ich möchte lieber nicht mit … relativ Fremden über meine Freunde sprechen«, sagte ich. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, gehe ich jetzt auf mein Zimmer.«
    Leonard lachte. »Ach, kommen Sie, werden Sie doch nicht puritanisch«, sagte er. »Das Haus befindet sich in einem jammervollen Zustand, überall schwirren diese fürchterlichen Polizisten herum, das Wetter ist herrlich, und ich wollte Ihnen den Garten zeigen.« Er nahm wieder meinen Arm. »Sie wollen Ihren Gastgeber doch sicher nicht der Freude berauben, einen Gast auf dem Anwesen herumzuführen, oder etwa doch? Vor allem, wenn das Anwesen so entzückend ist wie meines und der Gast so bezaubernd wie Sie.«
    Er hatte mich also durchschaut – es fragte sich nur, wie. Ich gestattete ihm, mich zu führen. Leonard Eagle mochte ein Scheusal sein, doch er hatte etwas Hypnotisches an sich.
    Wir gingen durch den französischen Garten zu einer rustikalen Mauer, jenseits derer der Garten sich erst in einen Park, dann in einen Wald und dann in Klippen verwandelte. »Wunderschön, nicht wahr?«, seufzte Leonard und umklammerte meinen Arm. »Ich kann das nur ermessen, wenn ich es durch die Augen eines Besuchers sehe. Ansonsten nehme ich es einfach als Selbstverständlichkeit hin.«
    »Ich kann mir vorstellen, dass Sie viel Zeit in der Stadt verbringen, Mr. Eagle.«
    »In der Tat, Mr. Mitchell – aber so kann ich Sie nicht nennen. Und ich bin auch nicht Mr. Eagle. Für dich bin ich Leonard oder Lennie, so nennt mich meine Familie. Wie meine engen Freunde mich nennen, sage ich dir erst, wenn ich dich besser kenne. Wie soll ich dich nennen? Edward? Teddy? Edwina?«
    »Mitch reicht völlig.« So nannten mich meine Freunde in Cambridge. (Nur meine Mutter durfte mich Teddy nennen.)
    »Ich bin überzeugt, dass du noch viele andere Namen hast …«
    »Das soll heißen?«
    »Nun, Kosenamen, die deine Liebchen dir geben. Von denen gibt es doch sicher Scharen in Cambridge und – wo war das noch? – Baltimore?«
    »Boston, Mr. Eagle.«
    »Boston natürlich. Und habe ich recht?«
    »Womit?«
    »Mit den Liebchen?«
    »Da gibt es keine.«
    »Und wie ist es mit … besonderen Freundschaften?«
    »Ich habe viele Freundschaften.«
    »Da bin ich mir sicher.«
    Unsere Blicke trafen sich, und ich hielt seinem stand. Es gab keinen Zweifel, welche Absicht er verfolgte. Zu meiner Schande fühlte ich mich geschmeichelt und erregt.
    »Nun«, sagte er im Tonfall fröhlicher Kameradschaft, »wir könnten ausreiten, baden oder Tennis spielen, ganz wie du möchtest.«
    »Zum Tennis oder Reiten ist es viel zu heiß.«
    »Und baden,

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