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Durch die Hölle in den Himmel (German Edition)

Durch die Hölle in den Himmel (German Edition)

Titel: Durch die Hölle in den Himmel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Plüg
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unbemerkt verlassen.
    Weil ihr die Umgebung noch überwiegend fremd war, hatte sie sich genügend Zeit für den Stadtplan genommen, um sich den kürzesten Weg einzuprägen. Demnach musste sie nur zwei Mal die erste links abbiegen, dann die zweite rechts und schon wäre sie in der richtigen Straße.
     

Kapitel 14
    Da Nadine das helle Tageslicht nicht mehr gewohnt war, kniff sie im ersten Moment ihre Augen zu engen Schlitzen zusammen. Wann war sie wohl das letzte Mal bei Tageslicht auf die Straße gegangen? Sie konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, gab sich aber auch keine besondere Mühe.
    Es fiel ihr immer schwerer, an etwas anderes, als an Robert zu denken, oder, wenn er tatsächlich nicht auftauchen sollte, wie sie Hassan findet.
    Sie bemerkte, trotz aller Grübeleien, dennoch die Blicke der ihr entgegen kommenden Männer, verschwendete jedoch keinen überflüssigen Gedanken an sie. Da jeder dieser Kerle nur geifernd und sabbernd auf ihre Figur starrte, entging ihnen die Gemütslage in der sich die fremde Schönheit befand. Jedenfalls schien sie bis jetzt niemandem besonders unangenehm aufzufallen. Lange würde sie den Entzug aber nicht mehr vor den Passanten verbergen können, von denen glücklicherweise nicht allzu viele unterwegs waren.
    Die Schmerzen würde sie ja noch eine Weile verbergen können, nicht aber die Tränen und das unvermeidliche Zittern. Die Zeit drängte. Eine Weile wird sie sich noch unauffällig verhalten können, doch schon bald würden die ersten aufmerksamen Menschen erkennen, was mit ihr los ist.
    Süchtige sind immer die Ersten, die sich ihre Probleme untereinander ansehen. Schließlich hatten sie alle schon, mehr oder weniger oft, unter der gleichen Folter gelitten.
    Wer aber keine Ahnung von Drogen hatte, war höchstens der Meinung, sie sei übernächtigt oder mit einem schlimmen Kater vom Vorabend gestraft.
    Allmählich breitete sich Angst in ihr aus und drängte die anderen Menschen immer weiter in ihrem Bewusstsein zurück.
    Nadine war fest davon überzeugt, dass jetzt für sie ein Kampf ums nackte Überleben begann. Innerlich weinte sie bereits, hielt ihr Gesicht aber noch wie zu einer Maske erstarrt.
     „Ich muss mich zusammenreißen, darf nicht die Kontrolle verlieren. Ich habe keine andere Chance mehr, als Hassan zu finden, und so zu beeindrucken, dass er mir auch ohne Geld hilft.“
    Zum Glück kam sie ihrem Ziel schneller näher, als sie befürchtet hatte.
    Auf der gegenüberliegenden Straßenseite, entdeckte sie eine niedrige, aus roten Backsteinen zusammen geschusterte Mauer, auf die sie sich setzen konnte. Von diesem Platz aus hatte sie einen guten Überblick auf alle Hausnummern von zweiundzwanzig, bis achtundzwanzig.
    „Hier werde ich ihn finden, hier muss es sein.“
    Sie sah sich noch einmal nach Robert um, aber er war nirgends zu sehen.
    Mit wachsender Unruhe beobachtete sie ungeduldig die ein und aus gehenden Passanten.
    Eine unglaublich dicke Afrikanerin kam mit ihrem kleinen Kind angestapft und verschwand im Eingang Nummer vierundzwanzig. Aus Nummer achtundzwanzig kämpfte sich eine sehr alte Frau, schwer atmend auf den Fußweg zu. Einen Augenblick später ging ein junger schlaksiger Kerl in die vierundzwanzig. Drei Eingänge weiter, stürmten einige Kinder aus der Tür und verschwanden so schnell wie sie gekommen waren wieder aus Nadines Blickfeld.
    Na, das ging ja schnell. Aus der Vierundzwanzig kam der lange Schlacks schon wieder raus. Wenn sie hier noch weitere, zwei oder drei Kurzbesuche dieser Art beobachten konnte, dann hätte sie den richtigen Eingang überraschend schnell gefunden. Dessen war sie sich absolut sicher.
Kapitel 15
    Und tatsächlich - schon nach wenigen Minuten kam der Nächste und ging nach kurzer Zeit wieder.
    Nadine stand auf, zwang sich zur Ruhe und ging langsam, so unauffällig wie nur irgend möglich, auf und ab. Sie blieb bewusst immer in der Nähe der Hausnummer vierundzwanzig, denn sie wollte unbedingt mit dem nächsten Besucher in das Treppenhaus gelangen.
    Dadurch, dass sie jetzt ausschließlich an ihre eigene Zwangslage denken konnte, hatte sie Robert inzwischen vollkommen vergessen. In ihrem Hirn gab es nur noch Platz für die Droge. Jeder ihrer Gedanken war auf den Erfolg dieser Aktion ausgerichtet.
    Jetzt kam die Schwarze mit ihrem Kind wieder heraus und sah Nadine im Vorbeigehen fragend an, sagte aber nichts. Der kleine Junge strahlte Nadine an, ohne dass sie es auch nur halbwegs bemerkt hätte. Fast

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