Durch die Hölle in den Himmel (German Edition)
dachte Henry, „aber irgendetwas stimmt mit dir nicht. Ist der Körper auch perfekt, ist es der Kopf noch lange nicht“.
Seine Augen glitten noch einmal ausgiebig über ihre Figur, bevor er sich wieder in Bewegung setzte.
Er fragte sich, warum er für dieses göttliche Geschöpf sofort Mitleid empfinden konnte. Eine gramgebeugte, alte Frau mit schweren Taschen beladen, hätte er vermutlich nicht einmal bemerkt. An wie vielen von ihnen mag er schon, in Gedanken versunken, vorbei gegangen sein.
Egal.
Henry hält sich für ein Paradebeispiel an Hilfsbereitschaft. Zumindest ist das seine eigene Einschätzung. Wenn jemand seine Hilfe braucht und sie sich verdient hat, bekommt er sie auch.
„Da bin ich sehr großzügig.“
Er drehte sich noch einmal nach dem Prachtexemplar der Weiblichkeit um. Sie hatte sich inzwischen auf eine niedrige Mauer gesetzt. Sah aus als würde sie auf jemanden warten.
„Na klar, so ein Weib ist nicht allein“, sagte sich Henry ganz verträumt und überlegte schon ob er, jetzt, da sie mit ihrem kurzen Rock auf der Mauer saß, noch einmal den Weg an ihr vorbei gehen sollte, um unauffällig einen Blick zu riskieren. Den Gedanken musste er aber schnell verwerfen, weil mindestens fünf Becher Kaffee mit heftigem Nachdruck danach verlangten, seinen Körper wieder verlassen zu dürfen.
„Was weiß ich, was für ein Kerl da gleich auftaucht. Vermutlich besteht zwischen ihrer geistigen Gemütslage und dem Typen der zu ihr gehört, sogar ein Zusammenhang. Jedenfalls muss ich dem nicht in die Arme laufen.“
Henry zog es vor, in Richtung heimatlicher Toilette weiter zu gehen.
„Auf jeden Fall habe ich jetzt ein Argument mehr, um in Zukunft diesen Weg zu nehmen, man weiß ja nie“.
Obwohl seine pralle Blase dem Kaffee die Freiheit schenken wollte, nutzte Henry weiterhin die Gelegenheit sich endlich ein wenig die Umgebung anzusehen.
Kapitel 18
Alte Bäume standen zwischen noch älteren Bauwerken, entlang der mit Kopfstein gepflasterten Straße. Die chatakteristischen Häuser wurden wahrscheinlich bereits vor dem Zweiten Weltkrieg erbaut. Vereinzelt sah man vierstöckige Häuser gemauert mit roten Backsteinen und mit, für heutige Verhältnisse, sehr kleinen Fenstern versehen.
Andere Gebäude dagegen hatten große, unterteilte Fenster in einer, liebevoll mit Stuck verzierten Fassade. Die glatten Wände unterschieden sich farblich geschmackvoll von den Verzierungen.
Die Außenwände sahen ab der Höhe der ersten Fenster noch überraschend gepflegt aus. Frisch in einem hellen und einem dunkleren, gelblichen Farbton gestrichen.
„Ist ja richtig sauber und gepflegt“, bemerkte Henry ziemlich verwundert.
„Ist ja auch kein Wunder“, dachte Henry, „da oben scheißt kein Hund gegen die Wand und die Türken spucken sich auch nur vor die Füße.
„Ich bin der letzte, der den Hundeliebhabern ihren kleinen Scheißer nicht gönnt, wenn sie nur die Wege sauber halten und friedlich an der Leine gehen würden. Und wenn sie das nicht geregelt bekommen, dann sollten alle Herrchen von mir aus mit ihren Scheißkötern auf einer eigenen kleinen Insel leben. Die dürften sie von mir aus so nach Herzenslust mit ihren Tretmienen zupflastern, dass ihre Herrchen eines Tages bis an die Ohren in der Scheiße sitzen“.
Henry überlegte ob es auch noch für alle Streithähne dieser Welt ausreichend Inseln geben mag.
Schließlich benötigen auch alle Gläubigen der unterschiedlichsten Religionen, die alle den unterschiedlichsten Mist gepredigt bekommen, auch ihre eigenen Inseln. Erst dann könnte die Welt in Frieden leben.
„Nein, das würde auch noch nicht ausreichen“, dachte Henry.
„Denn auch Schwarz, Weiß, Gelb und Rot, Männer und Frauen würden ihre eigenen Inseln beanspruchen“.
Henry hatte bei seinen Überlegungen, dass Mädchen ebenso vergessen, wie die schöne Umgebung
„Um wirklich dauerhaft Frieden auf der Welt zu erlangen, brauchen wir vermutlich sechs Milliarden Inseln“.
Seine Schritte wurden nun doch etwas schneller.
„Es gibt einfach nicht genug Inseln, um jeden Menschen glücklich zu sehen“, dachte Henry. „Und eine hätte ich schon gern für mich allein. Na ja, und Andrea. Die würde ich schon mitnehmen.“
Mit ihr verstand er sich bisher ja auch wirklich recht gut.
„Gelegentlich würde ich mal, nur so hin und wieder, und nur für einen flüchtigen Augenblick - also die von der Mauer da hinten, die würde ich vor
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