Durch die Hölle in den Himmel (German Edition)
jemand ansehen, dass ich verlegen reagiere oder kann ich gut genug schauspielern um sie zu täuschen?“
Er gehörte zu den Menschen, denen man jedes nichtige Vergehen und jede noch so kleine Unehrlichkeit schon an der Nasenspitze ansehen konnte.
„Weshalb ist Nadine noch nicht hier?“ dachte er zum x-ten Mal.
„Was will ich ihr eigentlich sagen, wenn sie jetzt doch plötzlich in der Tür steht? Ich gehe in die Firma, um mir dort das Geld für deine verdammten Drogen zu klauen?
Nein, dass kann ich wohl kaum zu ihr sagen.
Andererseits wird ihr der Entzug inzwischen so übel mitspielen, dass ihr bestimmt vollkommen egal sein wird, wo das Geld herkommt.
Mir ist es aber nicht egal, weil ich gern in dieser Firma arbeite, und weil ich dort nämlich weiterhin meine Brötchen verdienen möchte. Und das Gehalt für heutige Verhältnisse sogar recht ordentlich. Aber welches Gehalt ist denn schon hoch genug, wenn man auch noch die Drogen für seine Freundin davon bezahlen muss?“
Robert bemerkte, dass er mittlerweile am ganzen Körper verkrampft war und versuchte, mit nur mäßigem Erfolg, sich zu entspannen.
„Und was würde passieren, wenn ich doch hier auf Nadine warte?“ überlegte er.
„Angenommen sie sucht irgendwo nach mir, weil ich so spät dran bin und mich nicht bei ihr gemeldet habe. Dann wird sie in einem Zustand sein, in dem sie nicht mehr bereit ist geduldig zu warten, dass ich mein Versprechen endlich einlöse.“
Ob er es dann in der Eile auch noch schafft, beim Diebstahl keine entscheidenden Fehler zu machen, musste er zumindest stark bezweifeln.
Er konnte sich noch so oft die Frage stellen:
„Was ist mir wichtiger, der sichere Arbeitsplatz oder Nadine?“
Es lief immer auf dieselbe Antwort hinaus: vielleicht kann ich beides haben.
Also wurde es Zeit, sich mit schwerem Herzen aufzuraffen und zu riskieren, dass Nadine inzwischen nach Hause kam ohne ihn vorzufinden.
„Es wird nicht schaden, wenn ich ihr vorsichtshalber aufschreibe, welche Sorgen ich mir um sie gemacht habe. Dann wird sie mein Dilemma sicher verstehen.“
Er griff sich das größte Blatt Papier das er finden konnte, damit sie es auf keinen Fall übersehen würde, und schrieb:
Liebe Nadine,
warte bitte unbedingt auf mich. Ich hatte heute unglaublich viel Pech,
werde aber trotzdem ganz sicher und gut für dich sorgen.
Es wird heute nur ein bisschen später als sonst werden.
Ich leide so sehr mit dir und fühle mich erst wieder wohl, wenn es dir
besser geht.
Es wird alles wieder gut.
Ich liebe dich
Robert
Danach hängte er sich seine kleine Sporttasche über die Schulter, die er für sein Stemmeisen und die Geldkassette brauchte und machte sich mit weichen Knien auf den Weg.
Um zu vermeiden, dass sein Auto vor der Firma gesehen wird, ging er lieber zu Fuß.
Bei schönem Wetter wie jetzt, spazierte Robert den Weg häufiger. Selbst wenn er ganz gemütlich ging, hatte er sein Ziel in einer knappen halben Stunde erreicht. Im Allgemeinen machte es ihm einfach Spaß.
Heute war es jedoch etwas ganz anderes.
Der bevorstehende Gang lastete tonnenschwer auf seinem Gewissen. Alle Vernunft stemmte sich gegen jeden seiner Schritte, aber der Wunsch, Nadine weiter an sich zu binden, trieb ihn unerbittlich weiter.
Schweigend ging Robert immer wieder dieselben Situationen durch, die auf ihn zukommen würden. Nicht nur um sich zu vergewissern, ob er wirklich die Nerven besitzt, die Aktion durchzustehen, sondern auch, ob er es tatsächlich wollte.
Doch immer wieder bekam er dieselbe Antwort: Nadine!
Es war genau die Antwort, die er brauchte, um seinen schweren Gang zu Ende zu bringen.
„Selbst wenn ich das alles reibungslos überstehe, ohne dass ich erwischt werde, werde ich mir nie wieder mit krummen Touren Geld beschaffen.“
Weder für Nadine, noch sonst jemanden auf der Welt, würde er sein Gefühlsleben jemals wieder solchen Qualen aussetzen.
„Hallo Robert, was macht die Kunst? Wieso liegst du nicht mit deiner heißen Tussi im Bett?“
„Wenn der blasse Milchbubi wirklich eine heiße Braut hat, muss die eine Vollmeise haben, Marco. Ne andere lässt den doch nicht ran,“ gab einer zwischen zwei Schluck aus der Bierdose zum Besten.
„Mensch Marco, du willst uns doch wohl nicht erzählen, dass der Typ ne geile Unterlage aus Fleisch und Blut hat. Der wird sich jeden Abend ne Gummipuppe aufblasen.“
„Aber
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