Durch die Hölle in den Himmel (German Edition)
Buchhaltung an Renates Schreibtisch, packe die Kassette in meine Tasche, gehe raus, hebel das Fenster auf und verschwinde wieder. Das Ganze dauert vielleicht zwei Minuten. Wovor habe ich eigentlich mehr Angst,“ fragte er sich zum hundertsten Mal, „dass ich Nadine - oder meinen Arbeitsplatz und die Kollegen verliere?“
Kapitel 21
Das waren die letzten Gedanken, die sich mit dieser Frage beschäftigten. Denn in dem Moment, als er das Firmengelände betrat, sah er plötzlich nur noch die eine einzige Möglichkeit – alles wird glatt laufen.
Jetzt ging er frei von Skrupeln auf sein Ziel zu. Alle Bedenken, die ihn vorher quälten, waren wie weggewischt. Einfach nicht existent. Als er den Parkplatz betrat, sah er mit einem Blick, dass weder ein Fahrzeug auf dem Gelände stand, noch irgendwo Licht brannte.
Er öffnete die Eingangstür zur Firma, lief durch das Treppenhaus die zwei Stockwerke hoch bis er vor den Büros stand.
Renate, lieb und nett aber ein wenig vertrottelt, ließ ihren Schreibtisch immer unverschlossen, dass wusste Robert.
„Vermutlich wird sie ihren Mitmenschen in Zukunft nicht mehr so grenzenlos vertrauen, wie bisher.“
Robert hatte nicht für möglich gehalten, dass er mit einer derartigen Ruhe an die Durchführung eines Verbrechens heran gehen könnte. Er kannte sich selbst nicht wieder. Er öffnete eiskalt die untere Schreibtischtür, nahm die Kassette und wollte sofort wieder verschwinden. Dann schoss ihm plötzlich ein sehr wichtiges Detail durch den Kopf. Es durfte natürlich nicht so aussehen, als hätte der Dieb gewusst, wo er die Kassette findet. Dass ihm ein so wichtiges Detail nicht früher eingefallen war, beunruhigte ihn noch im Nachhinein. Also schaffte er schnell ein wenig Unordnung. Er hinterließ das Büro in einem chaotischen Zustand.
Einige der Schreibtischtüren standen ebenso offen, wie die der Wandschränke. Er zog Schubladen heraus, kippte sie aus und warf sie auf den Boden. Erst danach verließ er die Büroräume wieder, um sich aus dem Staub zu machen.
Durch ein Fenster im Treppenhaus warf er zur Sicherheit noch vorsichtig einen Blick auf den Parkplatz, bevor er das Gebäude wieder verlassen konnte. Als er die Tür hinter sich verschloss, mahnte er sich zur Besonnenheit, um nicht im letzten Augenblick noch einen gravierenden Fehler zu begehen. Er drehte sich noch einmal um und ging die wenigen Schritte zu dem, ohnehin schon beschädigten Fenster, nahm sein Brecheisen aus der Tasche, hebelte das Fenster auf und verließ dann unbemerkt das Firmengelände.
Danach machte er sich, innerlich vollkommen ruhig aber sehr wachsam, auf den Heimweg.
Unterwegs wurde er wieder unsicher welches sein nächster Schritt sein sollte.
„Sehe ich erst Zuhause nach, ob Nadine da ist, oder gehe ich besser gleich zu Hassan, damit ich nachher nicht mit leeren Händen vor ihr stehe?“
Diese verdammte Unsicherheit drohte ihn innerlich zu zerreißen.
„Nein“, dachte er“, ich muss erst nach Hause, um im Keller die Kassette aufzubrechen. Ich kann sie Hassan doch nicht auf den Tisch legen und sagen: nimm dir so viel du möchtest, nur habe ich leider keinen Schlüssel dabei“.
„Dann könnte ich ihm auch gleich erzählen, dass ich die Kassette geklaut habe.“
Man kann Hassan sicher vieles erzählen, aber bestimmt kein eigenes Vergehen, der würde so etwas gnadenlos ausnutzen, um auf irgendeine Art Kapital daraus zu schlagen.
Also musste er doch erst nach Hause gehen, um die Kassette aufzubrechen.
„Vielleicht sitzt Nadine inzwischen auch schon wieder vor dem Fernseher und wartet auf mich, während ich mir den Kopf zerbreche. Wenn diese Qualen nicht bald ein Ende haben werde ich noch verrückt,“ dachte er.
Auf einmal packte ihn wieder ein heftiges Verlangen nach Nadine und schnürte ihm fast die Kehle zu. Der Gedanke sie könnte ihn verlassen, überfiel ihn jedoch immer wieder unglaublich peinigend.
Kapitel 22
Gerade in dem Moment, als Henry sich wild schimpfend bemühte, seine aufrechte Haltung wiederzufinden, öffnete sich die Wohnungstür. Ungläubig starrte Andrea auf Henry, der ihr einen Anblick bot, als wäre er geradewegs aus einem uralten Stummfilm hereingeplatzt.
Inmitten der Pflanzen, Scherben und Blumenerde kämpfte er um Souveränität und stammelte:
„Ich … ich habe meinen Schlüssel … vergessen“.
„Und du glaubst, dass ich deinen Schlüssel, aus reiner Bosheit, zwischen unseren Pflanzen vergraben
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