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Durch die Hölle in den Himmel (German Edition)

Durch die Hölle in den Himmel (German Edition)

Titel: Durch die Hölle in den Himmel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Plüg
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es im ganzen Treppenhaus danach stinkt. Dann haben alle im Haus etwas davon. Hauptsache ihre Wohnung bleibt sauber.
    Eine feine Kultur haben sie mir da mitgebracht. Das sehe ich nicht als kulturelle Bereicherung an, das hat eher etwas mit gewaltiger Verachtung ihrer Mitmenschen zu tun.“
       „Na, nun beruhige dich mal wieder, Henry“.
    Andrea war es leid, ein so unappetitliches Gespräch zu führen.
    „Was hast du denn sonst so gemacht“, fragte sie ihn, um endlich das Thema zu wechseln.
       „Ich war bloß zum Kaffee trinken.“
       „Soweit ich gesehen habe, gibt es hier nur türkische Läden. Du wirst mir doch nicht erzählen wollen, dass du inmitten dieser fremden Kultur deinen Kaffee trinkst.“
    Andrea erkannte sofort, dass diese Bemerkung nicht geeignet war, um Henry von dem Thema wegzubekommen.
       „Ich habe einen Laden gefunden, in dem sich deutsche Gäste treffen, Nicht nur das, man kann sich sogar mit denen unterhalten.“
       „Du wolltest wohl sagen, dass sie dazu bereit sind sich mit dir zu unterhalten, Henry - sogar mit dir.“
       „Was willst du denn damit andeuten?“
    Unbeabsichtigt hatte sie Henrys Kampfgeist zu neuem Leben erweckt.
       „Alles was ein Mensch braucht, um sich mit mir zu unterhalten, ist ein Hauch vernünftiger, menschlicher Intelligenz.“
       „Dann solltest du dich morgen früh mit deinem Kaffeebecher auf den Hof setzen und dich friedlich mit den Ausländern unterhalten. Denn jeder von ihnen ist ein Mensch Henry, auch wenn deine Vorstellungskraft damit überfordert ist. Aber nun erzähl doch mal, wo du denn dieses Café gefunden hast“, wollte Andrea wissen. Rechtzeitig besann sie sich ihrer Fähigkeit einzulenken, um Henry nicht zu sehr zu demütigen.
       „In der Hauptstraße, ungefähr eine viertel Stunde von hier. Morgen gehe ich wieder hin. Kannst ja mal mitkommen, wenn du willst.“
       „Das ist äußerst großzügig, aber Morgen musst du nochmal alleine gehen, ich habe um zehn Uhr im Industriegebiet, bei einer dieser Speditionen ein Vorstellungsgespräch. Vielleicht wird es was. Du kannst ja mitkommen und draußen auf mich warten, dann weißt du gleich, ob ich den Job bekommen habe.“
       „Na gut, sag mir nur, wann du los willst, dann gehe ich vorher einen Kaffee trinken und bin rechtzeitig wieder hier. Und wenn du seelischen Beistand brauchst, werde ich dein zartes Händchen halten und dich mit meiner ganzen Kraft unterstützen.“
       „Du und Händchen halten, ich lach mich tot. Wenn wir beide mal zur selben Zeit, in dieselbe Richtung gehen, hältst du doch lieber einen großen Abstand, damit niemand auf die Idee kommen könnte, wir hätten etwas miteinander.“
       „Mein liebes Schnuckelchen, aus dem Alter sind wir doch allmählich raus. Das ist alles. Ich bin mächtig stolz darauf, dass du meine Frau bist, aber muss ich es denn jedem auf die Nase binden? In meinem Alter kann ich nicht mehr wie ein verliebter Gockel durch die Gegend laufen. Auch wenn ich auf jedem Schritt und Tritt umschlungen halte, gehöre ich trotzdem nur dir.“
       „Ja, ja, ich weiß, in Wahrheit bist du noch immer mein Gockel. Inzwischen schon ein wenig gerupft und zerzaust, aber du bist und bleibst mein lieber Gockel. Und wenn der Gockel seiner geliebten Henne mal wieder eine kleine Freude bereiten möchte, erzählt er ihr noch mal, was ihn so sehr ängstigte, dass er die Blumentöpfe von der Fensterbank zertrümmern musste.“
    Nach dieser giftigen Bemerkung sollte das Gespräch für Henry eigentlich beendet sein, aber Andrea sah das anders. Sie genoss die seltenen Momente, in denen es ihr gelang, ihn, zumindest kurzfristig, von seinem hohen Ross zu stoßen.
       „Wenn du morgen früh wieder losgehst, wirf doch besser vorher einen Blick aus dem Fenster, damit du nicht von dem kleinen Mädchen überrascht wirst, das dich so maßlos erschreckt hat. Nicht, dass dir diese Kleine auflauert, um sich für dein Gebrüll an dir zu rächen.
    Ich möchte mich weder um deine geistige noch körperliche Gesundheit sorgen, obwohl ich manchmal denke, dass für deinen geistigen Zustand vielleicht schon jede Hilfe zu spät kommt.“
    „Meine liebe Andrea, ich kann beim besten Willen weder Sorge noch Fürsorge erkennen. Oder hast du mich heute schon irgendwann gefragt wie es mir geht.“
    „Henry, wie geht es dir?“
    „Beschissen.“
     „Und wie ging es dir gestern, mein Schatz?“
     „Scheiße.“
     „Und wie vermutest du, wird es dir morgen

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