Durch die Hölle in den Himmel (German Edition)
gehen?“
„Beschissen.“
„Und nun erzähl mir bitte, warum ich dich fragen soll, wie es dir geht.“
„Wenn das Leben mit mir so schwierig ist, warum soll ich denn morgen früh mit dir gehen?“
„Erstens, weil wir verheiratet sind, zweitens lasse ich dich deshalb dort vor der Tür auf mich warten und drittens richtest du inzwischen hier nicht wieder so ein Chaos an.“
Henry hätte ihr gern einiges dazu gesagt, aber leider fühlte er sich im Moment keinem ihrer spitzfindigen Argumente gewachsen. Wenn er heute noch zur Ruhe kommen wollte, war die einzige Option, die ihm blieb, Frieden zu schließen. Auch wenn es wie immer, sein schwierigster und absolut letzter Ausweg war.
„Andrea, was hältst du davon, wenn wir uns noch ein wenig hier in der Gegend umsehen?“
Sie konnte nicht glauben, was sie eben gehört hatte.
„Henry, du willst spazieren gehen? Und du bist dir auch ganz sicher, dass du mich mitnehmen möchtest?“
Treibe es nicht auf die Spitze dachte Henry, sagte aber lieber nichts. Stattdessen stand er auf, um in aller Ruhe seine Jacke anzuziehen.
Andrea ließ ihm nicht die Zeit, es sich vielleicht noch anders zu überlegen.
Kapitel 23
Nur einige schmutzige Straßen weiter, fanden sie einen wunderschönen Park, den man durchaus auch noch als gepflegt bezeichnen konnte.
So standen sie schon wenigen Minuten nachdem sie sich auf den Weg gemacht hatten, an einem großen See, auf dem sich Enten, Reiher und Schwäne tummelten.
Das war endlich etwas nach Henrys Geschmack, denn er liebte die Natur über alles. Naja, sie kam gleich nach Andrea und Kaffee. Und Wasser darf in der Natur logischerweise nicht fehlen. Ob ein kleiner Bach, ein großer Fluss, oder wie hier ein See, machten deutlich sichtbar wie sehr alles Leben davon abhängt.
Begeistert machte er sich auf den Weg, die wenigen Meter zum Ufer des Sees zurückzulegen. Doch schon nach einigen Schritten, genau in dem Moment, als seine leidgeplagte Seele zu neuem Leben erblühen wollte; sich sein Innerstes mit wohliger Wärme zu füllen begann, da stand er zielsicher inmitten eines Hundehaufens.
Augenblicklich war es vorbei mit der inneren Erneuerung. Der Tag hatte ihm ohnehin schon einiges zugemutet, aber dass hätte jetzt nicht auch noch sein müssen.
Seine Wut baute sich erstaunlich langsam auf, doch ballte sie sich wie üblich, zu einer beinahe greifbaren Gefahr zusammen. Als die Wut endlich das Ventil für den Überdruck fand, sprengte sie alle hinderlichen Dämme und ergoss sich über jeden Vierbeiner mitsamt ihrer arglistigen Besitzer.
Andrea konnte ihr schnippisches Grinsen gerade noch mühsam unterdrücken und den unbedingt erforderlichen Sicherheitsabstand zu ihrem Mann herstellen. Einen Wutausbruch dieses Ausmaßes hatte sie in all den Jahren mit ihm noch nicht erlebt.
Nachdem Andrea ihn aus sicherer Entfernung soweit beruhigt hatte, dass sich die größte Wut langsam legte, wollte er den Schuh an einer üppigen Grassode, so gut es eben ging, säubern, und wäre beinahe in den nächsten Hundehaufen getreten.
Andrea hatte ihn zwar noch rechtzeitig warnen können, erntete dadurch aber keinesfalls Dankbarkeit, denn ihre mühsam unterdrückte Freude an seinem Missgeschick, war ihm ganz und gar nicht entgangen.
„Hauptsache du hast deinen Spaß“, polterte er los, aber freue du dich mal nicht zu früh, ich muss nämlich mit diesen Schuhen nach Hause gehen.“
„Tut mir leid Henry, du hast ja recht. Und wenn du dich beruhigt hast, machst du sie da vorn im flachen Wasser vorsichtig sauber. Glaub mir, das werden wir schon wieder hinbekommen.“
Noch schäumend vor Wut, säuberte Henry seinen Schuh notdürftig auf dem Rasen und ging dann zur gründlicheren Reinigung an das flache, sandige Ufer des Sees. Er hatte einen solchen Ekel vor dem Hundedreck, dass ihm speiübel wurde. Unaufhörlich schluckte er den Brechreitz hinunter, um sich nicht auch noch zu übergeben.
Die Enten erkannten gleich, dass Henry nicht in Freundschaft kam, um sie vielleicht zu füttern und ergriffen schleunigst die Flucht.
Als er sich dann doch noch, völlig unerwartet, einigermaßen beruhigt hatte, entschlossen sie sich nach einer Bank zu suchen, um sich für eine Weile zu setzen und in vertrauter Zweisamkeit die Natur zu genießen.
Andrea war begeistert vom Anblick, der sich ihnen bot. Henry wäre aber nicht Henry, wenn er in der Lage wäre, die Welt auf so einfache Art betrachten.
Jetzt störten ihn die leeren
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