Durch die Hölle in den Himmel (German Edition)
drauf, damit du heute Abend bei Robert gut schlafen kannst.“
Immerhin hatte sie sich inzwischen so weit im Griff, dass sie wieder denken konnte. Jetzt hatte sie sowieso schon getan, was sie bislang immer ausgeschlossen hatte, sich nämlich für Drogen von einem wildfremden Mann benutzen zu lassen.
Wichtig war jetzt aber nur noch, was mit Robert passieren würde, wenn er seine Schulden bei Hassan nicht begleichen kann?
Natürlich wusste Nadine inzwischen, zu was Typen, die mit Drogen handelten, fähig sind.
„Wenn ich mir noch einmal eine Linie reinziehe und dann für eine Weile still halte, sind ein paar von Roberts Problemen aus der Welt geschaff“, dachte sie, und sah ihre Zustimmung als einzige Möglichkeit aus der Misere heil raus zu kommen.
Hassan zog sich schnell Hemd und Hose an, und ging dann in den Nebenraum. Als er zurückkam, hielt er Koks für sie bereit und sagte: „Hier, mach schnell, die beiden sind gleich hier. Ich möchte nicht dass du dir das Zeug vor deren Augen durch die Nase ziehst.“
Sie zog rasch und gierig die Linie in ihr Hirn.
Schweigend wartete Hassan dann noch einen Moment, bis er die beiden im Nebenzimmer hörte und sie dann herein holte.
Beim Anblick von Nadine, die ebenso wie Karen noch unbekleidet und scheinbar hemmungslos auf dem Bett lag, verloren sie keine Zeit sich von ihrer Kleidung zu befreien.
Nadine war nahezu erleichtert. Einerseits hatte sie keine alten, fetten Säcke wie erwartet vor sich und andererseits tat das Kokain schon seine stimulierende Wirkung. Was sie hingegen beunruhigte, war, dass sich beide ausschließlich mit ihr beschäftigen wollen. Und zwar zur selben Zeit.
„Und die werden sich nicht so schnell abspeisen lassen“, dachte Nadine, jetzt aber schon mit einem hintergründigen Schmunzeln, die machen einen ziemlich ausgehungerten Eindruck.“
Kapitel 27
Lange schlafen ist nichts für Henry, darum bekam seine Frau ihn morgens kaum einmal zu sehen. Andrea war ihm, ohne dass er es auch nur ahnte, geradezu dankbar dafür, denn sie begann die Tage gern unbeschwert. Obwohl es ab und an auch schon mal mit ihrem Mann geglückt war, so blieb es doch eher die Ausnahme. Also wartete sie bis er die Tür hinter sich ins Schloss gezogen hatte, um sich erst einmal in aller Ruhe, mit außerordentlich wohligem Gefühl zu recken und zu strecken. Sie ahnte zwar, dass ihm sehr recht war, wenn sie länger liegen blieb, wusste es ebenso wenig wie ihr Mann, weil sie beide im stillen Einvernehmen, einen großen Bogen um Themen machten, die die Ehe betrafen.
Den frühen Morgen mit netten Gesprächen beginnen? Das ist nichts für Henry. Nein, um nichts in der Welt wollte er seinen Tag so beginnen.
„Guten Morgen mein Schatz“, in ihr Ohr flöten, und, „wie geht es dir, hast du gut geschlafen? Kann ich irgendetwas für dich tun?“
Für derartige Phrasen würde er die Zähne nicht auseinander bekommen. Jedenfalls nicht schon am frühen Morgen.
Vermutlich würde er länger schlafen, wenn Andrea früher aufstehen würde. Er würde sogar zum Nachtmenschen werden, nur um am Morgen dem ehelich-schleimigen Geschwafel aus dem Wege zu gehen.
Morgens, gleich nach dem Aufstehen, sollte sich ein Mann auf keinen Fall mit seiner Frau, was unausweichlich passiert wenn sie sich begegnen, auf ehrliche Gespräche über ihr äußeres Erscheinungsbild einlassen.
Höchstwahrscheinlich birgt das Thema aber zwangsläufig, zu jeder Tageszeit, ein hohes Risiko. Doch Henry wollte das gar nicht so genau wissen. Ihm ging es nur darum, nicht selbst, zu früher Stunde schon, völlig überzogene Freundlichkeiten von sich geben zu müssen.
Morgens früh in ein Café zu gehen, ist da schon etwas ganz anderes. Dort kann man den Leuten erzählen was man für richtig hält, ohne sich über verkrampftes Taktgefühl Gedanken zu machen.
Henry konnte jedoch keine Meinung akzeptieren, außer seiner eigenen natürlich. Immer, ohne Ausnahme, hielt er nur seine Sicht der Dinge für die richtige.
Sollte tatsächlich jemand eine Ansicht vertreten, die sich nicht lückenlos mit seiner deckte, so war es stets eine willkommene Gelegenheit für ihn, jenen Fehlgeleiteten, in seiner überzeugenden, wasserdichten Argumentation zu ertränken.
Das Unglück seiner Gesprächspartner bestand einfach darin, dass Henry immer gut vorbereitet war. Und vorsichtig war er obendrein. Er verstand ausgezeichnet, die Diskussionen in seinem Sinne zu lenken. Er war nicht so oberflächlich wie die meisten seiner
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