Durch die Hölle in den Himmel (German Edition)
eine Pause nicht zu denken“.
„Immer dasselbe Spiel. Ausgerechnet wenn so viel los ist, muss der zum Einkaufen fahren. Lange mache ich das nicht mehr mit.“
„Dann musst du wohl endlich den Führerschein machen, Helga. Dann kannst du den Spieß auch mal umdrehen.“
„Das mach ich auch, wirst schon sehen.“
„Wer es glaubt, Helga. Gib uns erst mal noch eine Runde Kaffee, das beherrschst du wenigstens schon ganz gut.“
„Trink aus, Henry, es gibt frischen Kaffee. Kurt gibt einen aus.“
„Ach, gibt es hier nur frischen Kaffee, wenn Kurt ihn bezahlt?“ wollte Henry wissen.
„Das fehlte mir gerade noch“, sagte Kurt, „dann wäre ich jedes Mal dran, weil die Brühe dann wenigstens frisch ist.“
„Henry, jetzt trinkst du brav deinen Becher leer, sagst schön „Danke“ zu Onkel Kurt und bist dann endlich ruhig.“
„Ja, Helga, danke Onkel Kurt“, sagte Henry, trank seinen Becher aus und presste übertrieben die Lippen zusammen, während Helga den frischen Kaffee nachschenkte.
Die Gäste sahen jetzt schon nicht mehr so verkniffen aus, wie Henry im Moment. Bei einigen schaffte es sogar ein hauchzartes Lächeln, sich, wider erwarten, gegen die finstere Mine durchzusetzen.
Zu so früher Stunde ist das immerhin ein eher selten zu beobachtendes Phänomen.
„Womit hab ich mir den Kaffee verdient?“ wollte Henry von Kurt wissen.
„Wie Helga uns erzählte, hast du den Frohsinn erfunden und arbeitest fieberhaft an der Einführung der schlechten Laune. Mit diesem Kaffee versuche ich zu verhindern, dass dir das allzu schnell gelingt.“
„Ach so, hier wird hinter meinem Rücken geschludert. Wenn ihr wüsstet, was mir auf dem Weg hierher alles begegnet ist, würdet ihr verstehen, warum ich nicht mit der besten Laune reingekommen bin.“
„Na, denn erzähl mal, was einem in dieser Gegend so Schlimmes passieren kann, Henry“, forderte Kurt ihn auf.
Dem kam er gern nach. Henry erzählte von dem Gekeife auf dem Hof, regte sich auf über die schwarzen Ganzkörperschleier, die nur einen schmalen Schlitz für die Augen frei ließen und die Kopftücher, die das Kinn und den Hals gleich mit verhüllten.
Er war so in seine Schilderung vertieft, dass er die Grimassen seiner Zuhörer nicht rechtzeitig, und was schwerer wog, nicht richtig deutete. Als er sich auch noch abfällig über die Musik der Türken ausließ, war es bereits zu spät, um sich noch Gedanken darüber zu machen, warum ihm jemand von hinten auf die Schulter tippte.
Henry drehte sich spontan um …. sah erst die Faust … und dann viele bunte Sterne.
Er hörte noch den Aufschrei der Gäste und ging dann, wie vom Angreifer eindeutig gewünscht, unsanft zu Boden.
Der harte Aufprall seines Kopfes auf den schmutzigen Fußboden war ihm entgangen, ohne dass er ihn aber jemals tatsächlich vermissen würde.
Nur wenige Sekunden später holte ihn ein wildes Geschrei in die schmerzhafte Realität zurück.
Das Geschrei kam von Helga, die Schmerzen steuerte er selbst bei.
„Du spinnst wohl, Henry. Wie kannst du so eine verdammte Scheiße erzählen wenn der Hassan hier ist“, keifte Helga ohne erkennbares Mitgefühl.
Zwei Gäste versuchten behutsam ihn wieder auf die Beine zu stellen, während Helga weiter über sein loses Mundwerk schimpfte.
„Im Grunde kann ich dich ja sogar verstehen, aber wenn du solche Reden hältst, musst du auch darauf achten, wer sich hier gerade im Laden befindet.
Und jetzt kannst du die Augen ruhig wieder aufmachen, Henry, er ist weg.“
Er hätte ihr gern eine passende Antwort an den Kopf geworfen, um sie dadurch endlich zum Schweigen zu bringen. Doch noch befürchtete er, ihm würden dabei die Zähne aus dem Mund fallen.
So blieb er also ruhig und schluckte lieber sein Blut hinunter, bevor er daran erstickte.
Ein freundlicher Mensch brachte ihm einen Stuhl, da er sich nicht mit eigener Kraft auf den Beinen halten konnte. Der überaus fürsorgliche Kurt, stellte ihm seinen Kaffeebecher vor die Nase.
„Hier Henry, dein Kaffee wird kalt.“
„Für die sarkastische Bemerkung müsste ich dem eigentlich genauso auf die Nase hauen“, dachte Henry, traute sich aber noch immer nicht zu sprechen. Und derart riskante Äußerungen wollte er in nächster Zukunft sowieso lieber für sich behalten. Nur kein überflüssiges Risiko eingehen.
„Ich denke wir bringen dich besser zum Arzt. Kann ja sein, dass du dir die Nase gebrochen
Weitere Kostenlose Bücher