Durch die Hölle in den Himmel (German Edition)
schwach beleuchtet war. Hinter sich lehnte sie die Tür vorsichtig an und schlich zur Treppe. Auf halbem Weg stand sie plötzlich in totaler Finsternis. Denn nach einer gewissen Zeitspanne, wurde das Licht automatisch durch eine Schaltuhr gelöscht.
Hinter sich hörte sie einen mühsam unterdrückten, wütenden Schmerzenslaut, gefolgt von dem lauten Fluch eines älteren Mannes:
„Dieser verdammte Lichtschalter“.
Der Mann war hörbar bemüht, über etwas hinüber zu steigen, um das Licht wieder einschalten zu können.
Nadine streckte den Arm aus, um sich den letzten Meter an der Wand entlang bis zur Treppe vorzutasten. Ihre Hand spürte das Ende der Wand, welches den Aufgang ankündigte.
Hinter sich hörte sie erneut ein verärgertes Stöhnen.
Leise setzte sie einen Fuß auf die erste Stufe. Gerade, als sie die dritte Stufe erreicht hatte, und bereits außer Sicht war, betätigte der Mann den Lichtschalter, wodurch der Kellergang sofort wieder in diffuses Licht getaucht wurde.
Als sie den Kellerausgang zum Treppenhaus erreicht hatte, hielt sie erneut vor Schreck die Luft an.
Eine Frau kam lautstark mit ihrem Kind die Treppe runter gerannt. Zum Glück verließen die beiden das Haus aber zum Spielplatz, der sich auf dem Hinterhof befand.
Als sich die Tür zum Hof, hinter den beiden wieder geschlossen hatte, konnte sie sich endlich aus dem Keller und von Hassans Leiche entfernen.
Nadine nahm den kürzesten Weg, der durch den nahegelegenen Park führte, um möglichst keinem Menschen zu begegnen.
Sie dachte nicht etwa an spätere Zeugenaussagen, da sie sowieso niemanden kannte. Vielmehr hatte sie nur Angst, überhaupt von jemandem angesprochen zu werden.
Abgesehen von den bekannten Alkoholikern, die immer anzutreffen waren, fand sie die Grünanlage tatsächlich menschenleer vor.
Vollkommen geistesabwesend ging sie an den wirr lamentierenden, total besoffenen Kerlen vorbei. Die plumpen, niveaulosen Versuche, ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen, drangen nicht bis in ihr Bewusstsein vor.
Aus heiterem Himmel signalisierte ihr Gehirn, dass der geschundene Körper, vor allem ihre Beine, nicht mehr in der Lage waren, sie noch einen Schritt weiter zu tragen.
Sie erreichte gerade rechtzeitig eine Bank, auf die sie sich setzen konnte, ohne sich zu sehr den Blicken etwaiger Passanten auszusetzen.
Kapitel 51
„Was sind das nur für ziellos umherschleichende Gestalten? Wie sollen diese leblosen Wesen einmal ihre Zukunft in den Griff bekommen?
So, wie diese Kinder sich zur Schule schleppen, glaube ich nicht, dass ihre Lehrer in der Lage sind, sie noch vor Schulschluss wach zu bekommen.“
Henry war ziemlich fassungslos, als er in die leeren, abwesenden Gesichter blickte.
„Hier kommt also unsere Hoffnung auf eine bessere Zukunft“, dachte er voller Entsetzen.
Er musste den Kleinen ständig ausweichen, um sie nicht umzurennen. Es war als würden sie durch ihn hindurchsehen. Immerhin waren einige von ihnen schon in der Lage einen Arm, samt Handy, ans Ohr zu heben. Auch wenn sie nichts sagten, so fühlten sie sich wohl doch irgendwie geborgen mit dem liebgewonnen Gefährten am verschlafenen Ohr.
„Na, wenn das kein Lebenszeichen ist“, dachte Henry.
Obwohl es eher nach reiner Gewohnheit aussah. Ist ja nicht unbedingt nötig, dass sie wirklich telefonieren. Hauptsache das Handy ist für jedermann gut sichtbar. Schließlich sieht es doch so unglaublich cool aus.
„Mit wem sollten sie denn um diese Zeit schon telefonieren? Vielleicht mit den anderen Kindern, die sie sowieso gleich in der Schule treffen? Oder vielleicht doch mit der Mutter, die vor wenigen Minuten noch nicht in der Verfassung war, ihrem Liebling zu sagen, dass es ihr Liebling ist?“
Plötzlich empfand Henry sogar ein wenig Mitleid für die Lehrer dieser kleinen Genies.
„Wie sollen Lehrkräfte, mit der schier unlösbar erscheinenden Aufgabe fertig werden, diesen Kindern Leben einzuhauchen? Auf einem Arbeitsmarkt, der beinahe täglich komplizierter wird, werden die wohl kaum jemals eine Chance haben sich zu behaupten. Und den Lehrern hat man nahezu jede Möglichkeit genommen, Druck auf die Kinder auszuüben. Heute verlangt man eher von ihnen, dass sie einen Weg finden, die Kinder zur Teilnahme am Unterricht überreden zu können.“
Henry schlug wieder einen gekonnten Haken, um ein Kind nicht unsanft aus seinem Traum zu reißen.
„Wenn Handyverbote während des Unterrichts schon zu
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