Durch Himmel und Hoelle
schnell nicht vergessen«, fügte er grimmig hinzu.
»Ihr habt immer schon gut hinlangen können, wenn es notwen- dig war«, meinte Jims und wusch die schmutzigen Lappen in einem Eimer Wasser aus.
»Na ja, sie haben heute nacht ganze Arbeit geleistet«, bedauerte Ian. »Die haben mich ganz schön verdroschen.«
»War da mehr als einer?« wollte Elysia wissen, voller Zorn, daß eine Bande von Halsabschneidern ihren Bruder überfallen hatte.
»Es war eine Bande von grobschlächtigen Kerlen, die ich nicht zum Nachmittagstee einladen würde, liebes Schwesterlein.«
»O Ian, kannst du nicht mal ernst sein? Man hat dir beinahe den Kopf eingeschlagen und dein Gesicht in Brei verwandelt, und du sitzt da und machst Witze«, schimpfte Elysia den Tränen nahe.
»Tut mir leid, meine Liebe. Ich habe nur versucht, die Spannung zu mildern. Manchmal hilft ein Witz ganz gut dabei.«
»Nein, mir tut es leid, daß ich dich geschimpft habe«, sagte Elysia reumütig, »aber wenn du wüßtest, welche Sorgen ich mir gemacht habe. Ich kann dich meinem Mann und meinen Freunden nicht vor- stellen. Du schleichst nachts mit unerfreulichen Gestalten in der Gegend herum, die dich umbringen könnten - verkleidet, weiß der Himmel als was? Ich weiß, daß du in irgendwas verwickelt bist. Kann ich dir helfen?«
»Es steht viel zuviel auf dem Spiel, ich kann nichts riskieren«, ent- gegnete Ian und blickte Elysia und Jims fest an. »Die Zukunft Eng- lands liegt auf der Waagschale.«
»Oh«, murmelte Elysia erschrocken.
»Das ist im Moment viel wichtiger als einer von uns«, erklärte er, »und außerdem bin ich unter falschem Namen hier. Man kennt mich als David Friday.«
»David Friday!« rief Elysia aus. »Aber das gibt es nicht - du bist der, von dem mir Louisa erzählt hat.«
»Louisa Blackmore... sie hat von mir gesprochen?« fragte Ian zögernd.
»Ja, das hat sie«, entgegnete Elysia und blickte mit verständnis- vollen Augen in sein gerötetes Gesicht. »Um die Wahrheit zu sagen, sie ist in dich verliebt.«
»Ist sie das? Louisa mag mich ein wenig?« fragte er mit leuchten- den Augen.
»Nicht nur ein wenig. Du hast einen ziemlichen Eindruck auf sie gemacht, glaube ich.« Elysia sah ihn erstaunt an. »Warum mußtest du einen falschen Namen annehmen?«
»Wenn man den Feind nicht kennt und man nicht weiß, welche Informationen er hat, dann muß man alle Mittel ergreifen, um sich und seinen Auftrag zu schützen. Mein Name wurde vielleicht im Ministerium erwähnt, und wie man so sagt: Wände haben Ohren. Vielleicht reagieren wir auch zu heftig, aber keine Vorsichtsmaß- nahme ist zu groß, wenn wir dadurch den Erfolg sichern können.«
»Ich verstehe. Es klingt sehr gefährlich«, meinte Elysia nach- denklich und sah Ians zerschlagenes Gesicht an.
»Ja, diese Männer fassen Eindringlinge nicht mit Samthandschu- hen an. Ich möchte dich nicht in ihrer Nähe wissen, Elysia. Deswe- gen will ich dich auch nicht im entferntesten in meine Angelegen- heiten verwickeln.«
»Wie haben sie deine Identität entdeckt?«
»Sie wissen immer noch nicht, wer ich wirklich bin, sonst hätten sie schon die Fische mit mir gefüttert.«
Elysia lief ein Schauer über den Rücken, als sie daran dachte, was hätte geschehen können. Sie hielt seine großen Hände fest, als wolle sie ihn nie wieder gehen lassen. Ian lächelte, er wußte, daß sie sich um ihn ängstigte und drückte beruhigend ihre Hand.
»Sie glauben, ich bin ein Tunichtgut von einem Matrosen, den sie unehrenhaft aus der Königlichen Marine rausgeschmissen haben und der gern ein wenig zu tief ins Glas schaut.« Ian roch widerwillig an seinen Kleidern, die nach billigem Whisky stanken. »Ich habe mich ordentlich mit dem schrecklichen Zeug einparfümiert, bevor ich ihnen zu nahe kam, für den Fall, daß sie mich entdecken. Das ist ja dann auch geschehen«, fügte er mit Selbstverachtung hinzu.
»Zu nahe an was?« wollte Elysia ängstlich wissen.
»Zu nahe an einen Schmugglerring.«
»Hier? Aber ich dachte, diese Geschichten wären nur Übertrei- bung - weiche Bedeutung können schon ein paar Fässer Brandy und einige Meter Samt für dich, einen Offizier der Marine, haben?«
»Diese Schmuggler beschäftigen sich nicht nur mit verbotenen Waren, sie schmuggeln französische Spione ein, die sich geheime Informationen beschaffen und damit unser Land gefährden.«
»Verrat!« flüsterte Elysia. »Aber kein Engländer würde es wagen, sein Land zu verraten. Bist du ganz sicher?«
»Ja«,
Weitere Kostenlose Bücher